Neben dem Deutschen Schäferhund (DSH), der als die klassische deutsche Hunderasse gilt, gibt es deutsche Hunderassen, die weniger bekannt sind. Porträts über den DSH gibt es zuhauf (u.a. auch in WUFF 7/2008).
In diesem Artikel sollen weniger bekannte deutsche Hunderassen vorgestellt werden, aus einem etwas anderen Blickwinkel als üblich: Es geht um Altdeutsche Hütehundeschläge, um den Spitz, den Deutschen Jagdterrier und den Rottweiler.
Die Herkunft und Entstehung sowie das ursprüngliche Zuchtziel, also die Aufgaben, wofür eine Rasse gezüchtet wurde, sind wichtige Faktoren, die bei der Anschaffung einer Hunderasse beachtet werden müssen. Die meisten unserer heutigen Hunde arbeiten jedoch kaum mehr in ihrem ursprünglichen Aufgabengebiet. Der Hütehund muss auch nicht zwingend hüten, Spitze nicht unbedingt einen Hof bewachen und der Rottweiler arbeitet auch kaum mehr als Metzgerhund. Am häufigsten noch werden Jagdhunderassen in Deutschland in dem Arbeitsgebiet geführt, für das sie einmal vorgesehen waren.
Altdeutsche Hütehundeschläge
Die Hunde, die Rittmeister Max v. Stephanitz arbeiten sah und von denen er so fasziniert war, waren Altdeutsche Hütehunde. Und wenn es auch nicht gerne gehört wird, der Deutsche Schäferhund stammt unter anderem von Tiger, Gelbbacke, Strobel und Stumper – das sind Schläge altdeutscher Schäferhunde – ab. Blättert man durch den ersten Band von Stephanitz’ „Der Deutsche Schäferhund in Wort und Bild“, findet man diejenigen Hunde, die von der Delegierten Kommission 1890 als Deutsche Schäferhunde definiert worden sind. Der eindeutig als Schafpudel anzusehende „Russ v. d. Krone“ wurde mit der Zuchtnummer 241 ins Zuchtbuch des SV eingetragen. 1899 mit Gründung des Vereins für Deutsche Schäferhunde trennen sich die Wege der Altdeutschen Hütehunde und des „modernen Deutschen Schäferhundes“.
Die Altdeutschen Hütehunde sind eine der wenigen Hundeschläge, die noch heute in dem Bereich eingesetzt werden, für den sie vor Hunderten von Jahren selektiert wurden. Für die manchmal harte Treib- und Hütearbeit wurden und werden Hunde verwendet, die robust und ausdauernd sein müssen. Die Altdeutschen werden in acht Schläge eingeteilt (siehe Kasten auf Seite 32).
Als „kein Hund für Jedermann“ werden die Altdeutschen Hütehunde gerne von Züchtern außerhalb von Schäferarbeitsgemeinschaften bezeichnet. Wird so ein Hund nicht wirklich rassegerecht ausgelastet, ist ein vehement aufdringliches Hüteverhalten seinen Menschen sehr lästig. Und da die Altdeutschen, im Gegensatz zum mit „the eye“ hütenden Border Collie, auf „Griff“ gezüchtet sind, kann das in Familien für alle sehr schmerzhaft werden. Auf „Griff“ gezüchtet heißt, der Hund darf und soll widerspenstige Kühe oder Schweine in Nacken, Rippen oder Fersen kneifen, ohne die Tiere dabei zu verletzen. Damit der Ochse das auch spürt, muss der Hund schon „herzhaft“ zuzwicken, doch Menschenhaut ist nicht so dick wie Kuhhaut. Susanne Zander von der Arbeitsgemeinschaft zur Zucht Altdeutscher Hütehunde kennt die Rasse: „Ein Hund, der darauf gezüchtet wurde, sich dem Leithammel einer Schafherde zu stellen und auch dann noch mutig ans Vieh zu gehen, wenn die Kuh einen Tritt platzieren konnte, ist nur mit viel Intelligenz und Konsequenz davon abzuhalten, auch in unserer engen zivilisierten Welt seinen Kopf durchzusetzen“.
