Deutschland adé

Von Manuela Schnur

In Deutschland wurden Menschen in der Mehrzahl der Hundeunfälle nicht von Pitbulls getötet. Dennoch wurde in den Medien jedes Mal von Kampfhunden gesprochen, wodurch in der Öffentlichkeit ein verzerrtes Bild entstand, da sie dieses Wort mit den in Hundekämpfen gezeigten Terriern assoziierte. Fahrlässige, rücksichtslose oder wie in Hamburg kriminelle Hundehalter waren die Verursacher. Ihre Hunde sind ihr Spiegelbild. Die Opfer und die Bevölkerung werden jetzt verhöhnt durch Alibimaßnahmen wie Hunderassenlisten, durch die lediglich die Unfähigkeit der Politiker kaschiert wird. Diese haben sich in ihrem überstürzten Aktionismus über Bürgerrechte, über die demokratische Grundordnung hinweggesetzt, welche die Bürger bis dato vor staatlicher Willkür geschützt hat.
Ich kämpfe gegen Hunderassenlisten in Hundeverordnungen, weil sie nicht in der Lage sind, weitere Bissvorfälle oder gar den Tod von Menschen durch Hunde zu verhindern. Man eleminiert durch Zucht- und Importverbote lediglich einige ausländische Hunderassen aus Deutschland. Als ob der nächste mißbrauchte Hundetyp nicht schon vor der Tür stünde. Dann zieht sich ein Gummiband der Hunde-Ausrottung durch Deutschland. Oder wie will man den nächsten Auswuchs regeln? Durch Vertuschung

Beweisumkehr verfassungswidrig
Unser englischer Bull Terrier ist in seinen 10 Lebensjahren niemals negativ auffällig geworden. Er ist kein Kampfhund, weil er geliebt und nicht missbraucht wird. Die Nachbarn mögen ihn und Kinder freuen sich, wenn er Toilettenpapierrollen apportiert. Der Hund ist kein gefährlicher Hund! Missbrauch von Hunden ist nicht von Rassen abhängig. Kampfhunde auch nicht. Diese Aussage bestätigt die Senatsverwaltung für Gesundheit von Berlin noch im März 2000. Nur wenige Wochen später übernimmt eine SPD-Politikerin die Leitung dieser Verwaltung und plötzlich wird eine Tatsache in Fiktion verkehrt. Sie bringt einen Gesetzesentwurf ein, der Hunderassenlisten – mit Rottweiler und Dobermann – enthält. Am 27/28. Mai 2000 beschließt die CDU-Fraktion auf ihrer Klausurtagung, die Kategorienthese zu übernehmen. Sie war bis dahin der Garant für demokratisches Vorgehen und unter CDU-Senatoren wurde in Berlin die rasseneutrale vorbildliche Verordnung vom November 1998 erarbeitet. Drei Mal wurden Rasselisten auf Grund von Anhörungen durch sie abgelehnt.

Bombe des Hasses gezündet
Was der Tod zweier Menschen durch Gebrauchshunde in NRW nicht vermochte, ist durch den aggressiv dressierten Pitbull eines 18fach Vorbestraften in Hamburg ausgelöst worden, der am 27.6.2000 einen 6jährigen Jungen tötete. Eine Bombe des Hundehasses wurde zur Explosion gebracht. Die Rasseliste wurde in Berlin per Eilverordnung eingeführt – ohne Rottweiler und Dobermann. Der ADRK (Allg. Deutscher Rottweiler Klub) LG-Vorsitzende von Berlin-Brandenburg unterstützte die Polizei mit Schutzanzügen und leitet heute beruflich ein Interventionsteam, das auf Hundehalterkontrollen abzielt. Hunde unserer Rassen/Mischungen müssen Maulkörbe tragen, egal wie freundlich sie sind. Sie erhalten keine Befreiung, auch alte Hunde nicht. Wer dagegen verstößt, wird automatisch zum unzuverlässigen Hundehalter, dessen Hund man sogar einziehen kann. Selbst von der Universität von Berlin überprüfte Therapie-Staffordshire Bull Terrier werden nicht vom Maulkorbzwang befreit.

Dubiose „Sachverständige”
Auf der Sachverständigenliste der Senatsverwaltung von Berlin findet man Hundefänger, Hundemassenvermehrer – den Amtsveterinären und dem Tierheim Lankwitz negativ bekannte Personen -, die nun mich und meinen Hund überprüfen dürfen. Die Sachverständigen prüften die ganze Zeit, ohne vereidigt zu sein. Die Überprüfungen durch Privatverbände und -personen ist verfassungswidrig. Das Ausmaß der Willkür der Hunderassenliste ist unübersehbar. Die Bevölkerung wird getäuscht damit. Eine Scheinsicherheit wird vorgegaukelt. Die Stimmung gegen Hundehalter ist in Berlin eskaliert, denn die Hundehasserlobby beweist mehr Zusammenhalt, als die Hundeorganisationen.

