Örtliche Betäubung (Lokalanästhesie)
Sie bezieht sich nur auf ein bestimmtes Körpergebiet ohne Ausschaltung des Bewußtseins. Dazu wird ein Lokalanästhetikum benutzt. Das Mittel wirkt direkt auf den Nerv oder die Nervenendigungen ein und führt in einer festgelegten Reihenfolge zur Ausschaltung der Empfindung für Schmerz, Temperatur, Berührung. Schließlich werden auch die motorischen Nerven ausgeschaltet, sodaß es in dem betreffenden Bereich zur Bewegungsunfähigkeit kommt.
Bei der Lokalanästhesie unterscheidet man folgende Anwendungen:
Oberflächenanästhesie: ein Betäubungsmittel wird auf die Haut, Schleimhaut, Lidbindehaut oder Serosa aufgetragen (aufgeträufelt oder aufgetupft);
Kälteanästhesie: durch starke Kälte werden die Nervenendigungen schmerzunempfindlich gemacht (z. B. Chloräthyl) – Vereisungsspray;
Infiltrationsanästhesie: das Operationsgebiet wird mit einem injizierbaren Lokalanästhetikum infiltriert (durchtränkt);
Leitungsanästhesie: Nervenbahnen werden durch ein injizierbares Lokalanästhetikum blockiert;
Extraduralanästhetikum: Rückenmarksanästhesie durch Injektion eines Anästhetikums in den Extraduralraum (Rückenmarkspaltraum).
Allgemeine Betäubung (Narkose)
Die Narkose bezieht sich auf den gesamten Organismus, indem durch Verabreichung eines Narkotikums eine allgemeine Schmerzausschaltung erreicht wird. Weitere Merkmale der Narkose sind Bewußtlosigkeit (Amnesie), Muskelerschlaffung (Relaxation) und eine weitgehende Herabsetzung oder Fehlen der Reflexe (Areflexie). Die Narkose ist steuerbar, wenn sie sofort abflutet, sobald das Narkosemittel nicht mehr gegeben wird und wieder tiefer wird, sobald das Narkotikum wieder zugeführt wird. Dies gilt vor allem für die Inhalationsnarkotika. Von einer nicht steuerbaren Narkose spricht man bei den injizierten und eingegebenen Narkotika. Die Narkose flutet entsprechend der Art des Mittels an, erreicht die Narkosetiefe und flacht wieder ab.
Bewusst- und Reflexlos
Die Narkose läuft in verschiedenen Stadien ab, entsprechend der Reihenfolge der Funktionsausschaltung im Zentralnervensystem; zuerst die Funktionen der Großhirnrinde (Bewußtsein), dann Zentren des Mittelhirns (unbewußte Reflexe) und die spinalen Reflexe des Rückenmarks (motorische Reflexe). Werden schließlich die lebenswichtigen Zentren, also Atem- und Kreislaufzentrum miteinbezogen, besteht Lebensgefahr.
Stadien der Narkose
I Analgetisches Stadium (Dämpfung der Schmerzempfindung)
II Exzitationsstadium (Erregungsstadium)
III Toleranzstadium (Stadium für den chirurgischen Eingriff)
IV Stadium der Asphysie (Atemlähmung)
Zur Vorbereitung des zu operierenden Tieres wird vor jedem chirurgischen Eingriff eine Schmerzausschaltung durch lokale oder allgemeine Betäubung vorgenommen. Zur Einleitung der Narkose (Prämedikation) werden zum Zweck der Beruhigung des Tieres (Sedation) und besseren Verträglichkeit des Narkotikums) Beruhigungs- und Muskelerschlaffungsmittel gegeben.
Narkoserisiko
Dank der in den letzten zwei Jahrzehnten enormen Weiterentwicklung auf dem Gebiet der Anästhesie sind für den Chirurgen viele Operationen und Eingriffe durchführbar geworden. Auch die früher vorhandenen Nebenwirkungen und Belastungen des Patienten durch die Narkose sind weitaus erträglicher geworden. Das allgemein gefürchtete Narkoserisiko kann durch die heute angewandten Narkosemitteln, Narkosegeräte und Narkoseüberwachung auf ein minimales Restrisiko reduziert werden. Dennoch verbleibt der Narkose (Vollnarkose) für den Anästhesisten, den Patienten bzw. dem Tierbesitzer eine Ehrfurcht erregende Eigenschaft.
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Formen der Narkose
– Inhalationsnarkose:
hiebei wird ein gasförmiges Narkosemittel mit der Atemluft in den Organismus gebracht und gelangt dann auf dem Blutweg zum Zentralnervensystem. Der Wirkungseintritt hängt von der Atemtiefe ab.
– Intravenöse Narkose:
direkte Zufuhr eines Narkotikums in die Blutbahn, Wirkungseintritt nach etwa 30 bis 60 Sekunden.
– Intraperitoneale Narkose:
Injektion des Narkotikums in die Bauchhöhle und dort Resorption durch die Serosa, Wirkungseintritt nach etwa fünf bis zehn Minuten.
– Intramuskuläre Narkose:
Injektion eines Narkotikums in den Muskel, Resorption durch das Blut, Wirkungseintritt nach etwa zehn bis zwanzig Minuten.
– Orale Narkose:
Eingabe eines Narkotikums mit der Sonder oder Beimischung zu Futter oder Trank, Resorption durch Magen- und Darmschleimhaut, Wirkungseintritt nach etwa 15 bis 30 Minuten.
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Narkose: Wichtige Begriffe
Analgetika: Schmerzmittel. Zentral wirkende Schmerzmittel sind Morphin und Opiate.
Sedativa: Beruhigungsmittel. Man unterscheidet zwischen Mitteln, die zu echtem Schlaf führen und Mitteln, die zur Beruhigung (Herabsetzung von Erregungszuständen) ohne Schlaf führen.
Neuroleptika: Auf das Zentralnervensystem dämpfend wirkende Mittel; keine echten Narkosemittel, keine Schmerzmittel.
Neuroleptanalgesie: Kombinierte Verwendung: Neuroleptikum und Analgetikum.
Muskelrelaxantien: Mittel, die den Tonus der Skelettmuskulatur herabsetzen oder aufheben.
Narkoseprämedikation: Es werden vor der eigentlichen Narkose Mittel gegeben, durch die eine Herabsetzung der vegetativen Reflexe oder eine Beseitigung von nicht erwünschten Nebenwirkungen der Narkotika erreicht wird.
Potenzierte Narkose: Verstärkung der Wirkung eines Schmerzmittels oder Narkosemittels durch Prämedikation eines Neuroleptikums.