Eine tatsächlich geschehene und überlieferte Geschichte zum großen Verantwortungsbewusstsein der Altdeutschen Hütehunde findet man bei Ludwig Beckmann. Ein befreundeter Gutsbesitzer hat sie ihm persönlich erzählt: „Dieser Hund gewöhnte sich sehr an die Pferde, zeigte aber mehrmals, obgleich er nie bei Schafen gebraucht war, sein angeborenes Talent. Ganz besonders einmal bei folgender Gelegenheit: Über ein kleines, mir zugehöriges Gehöft führt ein gerader Weg, auf welchem ich nach ersterem hin ritt. Ich stell mein Pferd in den Schuppen und binde es selbst fest, gehe ins Haus, um mit dem Verwalter zu rechnen. Plötzlich fliegt die Thür auf und der Hund springt mir unter Bellen an den Leib. Er lässt sich nicht beruhigen. Zufällig sehe ich zum Fenster hinaus und gewahre, dass sich mein Pferd losgerissen hat und ganz munter auf dem oben bezeichneten Wege spazierte und hier und da einen Bissen Gras abpflückt. Ich verließ natürlich sofort das Haus, um das Pferd zurückzuholen. Sowie der Hund zur Thür heraus war, rannte er in weitem Bogen von dem geraden Wege ab und trieb mir den Gaul wieder zu. Dieser Hund war nicht sehr groß aber ein echtes Schäferthier und das klügste Thier, welches ich je besessen habe….“. Wann sich diese Geschichte zugetragen hat, schreibt Beckmann leider nicht. Es muss aber einige Jahre vor 1895 gewesen sein.
Deutscher Großspitz und Wolfsspitz
Zitat aus WUFF 5/10: „Wetterunempfindlichkeit, Robustheit und Langlebigkeit“ – genau das war es, was den Spitz in den Anfangszeiten der Hundezucht zum „Renner“ machte. In Pfahlbautensiedlungen gab es keinen Platz für „Zärtlichkeiten“, das Überleben war vorrangiges Bestreben aller Lebewesen in dieser Zeit. Und überlebt haben nur die stärksten. Unromantisch? Ja, für Romantik war es noch viel zu früh. Dass Spitze eine der ältesten Rassen und dem Wolf noch sehr ähnlich sind, ist inzwischen bewiesen. Die Ergebnisse einer DNS Studie (2003) aus dem Huffington Cancer Research Center in Seattle ergaben eindeutig, dass vor allem die asiatischen und nordischen Spitztypen dem Wolf genetisch noch am nächsten stehen.
Im Gegensatz zu den Jagd- und Hütehunden hatten Spitze Recherchen zufolge ursprünglich nicht wirklich einen „Nutzen“. Diese Exemplare scheinen irgendwie so eine Zwischenform gewesen zu sein, nicht wirklich Jagdhund und auch kein richtiger Hütehund. Sicher nachgewiesen ist, dass Hunde des Spitztyps mindestens seit 5.000 v. Chr. existieren. Der Kynologe Hans Räber: „Nicht die Umwelt war der auslösende Faktor zur Rassebildung, sie war lediglich die auswählende Kraft. Neue, durch kleinste Mutationen entstandene Hundetypen konnten nur da überleben, wo für sie die entsprechende Lebensgrundlage vorhanden war. Die ökologische Nische musste stimmen“.
Betrachtet man nun ganz objektiv die ökologische Nische, die Hans Räber ansprach, passen diese Hunde nicht wirklich in den Bereich Jagdhelfer und Herdenschutzhund. Für beide Aufgabengebiete waren diese Exemplare zu klein und zu zierlich. Schaut man auf alte Zeichnungen der adeligen feiernden Gesellschaft, Bemalungen von z.B. Weinkrügen mit Spielszenen oder Grabstelen mit Menschengruppen, wird man feststellen, dass Spitzhunde die am frühesten und meisten abgebildete Rasse ist. Aus diesen Aufzeichnungen lässt sich schließen, dass der Spitz, egal wo auf der Welt, anscheinend einer der ersten Gesellschaftshunde war. Vielleicht lag es an einer besonderen Fellfarbe oder einer besonderen Fellzeichnung, die die Menschen damals dazu brachte, Hunde aufzuziehen, die sie eigentlich nicht wirklich brauchten. Er war einfach da, war Spielgefährte der Kinder und später Gesellschafter der feinen Damen. Weiter gezüchtet, wenn man damals schon von Zucht sprechen kann, wurden immer die zutraulichsten Individuen und die, die am meisten „Hoftreue“ zeigten. Hunde also, die weder zur Jagd noch zum Verlassen der Hütten oder Höfe neigten.
Und dann war es eigentlich der Spitz selbst, der sich seine Aufgabe gab. Durch die enge Selektion auf Bindung zu Haus, Hof und Mensch entwickelte sich aus dem Spielgefährten eine zuverlässige „lebendige Alarmanlage“. Ganz von alleine schien der kleine Hund nun als Wächter tätig zu werden, wobei er niemals den Mut und Verteidigungswillen wie z. B. der Hovawart entwickelte. Der Spitz war sozusagen die Vorhut, der laute Verweiser und Alarmmacher, ging‘s ans Eingemachte, zog er sich zurück. Erst ab dem Mittelalter findet man vermehrt Darstellungen von den damals so genannten „Mistbellern“ bei der Arbeit. Über Jahrhunderte war er in Deutschland der Begleiter von Fuhrwerkern, Lastenkutschern, die lange vor dem Dampfeisenbahnverkehr Waren durchs Land transportierten.
Sagen, Märchen und Geschichten über den Spitz findet man wenige. Es sind auch nicht wirklich nur positive Aussagen aus der alten Zeit. Das Wort „Spitzhundt“ galt 1450 als Schimpfwort und die Verwendung wurde in der Hausordnung des Grafen Eberhardt zu Sayn sogar unter Strafe verboten. Ein „Spitzel“ ist auch jemand, mit dem man nicht unbedingt befreundet sein möchte. Der Wortursprung ist wienerisch und war die Verniedlichung des Wortes Spitz, also „kleiner wachsamer Spitz“. Und einen wirklich guten Ruf hat auch der Spitzbube nicht.
Nicht so unser „Butzi“, der Spitz, der mich durch meine Kindheit begleitet hat. Er war alles andere als ein Spitzbub. Er war ein treuer Spielgefährte mit viel Geduld. Verschmust, immer für uns da und Geheimnisträger so manch kindlicher Heimlichkeit. Und Spitzel? Wenn unser Briefträger damals von rechts die Straße herunter kam, stand Butzi mutig, mit geschwellter Brust am anderen Ende des Hofes und bellte pflichtbewusst nach links …
Heute werden Spitze in ziemlich allen Hundesportbereichen geführt, die es gibt. Und zum großen Glück der Rasse gibt es auch immer mehr Menschen, die im Spitz mehr sehen als einen „kleinen Kläffer“. Spitze werden als Diabetikerhunde ausgebildet, Hunde, die eine bevorstehende Unterzuckerung des Halters erschnüffeln können. Im Behindertenbegleit- und Servicehundbereich kann in manchen Fällen die aufwändige Fellpflege, die viele Spitze durch die „Zucht auf Schönheit“ heute brauchen, ein Hindernis sein. Nicht jeder gehandicapte Mensch ist in der Lage, diese Fellpflege alleine zu bewältigen. Warum Spitze nicht öfter als Therapie- oder Schulhunde eingesetzt werden, ist verwunderlich. Gerade diese Rasseschläge würden sich durch ihre Geduld, die Souveränität und Unerschrockenheit, die ihnen bei guter Aufzucht schon in die Wiege gelegt wird, besonders dafür eignen. Und noch immer gibt es für mich persönlich wenige Rassen, die besser als Familienhund geeignet wären als die Spitze. Denn er ist ein Hund zum „Pferdestehlen“.
Deutscher Jagdterrier
In „Der Deutsche Jagdterrier“ von Wolfgang Bierwirth beschreibt uns Carl Erich Grunewald, Züchter der ersten Stunde, die Problematik der Reinzucht der Rasse: „Wir versuchten es erst mit Geschwisterverpaarung, doch waren die Ergebnisse nicht zufriedenstellend, kein Wunder, waren die Eltern auch keine ausgesprochnen Jagdhunde gewesen. … Als wir die Stammhunde mit unseren guten alten Jagdfoxterriern kreuzten, sah das Bild schon anders aus … Der zu uns gekommene Kynologe Dr. Herbert Lackner kreuzte Old English Terrier ein, nachdem sie jagdlich für gut befunden worden waren.“
Dies alles geschah am Anfang des 20. Jahrhunderts. Alt ist der Deutsche Jagdterrier in seiner heutigen Form also noch nicht. Sehr alt hingegen sind die Vorfahren dieses mutigen, harten kleinen Hundes. Die erste Aufgabe, die Hunde übernahmen, als sie sich vom scheuen Wolf mehr und mehr an die Siedlungen der Menschen anschlossen, war die gegenseitige Hilfe bei der Jagd. Beide Seiten zogen daraus nur Vorteile. Der Mensch mit seinem aufrechten Gang hatte einen größeren Überblick über die Landschaft, der langsam vom Wolf zum Hund werdende Jagdgefährte Hund steuerte Schnelligkeit und Gewandtheit zur Jagdgemeinschaft bei. Jeder bekam seinen Teil von der erfolgreichen Jagd ab. Am Anfang dieser Arbeitsteilung waren die vierbeinigen Gehilfen eher groß, schnell und hetzten das Wild über längere Strecken müde, bis der Mensch mit seinen Waffen kam. Mit der Sesshaftwerdung waren dann auch kleinere Jagdhunde nützlich, die in Fuchs- oder Dachsbauten äußerst mutig gegen die wehrhaften Wildtiere vorgingen.
„Gebiss mit Schwanz“ oder „der kleinste Kampfhund der Welt“ –
nicht sehr nett, was da über den Deutschen Jagdterrier gesagt wird. Ganz abgesehen davon, dass das Wort Kampfhund unter seriösen Hundeleuten heute ein „no go“ ist, haben sich die Jäger nach dem ersten Weltkrieg genau den Hund geschaffen, den sie haben wollten. Einen harten, furchtlosen Kämpfer gegen Fuchs und Dachs. Der körperlich sehr kleine Hund durfte auch vor einem Wildschwein, das ein Vielfaches seines Körpergewichts hat, nicht zurückschrecken. Zusammengestellt aus Foxterrier, Old English Bullterrier, Bracken und Schnauzern wurde
nur auf Jagdleistung gezüchtet.
Selektiert haben die Jäger auf schnelles Zupacken und Nicht-mehr-Loslassen.
Im Tierheim findet man immer wieder Jagdterrier, die wegen Überforderung des Halters oder unterschätztem Jagdtrieb abgegeben wurden. Nicht selten liest man auch von entlaufenen Jagdterriern, die im Jagdgetümmel ihren „Kopf“ verlieren und selbständig auf Reisen gehen. Dem ausgeprägten Freiheitsdrang dieser Hunde muss eine konsequente Erziehung entgegenstehen. Denn ist der Deutsche Jagdterrier erst einmal im Wald unterwegs, kann es schon sein, dass er seinen Halter einfach vergisst.
Außer Jagdgeschichten gibt es über diese kleinen Hunde nicht viel zu erzählen. Rettungshunde-, Behindertenbegleithunde oder ausgesprochene Familienhunde findet man innerhalb dieser Rasse nicht. Wenn jemand einen kennt, bitte bei uns melden. Er ist ein ausgesprochener und hoch spezialisierter Jagdgebrauchshund, und Zuchtverbände legen darauf auch den größten Wert. Es gibt – im Unterschied zu vielen anderen Rassen – beim Jagdterrier keine „Showlinie“. Hat man Interesse an einem Deutschen Jagdterrier, sollte man sich also bewusst sein, dass man einen Hausgenossen bekommt, der im schlimmsten Fall Mäuse und Ratten unter Teppichen aufspüren möchte und in Blumenbeeten mit ziemlicher Sicherheit nach Füchsen und Dachsen sucht. Am besten bleibt diese Rasse bei der Aufgabe, für die sie die Jäger vor fast 100 Jahren geschaffen haben, nämlich bei der Jagd.
Beim Rottweiler zu Hause
Was liegt näher als unter anderem in die Heimatstadt der Rottweiler zu reisen, wenn man diese Rasse mal aus einem anderen Blickwinkel beschreiben möchte. Glücklicherweise steht der Rottweiler in Baden Württemberg, seinem Heimatbundesland, nicht auf der sogenannten Gefahrenhundeliste. Zitat Milan Skoric vom Allgemeinen Deutschen Rottweilerclub Süd: „Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die Gefährlichkeit eines Hundes nicht an der Rasse festzumachen sei. In fast allen Fällen ist der Halter und nicht der Hund für Problemverhalten verantwortlich“. Frau Gudrun Müller, Referentin des Oberbürgermeisters von Rottweil, hat uns auch mitgeteilt, dass es in Rottweil keine einzige Auffälligkeit bei dieser Rasse gibt. Seit 22. August 2007 gibt es ein Rottweiler-Denkmal, entworfen von Ottmar Hörl und gegossen von Helmut Stromsky, Künstler aus Esslingen. Ein Museum gibt es leider nicht, schlendert man aber durch die Innenstadt, begegnet man immer wieder bildlichen Darstellungen der imposanten Hunde. Erstaunlicherweise gibt es nur einen einzigen Rottweilerzüchter in und um Rottweil. In der Regel wird der Rottweiler durch seine Kategorisierung als Gebrauchshund bei der Polizei-, dem Militär- oder als Sportschutzhund geführt.
Heute möchten wir aber einmal die anderen Seiten des Rottweilers zeigen. Wir möchten Rottweiler vorstellen, die retten und helfen. So wie Mascha, eine 3-jährige Rottweilerhündin, die ihr kleines Frauchen Claudia, 12 Jahre alt, vor epileptischen Anfällen warnt: „Mascha hat von alleine angefangen, die Epilepsie-Anfälle unserer Tochter kurz vor dem Ausbruch anzuzeigen,“ erzählt Peter Eßer. Mascha liegt scheinbar schlafend neben Claudia auf der Spieldecke, doch ist sie stets aufmerksam und wird beim kleinsten Anzeichen eines epileptischen Anfalls (bis 20 Anfälle an einem Tag) sofort aktiv. Eigentlich war Golden Retriever-Hündin Gabi für diese Aufgabe vorgesehen gewesen, von Spezialisten für diese Aufgabe getestet und ausgesucht. Doch stellte sich heraus, dass Gabi nicht für diese Arbeit geeignet war und die Ausbildung zum Epilepsiehund abgebrochen werden musste, da die Hündin kein Interesse an Claudia hatte. Rottweiler-Hündin Mascha wird nun weitgehend dahin trainiert, dass sie vor allem die Anfälle zuverlässig anzeigt, die Claudia in der Nacht hat. Kind und Hund haben eine sehr außergewöhnliche Bindung zueinander.
Und da ist noch Wotan von der Bleichstraße, stattlicher 4-jähriger Rottweilerrüde, der in Flächensuche ausgebildet ist. Er ist bereits der dritte Rottweiler, den Herr Behrendt, der seit 35 Jahren bei der Rettungshundestaffel Rottweil-Hegau tätig ist, führt. Im Jahr 2010 hat sich Wotan auf 22 Einsätzen und dieses Jahr schon auf 9 Einsätzen bewährt. „Früher habe ich Schäferhunde geführt, doch um dem schlechten Ruf des Rottweilers entgegenzuwirken, habe ich mich ganz bewusst für diese Rasse entschieden und als Rettungshund ausgebildet“, sagt Jürgen Behrendt über seine Arbeit mit dieser Rasse. „Ich habe meine Hunderasse gefunden. Rottweiler sind treue Weggefährten und ich hoffe, dass Wotan und ich lange gesund bleiben, damit wir Menschen in misslichen Lagen helfen können.“ Oder Whoopie vom Auersberg, die im letzten Winter mal so nebenbei einem Menschen das Leben rettete. Whoopie wollte auf einem Winterwald-Spaziergang plötzlich nicht mehr weitergehen, fiepte und bellte und stemmte sich gegen die Versuche der Halterin, sie weiter zu ziehen. 25 Meter vom Weg ab lag ein Mann im Schnee und wäre ohne Whoopie wohl sicher erfroren.
Der Rottweiler ist nicht nur für den Schutzsport geeignet. In diesem noch immer viel zu oft verkannten und manchmal sogar von der Gesellschaft verdammten Allrounder-Hund steckt viel mehr als man denkt.
Vielfältigkeit pur
Die Deutschen Rassen wurden für die vielfältigsten Aufgaben gezüchtet, von denen die meisten durch unsere veränderte Gesellschaftsstruktur heute nicht mehr ausgeübt werden können. Bietet man seinem Hund keine neuen Betätigungsfelder, können Unausgelastetheit und Unterforderung – wie bei allen anderen Hunderassen auch – Probleme verursachen. Wer jedoch seinem Hund adäquate Möglichkeiten der Beschäftigung bietet, ihn körperlich wie mental fordert, kann unter den beschriebenen Rassen sicher seinen Wunschhund finden. Es gibt so vielfältige Möglichkeiten, mit seinem vierbeinigen Partner zusammen zu arbeiten und es sollte so viel wie möglich ausprobiert werden, um auch dem Hund die Möglichkeit zu geben, zu zeigen, was in ihm steckt. Landesunterschiedlich geltende Haltungsbestimmungen für den Rottweiler sind dabei zu beachten!