Der perfekte Hundetag

Von José Arce

Wie sieht für den Hund sein perfekter Tag aus? Spielen, herumtoben, oder sind dem Hund doch andere Dinge – wie beispielsweise Struktur und Sicherheit – wichtig?

Der Spaziergang ist nicht einfach in dem Moment vorbei, wenn Sie daheim wieder die Haustür aufschließen und die Leine an die Garderobe hängen. Jetzt kommt der krönende Abschluss: Es gibt Futter! Danach ist dann endlich Zeit auszuruhen. Beides gehört zum Spaziergang dazu. Frei nach dem Motto: Nach dem Gassigehen ist vor dem Gassigehen. Hunde sind nicht die »Freigeister«, für die viele sie halten und die nur dann glücklich sind, wenn sie ständig neue Abenteuer erleben. Natürlich lieben sie es, gemeinsam mit ihrem Menschen die Welt zu entdecken. Vor allem aber lieben Hunde Struktur. Sie sind ausgeglichener und ruhiger, wenn ihr Leben einem gewohnten Schema folgt. Genau das nämlich hilft ihnen, loszulassen und sich zu entspannen. Und das wiederum ist die Voraussetzung dafür, dass sie in allen Lebenslagen souverän bleiben und tun, was ihre Menschen von ihnen erwarten.

Der perfekte Hundetag wird durch drei Phasen strukturiert: Spazierengehen, Fressen, Ausruhen. Diese Abschnitte wiederholen sich im rhythmischen Wechsel mehrmals, je nach Alter und Verfassung des Hundes. Ein Welpe zum Beispiel muss naturgemäß öfter raus und braucht auch noch mehrere kleine Futterrationen als ein erwachsener Vierbeiner. Ein Hundesenior will vielleicht nicht mehr so viel laufen und mehr schlafen. Trotzdem ist für das Wohlbefinden aller wichtig, dass der Tag klar strukturiert ist. Das heißt nicht, dass Sie ab heute Ihr Leben im ewig gleichen Stundentakt verbringen müssen. Schon allein dadurch, dass Sie die Reihenfolge beherzigen, verhelfen Sie Ihrem Hund zu mehr innerer Ruhe und Gelassenheit. Und weil die Abfolge von Aktivität und Entspannung seiner Natur entspricht, versteht er instinktiv, was Sie von ihm erwarten, und tut sich mit allem, was er lernen soll, leichter. Das gilt nicht nur fürs Gassigehen selbst, sondern auch für die Stunden dazwischen. Dadurch wiederum werden Sie leichter ein eingespieltes Team, in dem jeder weiß, was der andere braucht und dass man sich aufeinander verlassen kann. Zu 100 Prozent. Ich werde oft gefragt, ob es besser ist, den Hund vor dem Spazierengehen zu füttern oder danach. Darauf gibt es für mich nur eine Antwort: Danach! Nicht um eine mögliche Magendrehung oder Ähnliches zu vermeiden, sondern einfach, weil es seiner Natur entspricht. Schließlich musste er in der freien Wildbahn auch erst »arbeiten«, bevor es etwas zu fressen gibt – egal ob bei der Jagd oder bei der Suche nach weggeworfenen Essensresten. Im Grunde ist das Fressen das Ziel der ganzen Mühen. Die Arbeit, die Ihr Hund beim Spazierengehen verrichtet hat, war, konzentriert mit Ihnen mitzulaufen. Und es ist nur logisch, dass es als Lohn dafür anschließend etwas zu fressen gibt. Und deshalb gehört Füttern für mich genauso zum Spaziergang wie die Pause zwischendurch – oder das Nickerchen danach. Der Zeitpunkt zum Füttern ist auch deswegen gut gewählt, weil Ihr Hund durch das Mitlaufen ohnehin schon stark auf Sie fokussiert ist. Er akzeptiert in diesem »Modus« viel leichter, dass Sie die Frau oder der Herr über das Essen sind. Und auch das ist wichtig für die glückliche Mensch-Hund-Beziehung. Wenn Sie einfach den Napf hinstellen, sich vielleicht sogar noch vom Hund bedrängen lassen, weil er es nicht erwarten kann, machen Sie alles kaputt, was Sie durch den Spaziergang gerade aufgebaut haben. Ihr Hund ist dann weder ruhig noch akzeptiert er, dass Sie die Dinge um ihn herum für ihn regeln und er Ihnen einfach vertrauen darf. Um ihm genau das weiterhin zu vermitteln, hilft ein einfaches Ritual, das übrigens ganz nebenbei wieder eine gute Gelegenheit ist, »Sitz!« zu üben. Wenn Sie die Futterschüssel auf Höhe Ihrer Brust halten, wird sich nämlich der Po Ihres Vierbeiners ganz automatisch nach unten senken. Sobald er den Boden erreicht hat, sagen Sie »Sitz!«. Ihr Hund sollte auch sitzen bleiben, wenn Sie den Napf Richtung Boden bewegen – anderenfalls nehmen Sie ihn eben wieder etwas höher und lassen den Hund sich erneut hinsetzen. Das »Spielchen« kennen Sie jetzt vermutlich schon: Es geht weiter, bis er sitzen bleibt, wenn Sie das Futter abstellen. Auf diese Weise lernt er, dass es erst etwas gibt, wenn er sich beruhigt.

Die »Krönung« kommt aber noch: Ihr Hund sollte sich jetzt nämlich nicht einfach aufs Futter stürzen, sondern warten, bis Sie es freigeben. Und das heißt: Sitzen bleiben, bis Sie mit einem Handzeichen oder einem bestimmten Wort das Signal dafür geben, dass er fressen darf. Ein deutliches Zeichen dafür, dass der Hund verstanden hat, dass Sie über das Essen und den Zeitpunkt, wann er dran darf, bestimmen (mit anderen Worten: dass Sie für ihn sorgen), ist, wenn er seinen Blick vom Napf abwendet und Sie anschaut. Jetzt darf er genießen – und ganz nebenbei haben Sie wieder die Beziehung gestärkt. Wenn Sie mehrmals am Tag mit dem Hund rausgehen, vielleicht auch nur für kurze Strecken (auf denen aber dieselben Regeln gelten wie bei langen Spaziergängen auch), brauchen Sie ihn danach natürlich nicht jedes Mal zu füttern. Er würde sonst auch viel zu schnell zunehmen und Übergewicht tut keinem Hund gut. Belohnen können Sie ihn trotzdem: mit einer Schale frischem Wasser. Sie können Ihrem Hund durch nichts besser zeigen, dass Sie ihn lieben, als durch die Sicherheit, de Sie ihm schenken.


 

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