Dog Diving – Wasserspringen für Hunde

Von Monica Sterle

Hamburg/Bonn (APA/dpa) – Eine ungewöhnliche Sportart für Hunde erfreut sich wachsender Beliebtheit: Das Wasserspringen – auch bekannt als Dog Diving. Anders als Menschen machen Hunde dabei keine Salti, sondern versuchen, möglichst weit oder hoch zu kommen.

Als Hazel aus dem Wasser kommt, klebt ihr haselnussbraunes Fell tropfend am Körper der Hündin. Zufrieden legt sie ihr Spielzeug vor ihrer Besitzerin ab. Die kleine Border-Collie-Dame geht ihrem Frauchen nur bis zu den Knien, gerade hat sie aber einen gewaltigen Satz hingelegt: 5,50 Meter ist sie durch die Luft gesprungen, bevor sie mit einem lauten Platschen im Pool landete und zu ihrem Spielzeug paddelte.

Hazel ist einer der Vorzeigehunde einer Disziplin, die immer mehr Hundebesitzer für sich entdecken: Beim Dog oder Dock Diving springen Hunde von einem Steg oder einer Rampe ins Wasser – möglichst weit oder möglichst hoch. „Big Air“ heißt die in Deutschland am weitesten verbreitete Disziplin, hier geht es allein um die Sprungweite.
„Hazels Rekord liegt bei 7,60 Meter“, erzählt Maxime Martens, die mit ihrem siebenjährigen Vierbeiner vor rund sechs Jahren das Dog Diving für sich entdeckt hat. Inzwischen gibt sie europaweit Seminare, um anderen Hundebesitzern die Sportart näher zu bringen.

In Deutschland finden seit 2012 größere Wettkämpfe statt. Die Szene sei bisher eher semiprofessionell eingestellt, trotzdem reisen Aktive inzwischen dafür durch das ganze Land, sagt Udo Kopernik, Pressesprecher des Verbandes für das Deutsche Hundewesen (VDH). Die Wettkämpfe finden meist auf Messen oder anderen Großveranstaltungen statt. Für die Durchführung braucht es neben einer sechs Meter langen Rampe auch einen 9,60 Meter langen Pool mit mehr als 50.000 Litern Wasser. Von der Rampe aus werfen die Hundehalter einen Gegenstand ins Wasser, die Hunde nehmen vom Ende des Stegs aus Anlauf und springen dann ihrem Spielzeug hinterher in den Pool.

Wer ausprobieren will, ob sein Hund ein guter Wasserspringer ist, braucht aber keine professionelle Anlage. Stege an öffentlichen Gewässern wie Seen und Kanälen bieten sich zum Üben genauso an. Man sollte nur darauf achten, dass das Wasser mindestens einen Meter tief ist und der Steg nicht zu hoch über der Wasseroberfläche liegt. „In Badegewässern sind Hunde außerdem oft nicht erlaubt“, so Kopernik.

Alles steht und fällt damit, ob der Hund sich im Wasser wohlfühlt. Jagdhunde- oder Retrieverrassen sind wasseraffin, bei anderen Hunden tastet man sich am besten vorsichtig an das Element heran. „Badehose an und rein ins Wasser“, rät VDH-Sprecher Kopernik den Hundebesitzern. Mit dem Lieblingsspielzeug des Haustiers könne man dann langsam das Apportieren aus dem See oder Pool üben. „Ich habe auf Veranstaltungen vielfach erlebt, dass Hunde schon beim ersten Mal ein Aha-Erlebnis hatten und das direkt noch mal machen wollen.“ Doch nicht alle können sich mit dem Sprung ins Ungewisse anfreunden. Manche Tiere begnügen sich damit, vom Steg aus vorsichtig die Pfote ins Wasser zu stecken. Darauf müsse man dann Rücksicht nehmen, sagt Kopernik. „Schubsen gilt nicht.“

Hat der Hund Gefallen an den Sprüngen ins Wasser gefunden, kann man nach und nach die Distanz der Würfe steigern. Talentierte Hunde verfeinern dann von selbst ihre Technik. Mit einigen Tricks kann man ihnen helfen, die Sprünge zu verbessern: „Die Wurftechnik ist sehr wichtig“, erläutert Hundetrainerin Martens. Ein flacher Wurf zieht auch einen flachen Sprung nach sich. Wie gut die Hunde sind, wird bei Wettkämpfen per Videoanalyse bestimmt. Es gibt zwei Größenklassen, bei den großen Hunden sind vier Meter Sprungweite schon ein passabler Wert. Gemessen wird der Abstand vom Ende der Absprungbühne bis zur Schnauzenspitze, erklärt Alexander Dobernig. Der Österreicher organisiert in Deutschland Wettkämpfe bis hin zur Europameisterschaft. Die Teilnahme ist kostenlos, zu gewinnen gibt es meist kleine Sachpreise. Am Anfang steht oft ein offenes Training, in dem Neulinge sich ohne Druck ausprobieren können. Grundsätzlich sollte das Tier nicht überfordert werden.

„Voraussetzung ist, dass der Hund Spaß am Wasser und am Hereinspringen hat“, betont Anna-Laura Knorpp vom Deutschen Tierschutzbund. Wenn Hunde sich nur schwer motivieren lassen, sich entziehen wollen oder stark hecheln, ist das ein Zeichen für zu viel Druck. „Bei Wettkämpfen besteht immer die Gefahr, dass der Ehrgeiz des Halters dem Wohl des Tieres entgegensteht“, warnt Knorpp. Außerdem sprechen Augen- und Ohrenentzündungen oder Gelenkprobleme gegen einen Einsatz.

Für die Sicherheit der Tiere sorgt während der Veranstaltung ein Helfer. „Selbst wenn ein Hund nach dem Sprung ins Wasser wie ein Stein untergehen sollte, ist immer eine Sicherheitsperson im Pool, die dem Tier sofort beisteht“, erklärt Dobernig. Das sei bei mehr als 5.000 Hunden bisher aber erst einmal passiert – und ohne Folgen geblieben: „Die französische Bulldogge hat bis auf einen Schrecken keinen Schaden davongetragen.“

 

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