Reale Gefahren
Zusammengefasst ist für mich in dieser Entwicklung deutlich eine Gefahr für die Demokratie zu erkennen. So radikal und in demütigender Weise man mit seriösen Menschen umspringt, die keine Täter, keine Verursacher des Problems aggressiver Hund darstellen – unter jeglicher Missachtung unseres Grundgesetzes, das man sich sogar zurechtschustern will mit diesem Thema – ebenso radikal wird man auch in anderen Bereichen verfahren.
Eine Beweisumkehr ist für mich nicht zu akzeptieren, eine Überprüfung durch Privatverbände, -unternehmen oder -personen ebenfalls nicht. Sollten Regelungen getroffen werden, dass sich alle Hundehalter gleichermaßen mit ihren Hunden von einer staatlichen Exekutive nach einheitlichen und kompetenten Modi überprüfen lassen müssen, stimmte ich dem zu. Aber zu einer sonderbehandelten Person mit einem „Sondermüll-Hund”, der noch nicht einmal nach einem Nachweis seiner Freundlichkeit vom Maulkorb befreit wird, dessen englische Hunderasse in Deutschland verfemt und verboten wird, lasse ich mich nicht herabwürdigen und an den Rand der Gesellschaft stellen. Mir werden gravierende Grundrechte einfach entzogen. Die Mechanismen funktionieren einst wie jetzt.

Adé Deutschland
Ich werde um die Wiederherstellung meiner Rechte kämpfen, obwohl das System der Ausrottung der betroffenen Hunde akribisch und beängstigend ist. Denn, selbst wenn Gerichte uns unser Recht zugestehen, wird das Zahnrad weiter präzise ineinander greifen. Wohnungsbaugesellschaften dulden die Rasselistenhunde nicht mehr, die Versicherungen haftpflichtversichern sie nicht, obwohl dies zum Zwang wird, wenn doch, dann nur überteuert im Verhältnis zu anderen Hunden gleicher Größe und Stärke. Und was ist mit der anstehenden Änderung des Tierschutzgesetzes, das ein Bundesgesetz ist??? Wenn der Dt. Tierschutzbund und andere Tierschutzorganisationen sich durchsetzen, dann wird ein Zucht- und Importverbot für die Terrierrassen anstehen. Wie spricht der VDH mit dem Tierschutzbund? Wir gehören zusammen? Irgendwie gehöre ich nicht dazu. Deshalb, adé Deutschland – bis wieder die Demokratie für mich eingekehrt ist.



>>> WUFF – INFORMATION


Hundehalter ohne Lobby?

Die Mehrheit der betroffenen Hundehalter hat keine polische Lobby. Sie wird weder vom VDH, als Vertreter seiner Mitgliedszuchtvereine, noch vom Deutschen Tierschutzbund, der ebenfalls nur seine Sichtweisen berücksichtigt, vertreten.
Verursacher der Probleme sind Hundehalter, die bei weitem nicht nur „Rassenlistenhunde“ besitzen. Die Mit-Verursacher sind auch Behörden, die durch Nachlässigkeit versagen – wie im Fall des 18fach Vorbestraften, bereits abgeurteilten Kriminellen von Hamburg, dessen Hund mehrfach auffällig war – und weitere Vorfälle nahezu provozieren. In Berlin konnte die Verordnung von 1998 nicht ausreichend umgesetzt werden wegen Personalmangel bei den Amtsveterinären auf Grund maroder Finanzkassen der Senatsverwaltung. Anstatt diesen Mißstand zu beheben, diskriminiert man nun seriöse Bürger, zerstört Familien, katapultiert Hunde wie Schlachtvieh ins Elend, bringt Tierheime in Schwierigkeiten, stellt die Demokratie auf den Kopf, riskiert Klagekosten und verschaukelt die Bevölkerung. Es profitieren lediglich die „Sachverständigen“ durch die Einnahme beliebig hoher Gebühren und bei Einführung der „Kampfhundesteuer“ für kurze Zeit die Finanzämter. Eine Politik dümmsten Ausmaßes, mit der sich gewisse Parteien nicht rühmen können.
Die Masse der Hundehalter ist zerstreut in verschiedenen Einrichtungen vertreten oder kämpft als Einzelpersonen. Deren Vertretungen werden jedoch von Politikern nicht ausreichend, zumeist gar nicht, in die Erarbeitung von Regelwerken einbezogen. Sie sind auf Rechtsanwälte angewiesen, die sie selbst finanzieren.
Die Medien arbeiten den Politikern zu und umgekehrt, um sich der Hunde zu entledigen, „mit denen das deutsche Volk im Gegensatz zu deutschen Hunden zu wenig Erfahrung hat“ (ähnlich lautete die Begründung des BVerwG Berlin vom Januar 2000). Die Medien-Intervall-Hetzberichte sind zu belegen. Zur Zeit ist es ruhig in Berlin, nur wenn das Interventionsteam Hunde abschießt, steht ein Artikel in der Zeitung, aber der ist auch nicht mehr so groß. Es ist alles erreicht worden, man gibt sich zufrieden.



>>> WUFF – PORTRAIT


Manuela Schnur, 43-jährige Berlinerin, befasst sich seit 1990 mit dem Thema „Schutz der Bevölkerung vor gefährlichen Hunden“ und trägt im politischen Bereich nicht nur in Berlin zu dessen Versachlichung bei. In ihrer Familie lebt ein englischer Bull Terrier, sachkundig erzogen, als wahrer Vertreter seiner Rasse Politikern und einer breiten Bevölkerung in den Medien oft vorgestellt. Manuela Schnur hat als überzeugte Demokratin aus Protest Deutschland verlassen. Sie hält die überregionalen Hundeverordnungen mit Rasselisten für verfassungswidrig und kämpft als seriöse Bürgerin um ihr Recht, indem sie den Klageweg in Berlin beschritten hat.
e-mail: aboutourdogs@yahoo.de
Homepage: www.aboutourdogs.de
Fax: (0049) 030/3 21 40 65

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