Der Mops

Von Pascal Becker

Die Vermittlungsseiten der Mops-in-Not-Vereine sprechen meist eine klare Sprache: Zur Zeit kein Mops in Not! In Not gerät ein Mops auch eher selten. Das mag daran liegen, dass sich trotz steigender Medienpräsenz noch kein wahrer Boom entwickelt hat und sich der kleine Kreis mopsverrückter Liebhaber glücklicherweise behutsam vergrößert.

Unattraktiv für Humorlose
Die Ursache könnte aber auch in der Gestalt dieses Wesens liegen, die ihn zumindest für humorlose Menschen nicht wirklich attraktiv erscheinen lässt. Diese lassen dann lieber die Finger vom Mops und holen sich einen „richtigen" Hund. Und so beschäftigt sich dann ein Großteil von diesen Hundehaltern lieber in Spielstunden oder auf Seminaren mit einem großen Zeitaufwand damit, ihren ehemals für eine bestimmte Assistenztätigkeit des Menschen gezüchteten Hund in andere, gesellschaftsfähige Bahnen zu lenken und einen Trieb umzuleiten, mit dem Bello qua Geburt ausgestattet ist. So ein Möpschen allerdings hat nur einen Sinn im Leben und das von Anfang an: den Hofnarren spielen, seinem Menschen zu gefallen und sein Fell einmal in der Woche zu wechseln (selbstverständlich nur, um die handschmeichlerischen Charakteristika des Haarkleides stets zu bewahren). Anforderungen stellt er schon, der Abkomme chinesischer Gastgeschenke, dessen Beliebtheit sich zunächst auf die mit dem Reich der Mitte Handel treibenden Nationen, allen voran die Holländer, konzentrierte, um dann im Trosse der Mitgift über die hochherrschaftlichen Haushalte Oraniens auf ganz Europa verteilt zu werden.

Es bedarf vor allem zweier Gegenstände, um einen Mops artgerecht zu halten: Eine gemütliche Couch und einen guten Staubsauger sollte der Mopsbesitzer sein Eigen nennen. Sie sehen: dem Thema Mops kann man sich ernsthaft nur im Humor nähern, sonst taugt keine Rassebeschreibung in Ihrer Absicht, den Hund zu charakterisieren.

Natürlich ist der Mops ein Hund …
Selbstverständlich ist der Mops ein Hund: Er hat vier Beine, einen Schwanz (Kenner sprechen auch gerne von der doppelt gerollten Posthornrute, die hat aber nicht jeder!), und er kann knurren oder auch mal bellen, nur beißen kann er nicht, zumindest nicht so, dass es weh täte. Das macht ihn auch in den Augen seiner Umwelt zu einem angenehmen Wesen. A propos Umwelt. Sie neigen dazu, Ihr Dasein in Anonymität und möglichst ohne Aufsehen zu fristen? Holen Sie sich keinen Mops, denn Sie werden bei entsprechender Veranlagung an Verfolgungswahn erkranken oder ein stadtbekannter „Omamörder" werden. Mit Omas werden Sie viel zu tun bekommen beim Spazierengehen mit Anneliese oder Otto (das waren die beiden beliebtesten Mops-namen 2005).

Men in Black
Richten Sie sich auf Sympathiewellen ein, die Ihren Stadtspaziergang zum Spießrutenlaufen á la „Ooooooh, ein Möpschen" werden lassen. Doch auch die jüngere Generation ist im Bilde. Ihre Kenntnisse beschränken sich jedoch auf den Coolnessfaktor, denn Wilhelm Busch ist leider kein nachgefragter Jugendbuchautor mehr. Seine Arbeit macht jetzt ein Schauspieler namens Will Smith, ein „Man in Black". Men in Black werden Sie als Mopsbesitzer vermutlich öfter hören als Ihnen lieb ist. Doch seien Sie beruhigt: Anpöbeln oder gar auslachen wird Sie von den lieben Kids keines. Zu groß ist der Respekt davor, dass sich ihr Mops als das gebärt, was er in den Augen der hollywoodgläubigen Kinderchen ist: ein Außerirdischer, den man im Ernstfall nur mit Phaserwaffen stoppen kann. Zuhause angekommen fängt die Entspannung an. Nachdem Sie ihm sein Futter serviert und vermutlich die Küche anschließend schnell noch renoviert haben (bei Möpsen bietet sich unbedingt eine Fütterung in der Badewanne oder im Freien an!), können Sie ihn sich als Kopfkissen in den Nacken rollen und sich von seinem – bedingt durch züchterische Wahnvorstellungen kreierten – Schnarchen einlullen lassen. Nichts hilft besser gegen Einschlafstörungen als der Anblick eines schlafenden Möpschens! Sie schlafen gerne lange? Macht überhaupt nichts – der Mops auch!

