Drogenkartell setzt Kopfgeld auf Polizeihund aus

Von Monica Sterle

„Sombra“ schnüffelt weiter, jetzt aber mit Leibwächtern

Bogota (APA/dpa) – „Sombra“ ist die beste Spürnase der kolumbianischen Polizei. Der Golf-Clan, das mächtigste Verbrechersyndikat des südamerikanischen Landes, hat deshalb ein Kopfgeld in Höhe von 200 Millionen Peso (59.000 Euro) auf die Deutsche Schäferhündin ausgesetzt, wie die Zeitung „El Tiempo“ am Donnerstag (Ortszeit) berichtete.

„Sombra“ wurde schon als Welpe zum Drogenspürhund ausgebildet. Sie war in der Drogenhochburg Uraba an der Karibikküste sowie den Hafenstädten Barranquilla, Cartagena und Santa Marta im Einsatz. Bei der jüngsten Militärparade am Unabhängigkeitstag wurde sie für ihren Kampf gegen die Drogen sogar mit einer Medaille geehrt.

Nachdem sie allerdings rund fünf Tonnen Kokain aufgespürt hatte, geriet die Hündin mit der feinen Nase ins Visier von Golf-Clan-Chef Dairo Usuga alias „Otoniel“. „Sie ist ein Alptraum für Drogenhändler wie Otoniel“, sagte der Chef der Anti-Drogen-Polizei, Oscar Solarte.

„Sombra“ hat bereits rund 300 Einsätze absolviert. Mit ihrer Hilfe konnte die Polizei zahlreiche Drogenlieferungen beschlagnahmen und 245 Verdächtige festnehmen. Die Erfolgquote der Hündin rückte sie in das Visier des mächtigen Verbrechersyndikats.

Der Golf-Clan ist aus rechtsgerichteten Paramilitärs hervorgegangen und gilt als mächtigste kriminelle Organisation Kolumbiens. Die Bande ist in Drogenschmuggel, illegalen Bergbau und Schutzgelderpressung verwickelt. Zudem wird sie für zahlreiche Morde und Vertreibungen verantwortlich gemacht.

Sicherheitsexperten befürchten, dass nach dem Friedensvertrag mit der linken Guerillaorganisation FARC kriminelle Gruppen wie der Golf-Clan versuchen könnten, das Machtvakuum in den ehemaligen FARC-Gebieten zu füllen und die lukrativen Drogengeschäfte der Rebellen zu übernehmen. Kolumbien ist vor Bolivien und Peru der größte Kokain-Produzent der Welt.

Zu ihrer eigenen Sicherheit wurde „Sombra“ nun in die Hauptstadt Bogota versetzt. „Jeden Tag inspizieren wir den Frachtbereich im Flughafen El Dorado“, sagte „Sombras“ Hundeführer Jose Rojas im Fernsehsender RCN. Immer an ihrer Seite: Zwei Polizisten als Leibwächter für die Fahnderin auf vier Pfoten.

Am Hauptstadtflughafen ist „Sombra“ schon ein kleiner Star. Passagiere erkennen sie und wollen Selfies mit ihr machen. „Sie ist eine sehr liebe und ruhige Hündin. Sie hat kein Problem damit, wenn Kinder sich ihr nähern“, sagt Oberst Solarte. „‚Sombra‘ ist sehr verspielt, das hilft ihr auch bei ihrer Arbeit.“

 

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