„Die Leiden des jungen B.“ – Das darf nicht sein!

Von Hans-Peter Brusis

Der Artikel „Gequält für die Schönheit: Die Leiden des jungen B.” in der Mai-Ausgabe hat grossen Widerhall gefunden. Sie erinnern sich, es ging dabei um einen Shar Pei, der in exzessiver Übertreibung des Rassestandards am Kopf so extrem befaltet war, daß er die Augen nicht mehr öffnen konnte und aufgrund einer starken chronischen Entzündung die Erblindung drohte. Er wurde von seinem Züchter/Besitzer deshalb einfach ausgesetzt und vom Tierheim Krems aufgenommen. Univ.-Prof. Walde operierte den jungen Hund, der mittlerweile einen guten Platz gefunden hat. Hans-Peter Brusis, erster Vorsitzender des 1. deutschen Shar-Pei Clubs, ein verantwortungsvoller, um die Gesundheit seiner Rasse bemühter Hundeklub, hat sich für die Offenheit des Artikels bedankt und uns folgenden Beitrag geschickt.
Von Hans-Peter Brusis, 1. Vorsitz. des 1. Dt. Shar-Pei Clubs

Den Artikel „Die Leiden des jungen B.” habe ich mit sehr gemischten Gefühlen gelesen, stimme aber Ihrer Meinung, dass das nicht sein darf, absolut zu. Als erster Deutscher Shar-Pei Club sind wir bemüht, in unserem Zuchtbestreben jegliche Übertypisierung auszuschalten und zu vermeiden. Wir bemühen uns seit Jahren in der Öffentlichkeit, das Bild des Shar-Pei als gesunden, aktiven und lebenslustigen Familienhund zu vermitteln. Um solche Auswüchse, wie Sie in Ihrem Artikel beschreiben, zu verhindern, haben wir strenge Zuchtzulassungskritierien aufgestellt.

Strenge Zuchtauslese
Wir wissen, dass unsere Rasse zum Entropium (Einrollen der Augenlider) neigt und versuchen eben, über eine gezielte Zuchtpartner-Wahl jegliches Extrem abzustellen. Seit Jahren haben wir in Deutschland eine Zuchtzulassungsprüfung eingeführt, in der sehr streng über eine Zuchtverwendung befunden wird. Diese Zuchtzulassungskommission besteht aus einem VdH-Richter, dem Zuchtleiter oder einem Zuchtwart und einem erfahrenen Züchter.

Problemhunde meist aus dem Osten
Erklärtes Ziel unseres Clubs ist es, gesunde, aktive, langlebige und gut verträgliche Hunde zu züchten. Leider stehen wir in Europa ziemlich alleine da, wenn wir die Shar-Pei z.B. aus dem Osten, insbesondere aus Ungarn, oder aber auch aus Frankreich betrachten. Unseres Wissens gibt es in Österreich nicht einen aktiven Shar-Pei Züchter im ÖKV (Österr. Kynologenverband). Die meisten Hunde kommen dort aus Ungarn, Tschechien oder der Slowakei. Sie werden zwar unter dem Mantel der FCI (Federation cynologique international) angeboten, aber nach wie vor ist dort die Kontrolle der Zucht mehr als mangelhaft.

Falsche Meinung revidieren
Leider besteht vielfach immer noch die irrige Meinung in der Öffentlichkeit, dass der Shar-Pei so faltig wie nur irgend möglich sein sollte. Der Shar-Pei besticht in erster Linie durch seinen Charakter und sein Wesen und erst in zweiter Linie durch sein (vernünftiges) Aussehen. Helfen Sie bitte mit, diesen grundlegenden Irrtum in der Öffentlichkeit zu revidieren. Das Wohl dieser so liebenswerten Rasse muss an erster Stelle stehen. Der Shar-Pei ist ein so lieber und ausgeglichener Familienhund, dass wir alle daran mitarbeiten müssen, um solche Extreme, wie sie in Ihrem Artikel beschrieben wurden, zu vermeiden und zu verhindern. Unser Rat lautet für den Laien deshalb: nicht nur einen Züchter aufsuchen und dort gleich kaufen, sondern mehrere besuchen, sich ein Bild machen und dann in Ruhe zu Hause entscheiden; aber niemals auf der Straße oder auf Ausstellungen sich spontan zu einem Kauf bewegen lassen.

>>> WUFF – INFORMATION

Erster Deutscher Shar-Pei Club 1985 e.V.
1. Vorsitzender: Hans-Peter Brusis,
Guckenbühl 25, D-85298 Scheyern

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Extreme werden abgelehnt

Ich darf nochmals betonen, dass wir als Club bemüht sind, über ein computergestütztes Zuchtprogramm den richtigen Zuchtpartner zu finden und jegliches Extrem in der Rasse ablehnen und verurteilen. Der FCI Standard (Nr. 309) in seiner Neufassung vom 14.4.1999 sagt ausdrücklich in der Beschreibung des Körpers: „Bei erwachsenen Hunden sind Hautfalten am Körper höchst unerwünscht, außer am Widerrist und am Rutenansatz, wo eine mäßige Faltenbildung vorhanden ist.” Weiterhin heißt es bei den Gliedmaßen: „… Die Haut der Vorderläufe zeigt keine Falten …” und weiter unter Hinterhand „… Falten am Oberschenkel, am Unterschenkel, am Hintermittelfuß sowie eine Verdickung der Haut am Sprunggelenk sind unerwünscht.” Als ausschließender Fehler ist unter anderem genannt „Hautfalten oder Haare, die die normale Funktion der Augen beeinträchtigen.”

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