Die Sinneswelt der Hunde

Von Kristina Ziemer-Falke

Hund und Mensch sprechen nicht nur unterschiedliche Sprachen, sie nehmen auch ihre Umwelt ganz unterschiedlich wahr. Grund dafür sind die Sinnesorgane, die für das Sehen, Riechen, Schmecken, Hören und Tasten verantwortlich sind. So wurden unsere vierbeinigen Gefährten von der Natur aus mit leistungsstärkeren Sinnen ausgestattet als wir. Dass unser Hund nicht hört, hat also selten etwas mit seinem Hörsinn zu tun. Tauchen Sie mit uns ein in die spannende Welt der Sinne unserer Hunde und erfahren Sie, wie dies Ihren Alltag bereichern kann.

Die Sinneswelt der Hunde ist umfangreich und faszinierend zugleich. Die einzelne Funktionalität der Sinnesorgane und auch das exzellente gemeinsame Zusammenspiel sind faszinierend und befähigen den Hund zu außergewöhnlichen Leistungen. Schauen wir uns die besonderen Fähigkeiten des Hundes einzeln an:

Die Nase und ihr Geruchsvermögen
Betrachtet man die Geruchsfähigkeit des Hundes, fällt auf, dass im Unterschied zur menschlichen Nase die eintretende Luft auf direktem Weg die Riechschleimhaut erreicht und kaum Geruchs­informationen verloren gehen. Kleine Knorpel in der Naseninnenwand sorgen dafür, dass Atemluft direkt als Sauerstoffzufuhr in die Lunge gelangt oder feinste Duftstoffe genauer analysiert und identifiziert werden. So ist es dem Hund beispielsweise möglich Käsesorten bis ins kleinste Detail oder nach Reifegrad zu unterscheiden. Zudem ist der Hund in der Lage stereo zu riechen. Das heißt, die in das linke und rechte Nasenloch einströmenden Duftmoleküle werden individuell verarbeitet und auch ein „Richtungsriechen“ ist möglich, so dass ein Hund eben genau in der richtigen Richtung eine Person verfolgen und suchen kann. Damit diese Flut an Duftstoffen verarbeitet werden kann, befinden sich über 200 Millionen Zellen in der Nase, die den Riechvorgang unterstützen. Hunde mit sehr kurzen Nasen wie Mops, französische Bulldogge und ähnliche Rassen können durch anatomische Veränderungen beschriebene Riechleistung nicht so erreichen wie Hunde mit langer Schnauze, dennoch sind sie uns Menschen haushoch überlegen. Die Nase zählt zu dem effektivsten Sinnesorgan des Hundes. Rüden können läufige Hündinnen bis zu einer Entfernung von mehreren Kilometern riechen.

Die Augen und ihre Sehfähigkeit
Die Sehfähigkeit, Farberkennung sowie das räumliche Sehen des Hundes ­unterscheiden sich zu der des ­Menschen. Der Aufbau des Auges ist an ein Leben in der freien Natur angepasst und verschafft dem Hund einen Blickwinkel, mit dem er bis zu circa 240 Grad um sein Gesichtsfeld herum wahrnehmen kann. Er muss uns also nicht ansehen, um zu sehen was wir tun. Bei Hunderassen mit kurzen Schnauzen hat sich die Schädelform zur Urform verändert und die Augen sind meist frontal, ähnlich uns Menschen, angeordnet. Dadurch verringert sich die Fähigkeit, weiträumig das Umfeld wahrzunehmen, jedoch liegen diese Hunde im Bereich des Nahsehens weiter vorn.
Eine Spezialität des hündischen Auges ist es, in der Dämmerung scharf sehen zu können. Diese Fähigkeit beherrschen sie, da das hündische Auge feinste Helligkeitsunterschiede erkennen kann, da sich unter anderem die Pupille enorm vergrößern kann und der Hund noch über das Tapetum lucidum verfügt. Es wird vermutet, dass Hunde Farben sehen wie Menschen, die an der Grünblindheit leiden. Möchten Sie Ihrem Hund eine Freude machen und bringen ein Spielzeug mit, sollte es blau sein, denn das kann er am besten erkennen. Absolute Spezialisten sind Hunde im Bewegungssehen. Die kleinste Bewegung wird wahrgenommen und analysiert, ob es sich dabei um ein Beutetier, einen Kumpel oder eine drohende Gefahr handeln könnte. Hingegen tun sich Hunde mit starren, nicht bewegten Objekten schwer. Hunde können an einem erstarrten Huhn oder Hasen vorbeilaufen, ohne es zu erkennen. Würde sich das Tier nur minimal bewegen, hätte es die volle Aufmerksamkeit Ihres Hundes.
Die Ohren und deren Hörvermögen
Ob Steh-, Kipp- oder Schlappohr, hören können unsere Hunde fantastisch. Immer wenn sich ein Teilchen in der Luft bewegt, erzeugt es Schallwellen und die nimmt der Hund wahr. Die Qualität des Hörens kann sich nur zum Nachteil verändern, wenn widrige Umstände wie etwa das Ändern der Windrichtung das Hören eindämmen. Die Beweglichkeit der Ohren wird über viele Muskeln gesteuert. Somit kann Ihr Hund nicht nur gut hören, sondern auch gezielt Geräusche anvisieren und störende Töne anderer Quellen herausfiltern. Bestimmt haben Sie schon beobachtet, dass Ihr Hund auf einer Wiese einen Maulwurf in seinem unterirdischen Gang verfolgt hat und an einem Maulwurfshügel innehielt, um diesen freudig zu erwarten. Das liegt daran, dass das Hörvermögen weit in den Ultraschallbereich von mindestens 50 kHz reicht – und, wie das Beispiel schön verdeutlicht, auch durch ein anderes Medium hindurch.

Die Haut, Sinushaare und Pfoten
Ihr Hund nimmt über seine Fellstruktur, einzelne über den Körper verteilte Sinushaare und die Pfoten kleinste Veränderungen im statischen Magnetfeld der Erde wahr. So reagieren Hunde oft auf eine bevorstehende Naturkatastrophe, bevor Messgeräte anschlagen. Die Fellstruktur dient neben dem Schutz des Organismus dazu, Bewegungen, die Druckwellen erzeugen, zu erspüren. Sinushaare haben einen Anteil an diesen Empfindungen, da sich in diesen Haaren verlängerte Nerven befinden, die mit dem neurologischen Netz verbunden sind. Der Hund kommuniziert also bis in die Haarstrukturen hinein.

Über die Pfoten schwitzen unsere Hunde, und neben dem Hecheln stehen dem Hund keine weiteren Drüsen zur ­Verfügung, um die Körpertemperatur zu regulieren. Darum sind frisches Wasser an warmen Tagen und eine kühle ­Rückzugsmöglichkeit unumgänglich.

Pdf zu diesem Artikel: sinneswelt

 

Das könnte Sie auch interessieren: