Im Detail: Das Oberlandesgericht in Koblenz kam zu der Auffassung, dass ein Jogger einem Hund notfalls in einem Bogen ausweichen oder das Tempo verringern muss. Andernfalls riskiert der Jogger bei einem Sturz eine Mithaftung. Nach Auffassung der Gerichtes ist nur das Ausweichen eine angemessene Reaktion auf das unberechenbare Verhalten eines Hundes – sprach’s und gab der Schadenersatz- und Schmerzensgeldklage eines Joggers nur zum Teil statt.
Geheiligte Pulsfrequenz in Gefahr?
Welch neue und unerwartete Sichtweise der Szenen, die täglich passieren. Da wurde doch tatsächlich an der „Verschwinde, jetzt komm’ ich“-Mentalität mancher Jogger, Skater und Radfahrer gekratzt. Einer Mentalität, die sich manchmal nur im empörten Gesichtsausdruck äußert, wenn ein Hund des Joggers-Skaters-Radfahrers Weg kreuzt. In härteren Fällen gipfelt sie in Bemerkungen wie „Das nächste Mal erschieß’ ich den Köter“. Wohlgemerkt, das geschieht alles im Weitereilen. Und es ist auch egal, ob der Hund an der Leine ist oder nicht. Den Dahineilenden ist auch völlig egal, ob der Hundebesitzer – eh’ schon hektisch – seinen Vierbeiner noch näher zu sich zieht, oder samt Hund ins Gebüsch hüpft, damit ja kein Stückchen Hund im Wege ist. Sie lassen nicht nach, kein bisschen werden sie langsamer – die geheiligte Geschwindigkeit oder Pulsfrequenz ist in Gefahr.
Wenn Wuffi mitlaufen muss
Erstaunlich in diesem Zusammenhang sind auch immer wieder Hundebesitzer, die selbst joggen oder Rad fahren und ihren jungen Hunden das Mitlaufen beibringen wollen. Erklärt man den Weg der kleinen Lernschritte, also mit kurzen Strecken beginnen, Pausen machen, nicht überfordern, immer wieder Geschwindigkeit reduzieren, dann macht sich oft Fassungslosigkeit breit. „Aber dann kann ich ja meinen Rhythmus nicht beibehalten!“ Richtig, lieber Hundefreund, das bedeutet, eigene Ansprüche zuerst zurückzuschrauben und so seinem Hund die Chance zu geben, etwas zu lernen.
Natürlich gibt es auch die „Guten Vorbeieilenden“, die freundlich Nickenden und sogar Lobenden. Und einige dieser „Guten“ können heikle Situationen sogar richtig einschätzen und werden, wenn es notwendig ist, langsamer oder machen sich, wenn sie auf leisen Rädern von hinten kommen, bemerkbar. An dieser Stelle und sicher in Vertretung aller Hundebesitzer ein herzliches Dankeschön an sie alle.
Den großen goldenen Verdienstorden für „Gelungene Hundeerziehung“ bekommen aber jene Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner zu sich beordern oder an die Leine nehmen, wenn Jogger, Radfahrer oder Skater herannahen. Denn das ist natürlich eine wesentliche Benimm-Regel für Unterwegs. Die, die das nicht tun, zeigen nur die gleiche Ignoranz wie die oben besprochenen „Bösen“.
Der Satz „Mein Hund tut nichts“, den gibt’s nicht, denn das ist nicht das Thema. Wenn einem die eventuelle Angst des anderen vor Hunden schon egal ist, dann sollte man zumindest seinen Vierbeiner zu sich holen, damit diesem nichts passiert. Von Rädern überrollte Hundepfoten schmerzen nämlich sehr. Und andauernd in (berechtigte) Auseinandersetzungen mit Entgegenkommenden zu geraten, weil man wieder mal überhaupt nicht weiß, wo Bello ist, fördert den Erholungswert eines Spazierganges auch nicht.
Mögen Sie sich mit Ihrem Hund immer auf der sonnigen Seite des Weges bewegen, das wünscht Ihnen
Elisabeth Cech-Harrer
Leiterin des Dog·College
Hundeerziehung & Verhaltensberatung
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Elisabeth Cech-Harrer ist Leiterin des Dog College Tattendorf (Niederösterreich, nahe Wien) und Expertin für Hundeerziehung & Verhaltensberatung.
Kontakt und Info: www.dogcollege.at