Der Kelb tal Fenek – Pharaonenhund

Von Liane Rauch

Im Vorbeigehen könnte man glauben, dieser Hund sei ein groß gewachsener Podenco. Die Ähnlichkeit ist nicht von der Hand zu weisen, doch der Kelb tal Fenek ist eine eigenständige Rasse. Der Pharaonenhund zählt zu den ältesten Windhundrassen der Welt. Er zeigt in seinem gesamten Erscheinungsbild eine unverwechselbare Ähnlichkeit mit dem altägyptischen Tesem und gilt als sein direkter Nachfahre. Der Tesem war als realer Hund Begleiter und Jagdgefährte der Pharaonen. Darstellungen von Jagdszenen gehen zurück bis in die Zeit der ersten Pharaonen-Dynastie, etwa 4.000 Jahre v. Chr.

Entstehung und ursprüngliches Zuchtziel
Als Ursprungsinseln des Pharaonenhundes werden Malta, Gozo, Comino und Cominotto angegeben. Schaut man sich die verschiedenen Podenco-Schläge an, wird man feststellen, dass diese Hunde allesamt eine unglaubliche Ähnlichkeit miteinander aufweisen. Podenco Ibicenco (iberischer Windhund), Podenco Canario (kanarischer Windhund), Charnigue (französischer Windhund), ­sizilianische Bracke und vor allem der Cirneco Dell’Etna unterscheiden sich oft nur in den Farben und Größen. Den ­Cirneco Dell’Etna kann man vom Pharaonenhund nur durch die unterschiedlichen Größen­standards unterscheiden. Es stellt sich also die berechtigte Frage, ob der Kelb tal Fenek nicht einfach nur einer der vielen Podenco-Schläge ist.

Die älteste Darstellung eines steh­ohrigen Windhundes stammt aus den Jahren um 3.800 v. Chr., und die Darstellung des ägyptischen Gottes Anubis ist nach neuesten Erkenntnissen wohl ein Pharaonenhund. Basenji-Züchter sehen in diesen alten Darstellungen den Ur-Ahnen des Basenji, der nachgewiesenermaßen ja auch aus Afrika kommt und eine gewisse Ähnlichkeit mit den Pharaonenhunden und dem ringelschwänzigen ­Anubis aufweist. Es wird angenommen, dass die Ägypter auf ihren Reisen ­Hunde aus Somalia, aus Kreta und dem ­griechischen Festland eingeführt haben. Wer diese Hunde letztendlich auf die Mittelmeerinseln brachte, ob die Phönizier oder die Kreter, bleibt im Dunkeln. Um 3.000 v. Chr. begannen die Ägypter diese Hunde mit ihrem einheimischen Windhund, dem Tesem, zu kreuzen und bekamen so ein einheitliches Bild. Der Pharaonenhund stammt daher ursprünglich nicht aus Nordafrika, man darf sich also nicht vom Namen irritieren lassen. Im Laufe der Zeit verließen immer mehr dieser Pharaonenhunde Ägypten und konnten vor allem auf den Inseln in ihrer uralten, ursprünglichen Form erhalten bleiben.

Diese Hunde wurden ausschließlich zur Hetzjagd im offenen Gelände verwendet. Vor allem Antilopen, Hasen und Schakale wurden mit diesen Hunden gejagt. Die Nasenleistung der Windhunde ist im Vergleich zum Beagle allerdings eher schlecht, denn Pharaonenhunde sind sog. Sichtjäger, genau wie die Podencos.

Erscheinungsbild
Das Fell ist glatt und kurz, ohne Unterwolle, die Ohren sind hoch angesetzt und stehend, die Augen bernsteinfarben, das Fell rotbraun. Die Nase hat die gleiche Farbe wie das Fell. Weiße Schwanzspitze und weiße Brust (Stern) sind beim Podenco Ibicenco erlaubt, beim Pharaonenhund hingegen verboten. Auch andere Haarfarben als Rotgelb (Tan) sind nicht erwünscht. Schulterhöhe ca. 53 bis 65 cm bei einem Gewicht bis 25 kg. Ganz schön leicht für so einen großen Hund.

Das Wesen
Als anhänglich, kinderlieb und intelligent wird diese Rasse von ihren Züchtern beschrieben. Durch den ausgeprägten Jagdtrieb und den windhundtypischen Sturkopf kann es aber u.U. zu Problemen kommen. Diese Rasse braucht viel Auslauf und ist für phlegmatische Zeitgenossen keinesfalls die richtige Rassewahl. Ein eingezäunter Garten lastet diesen Hund bei Weitem nicht aus. Die windhundtypische Zurückhaltung findet man beim Pharaonenhund kaum. Er wird auf Malta auch als Herdenbegleithund (nicht Herdenschutz!) gehalten und ent­faltet manchmal große Bellfreude, die zu Problemen im Mehrfamilienhaus ­führen kann.

