Es war fast wie der alte katholische Brauch des „Herbergsuchens“: Die Boxerklubs waren nicht bereit, der Veranstaltung ein Dach, sprich, einen Platz zu geben. Schließlich fand man aber doch eine Herberge. Ein Hundesportklub in Deutschland erklärte sich bereit, das Treffen auf seinem Platz auszurichten. 28 weiße Boxer waren gemeldet, was eine recht große Anzahl darstellt, bedenkt man, dass bei den üblichen Zuchtschauen meist etwa 80 – 100 Boxer, und dies in zwei Farbschlägen, nämlich gestromt und gelb, ausgestellt werden. Weiß ist ja auch der zahlenmäßig kleinste Farbschlag – etwa 20% aller Boxerwelpen sind weiß. Und etwa die Hälfte von ihnen wird – auch heute noch! – gleich nach der Geburt getötet, was illegal ist. Auf diese Problematik aufmerksam zu machen, war auch eine der Motivationen für diese Treffen.
Weiß darf nicht sein …
Der Grund für diese illegalen, noch immer stattfindenden Tötungen gesunder Hundewelpen: Weiße, gescheckte und schwarze Boxer sind nicht „standardgerecht“. Daher werden sie auch zu Ausstellungen und zur Zucht nicht zugelassen. Unverständlich, aber Tatsache ist, dass es in Boxerkreisen noch immer als Makel gilt, wenn Elterntiere Weiß vererben. Gottlob gibt es aber immer mehr Züchter, die zu ihren Weißen stehen und diese auch aufziehen. Die Kehrseite der Medaille ist, dass es auch einige Züchter gibt, die ihre weißen Boxer zu weit überhöhten Preisen ins Rotlichtmilieu verkaufen, wo sie bei illegalen Hundekämpfen eingesetzt werden sollen.
Eine Lösung
Der einfachste Weg wäre, wenn der Boxerklub, der ja den Rassestandard erstellt, auch die weiße Farbe in den Standard aufnimmt. Wenn nämlich der weiße Boxer in diesem Fall dann auch ein „standardgerechter“ Boxer ist, hätte kein Züchter mehr Veranlassung, die weißen Welpen zu selektieren. Und es spricht nichts gegen diese Lösung, denn die weißen Boxer sind nicht krankheitsanfälliger als farbige, und auch die ihnen nachgesagte Taubheit ist ein Ammenmärchen. Jeder Boxerzüchter weiß vielmehr, dass gerade die weißen Welpen immer die stärksten Hunde im Wurf sind. Daher haben auch sehr bekannte Züchter das „Herauszüchten“ der weißen Fellfarbe mittlerweile deswegen aufgegeben, weil ein zu großer Substanzverlust bei den Farbigen die Folge war.
Bekanntheit hilft
Bei dem Treffen in Issum – einem Städtchen in der Nähe von Duisburg – konnte man einige wunderschöne und starke weiße Boxer sehen. Viele Menschen wissen ja nicht einmal, dass es weiße Boxer überhaupt gibt – so wie ich selbst dort zum ersten mal einen schwarzen Boxer sah, der genau so unerwünscht ist wie der weiße. Das gegenseitige Kennenlernen, aber auch die Informationsweitergabe und das kräftige Lebenszeichen dieser Boxer, deren viele Geschwister den ersten Tag ihres Lebens nicht überlebten, gaben dem Treffen den verdienten Erfolg, und die Veranstalter stecken bereits in den Vorplanungen für das nächste.
Oder wird der Boxerklub schon bald den „alten neuen“ Farbschlag wieder in den Standard aufnehmen? Vor vielen Jahren war der weiße Boxer im Standard, doch in einer leider sehr unseligen Ära wurde dann die weiße Farbe verboten – und so blieb es bis heute.
Info: Heinz Rosenberger ist im Jahr 2009 verstorben.