Die posttraumatische Belastungsstörung beim Hund

Trauma und traumatisiert – Begriffe, die zur Zeit in sämtlichen Hundeforen und Facebook-Gruppen von Hundehaltern (über-)strapaziert werden, oft ohne dass die Hunde­halter genau wissen, was sich dahinter wirklich verbirgt. In diesem Artikel widmen wir uns dem Psychotrauma, der akuten Belastungsreaktion und der Posttraumatischen ­Belastungsstörung, denn eine vernünftige Abgrenzung der Diagnosen und die Ver­wendung einer einheitlichen Nomenklatur sorgten für Klarheit und bringen hoffentlich etwas mehr Fachlichkeit in die Diagnostik und Therapie von betroffenen Hunden.

Was ist ein Psychotrauma?
Bei weitem nicht jedes Erlebnis, das Angst auslöst, verursacht entgegen der oft vertretenen Meinung eine seelische Verletzung, ein sogenanntes Psycho­trauma. In der klinischen Humanpsychologie, die sich mit psychischen Erkrankungen, deren Ursachen und ­Therapie befasst, wird der Begriff Trauma definiert als ein außergewöhnliches Ereignis, bei dem ein zu großer Unterschied zwischen den bedrohlichen ­Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten auftritt. Die erlebte Unfähigkeit, positiv auf die Situation einwirken zu können, löst extremen Stress aus, der auf der Gefühlsebene von Hilflosigkeit, Kontrollverlust und Entsetzen bis hin zu Todesangst begleitet wird. Entscheidend ist die subjektive Bewertung durch das Individuum, da sich die Bewältigungskompetenzen in bestimmten Situation zwischen Individuen stark unterscheiden, je nachdem, welche Erfahrungen der Betroffene in seinem Leben gemacht hat. Würde man einen deutschen Sofahund eine Nacht in Anatolien aussetzen, wo er im Dunkeln von einem Wolf angefallen wird, könnte dieses Erlebnis bei ihm mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Psychotrauma hinterlassen. Ein türkischer Herdenschutzhund aus der Gegend hat damit vermutlich mehr Erfahrung. Für ihn ist es zwar eine ständige, aber keine außergewöhnliche Bedrohung. Hat er aufgrund seiner Lebenserfahrungen zudem Kompetenzen im Umgang mit so einer Situation erworben, wird die Begegnung wahrscheinlich nicht zur Traumatisierung führen.

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