Die Zucht und heutige Verwendung
Züchter dieser Rasse beharren darauf, dass der Pharonenhund ausschließlich maltesischer Herkunft sei. Aber, wie kam denn dieser Hund auf die Insel? Geschwommen ist er sicher nicht, irgendjemand muss ihn also dort hingebracht haben.

Bei uns ist dieser Hund noch immer sehr selten. Hoffentlich bleibt er es auch, denn meines Erachtens  sind diese Hunde hier nicht artgerecht zu halten. Auf Malta und in den anderen Mittelmeerländern werden diese Rassen noch immer zur Jagd verwendet. Es gibt keine Showlinien, also ist der Jagdtrieb bei allen Schlägen extrem ausgeprägt. Da nützt die ganze Intelligenz nichts, wenn der Trieb durchschlägt, ist der Hund über alle Berge.

Anerkennung durch die FCI
Der Pharaonenhund zählt zur FCI-Gruppe 5 (Spitze und Hunde vom Urtyp). Der erste Standard für diese Rasse erschien um 1934 in Hutchinsons „Dog Encyclopaedia“. In der breiten Öffentlichkeit fand der Hund keinen großen Anklang und geriet in Vergessenheit. Erst 1969 wurde der ­erste Pharaoh-Hound-Club gegründet, mit Prinzessin Antoinette von Monaco als Präsidentin. Es gab lange Zeit zwei verschiedene Standards. Man war sich im britischen Kennel Club und in der FCI nicht einig, ob es sich hier um einen Laufhund oder um einen Windhund handelt. Manche Züchter, deren Hunde die Laufhundprüfung nicht ablegen konnten, meldeten ihre Hunde einfach als Windhund zur Ausstellung. War ein Hund für einen Windhund zu klein, wurde er als Laufhund ausgestellt. Der britische Kennel Club hat diese Rasse 1974 als eigenständig und rein ­gezüchtet anerkannt. Die FCI folgte mit der Anerkennung unter dem Namen ­„Pharaonenhund“ 1977, ­nachdem sie den von Malta eingereichten Standard genehmigt und den alten Standard von Seifert annulliert hatte. Deshalb auch Malta als Ursprungsland. Der Name „Kelb Tal Fenek“ bedeutet übersetzt „Hund des Kaninchens“, auch maltesischer Windhund ist eine offizielle Rassebezeichnung.

Rassespezifische Krankheiten
Die Zuchtbasis ist relativ klein. Durch die jahrelange Abgeschlossenheit auf der Insel wundert das nicht. Trotzdem ist diese Rasse aufgrund ihrer „normalen“ Größe robust und  gesund. ­Skelettfehler wie ED, HD oder Arthrose machen diesen leichten, beweglichen Hunden auch nicht groß zu schaffen. Das größte Problem dieser Hunde ist die Leishmaniose. Es gibt tatsächlich Verbände, die diesen Hunden eine gewisse Immunität gegen diese Infektion zuschreiben. Das kann ich nicht ganz glauben, ich halte dies auch für eine sehr gefährliche Aussage. Nicht umsonst halten viele Malteser ihre Hunde auf den Dächern der Häuser, um sie vor den Bissen der Sandmücke zu schützen.

Man sieht hier in Deutschland, von Tierschützern eingeführt, immer mehr Windhundartige. In meiner Gegend gibt es inzwischen einige, die wir auch immer wieder mal beim Gassi-gehen treffen. Viele haben ein sehr aristokratisches, sanftes und ruhiges Wesen. Zwei dieser Hunde können sogar ohne Leine im Freilauf gut geführt werden, eine Hündin kann nicht abgeleint werden. Verspielt sind alle drei nicht so sehr. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich so ein Hund in einer Familie mit temperamentvollen Kindern wohl fühlt. Das Merkmal „kinderlieb“ tut meines Erachtens dem Hund nicht sehr gut. Diese Hunde sind ­Menschen gegenüber sehr freundlich, das ­Kaninchen oder anderes Kleingetier wird gnadenlos gejagt. Ich würde keinem Hunde-Anfänger empfehlen einen Pharaonenhund als Familienmitglied aufzunehmen. Die Haltung erfordert doch einiges an Wissen über Jagdhunde.

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