Kalorienverbrauch angesagt
Im Laufe Ihrer Partnerschaft mit einem Mops werden Sie Ihrem Hund einzig und alleine morgens Gewalt antun müssen – um ihn aus dem Bett zu kriegen. Ist er dann aber mal draußen vor der Tür und es regnet nicht, dann ist der Mops ein richtiger Hund. Unser Mops zum Beispiel joggt ohne Probleme 8 Kilometer täglich. Das hat mir zwar schon drei Strafanzeigen wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz eingebracht, und neuerdings trifft sich in meiner Heimatgemeinde auch eine vornehmlich aus älteren Damen zusammengesetzte Bürgerinitiative, um zu beratschlagen, wie sie meinen skandalösen Mopsschindereien ein Ende bereiten kann, doch ich bin nicht zu belehren, denn der Mops neigt zur Adipositas, und diese muss bekämpft werden!

Bevor ich Ihnen meinen Ratschlag angedeihen lasse, wo und warum Sie sich einen Mops und keinen Bullmastiff anschaffen sollten, noch eine Warnung: Lassen Sie Möpse bitte niemals unbeaufsichtigt mit Kindern spielen! Die Gefahr ist einfach zu groß, dass Ihr Mops gequält wird. Sie erinnern sich? Möpse können nicht beißen: des einen Freud, des anderen Leid!

Mops-PR
So, Sie haben es also geschafft – schicke Doppelhaushälfte in verkehrsberuhigter Lage, zwei halbwegs artige Kinderchen und ein sauteurer Volvo-Kombi in der Garage. Wie geht´s nun weiter? Ein Hund soll dem etwas eingefahrenen, um nicht zu sagen langweiligen Leben wieder etwas Pep bringen? Meinetwegen! Aber bitteschön, muss es wirklich die Lebensaufgabe „Bordercollie" sein oder, an die Herren in der schwarzen Lederjacke: Ich weiß, ein Bullmastiff ist ein toller Hund – aber wissen Sie eigentlich, wie schnell eine über die Jahre gewachsene gute Nachbarschaft wieder versaut ist? Holen Sie sich einen Hund, der nicht nur Ihnen Freude macht. Seien Sie Botschafter einer neuen Generation verantwortungsbewusster Hundehalter und machen Sie PR für eine gute Sache: den Mops!

Eine Nase für den Mops!
Da es so gut wie keine Möpse im Tierheim gibt, ein klarer Aufruf: Sollte ich mit diesem Artikel nur einem Züchter der konventionellen Mopslinie einen Kunden verschafft haben, so soll dies mein letzter Beitrag gewesen sein. Mopsinteressenten wenden sich bitte an die nun zahlreich vorhandenen Alternativverbände oder Hobbyzüchter der altdeutschen Linie. Hunde brauchen eine Nase! Dass es dessen ungeachtet weiterhin straffrei möglich ist, Wesen zu kreieren, vor deren Geburt Sie erst einmal eine Stange Geld für die zur Lebenstüchtigkeit notwendigen Korrektur-OPs sparen müssen, ist in meinen Augen ein Manko, das nur durch den Boykott gewinnorientierter Züchter zu beheben ist!

WUFF INFORMATION


Ein Recht zur freien
Atmung!
„Auch der Mops hat ein Recht darauf, frei atmen zu können". Unter diesem Aspekt gründete sich der Mops-Pekingesen-Verband e. V. (MPRV e. V.) und trägt seitdem zur Aufklärung von Mops-Interessenten und Züchtern bei.

Informationen:
www.mprv.de
• Tel.: +49 (0)5732/89 11 21
• Buch: „Der Mops im Wandel des MPRV", ISBN 3-00-011935-3

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