Ursprung
Archäologische Funde weisen darauf hin, daß seit prähistorischen Zeiten mittelgroße, sehr kompakte Hunde, ähnlich dem Typ des heutigen Karelischen Bärenhundes oder des Samoyeden, Begleiter der Menschen des nördlichen (Skandinavien) und nordöstlichen Europas waren. Jagd und Fischfang waren Lebensgrundlage dieser Menschen. Noch im frühen 20. Jahrhundert wurden in einer Region, die etwa von Finnland über das nordwestliche Rußland bis zum Nordural und nach Süden bis zur Wolga reichte, Hunde dieses Typus für die Jagd verwendet. Vor allem wurden sie in der Jagd auf kleine Pelztiere wie Eichhörnchen und Marder eingesetzt, aber auch auf Bären und Elche. Auf der Bärenjagd sollten die Hunde mit lautem Gebell und direkten Attacken den Braunbären aufhalten und irritieren, solange bis der Jäger sich entweder in Sicherheit bringen oder einen gut gezielten Schuß abgeben konnte.
Beginn der Zucht
Zu dieser Zeit erfasste – aus England kommend – die Begeisterung für Hundezucht auch die russische Aristokratie, die jedoch für ihre Jagden die importierten Hunderassen wie Setter und Spaniel den einheimischen Landschlägen, die man verachtete, bevorzugte. Erst später interessierten sich sowohl finnische wie auch russische Züchter für diesen alteingesessenen Hundeschlag. Die Finnen begannen 1936 mit der systematischen Zucht, indem sie auch Hunde aus Russland, vornehmlich den Provinzen Karelien und Archangelsk, importierten. Für die Zucht verwendete man nur schwarze Hunde mit weißen Abzeichen an Kopf, Brust, Bauch und Gliedmaßen. 1946 wurde die Rasse unter dem Namen „Karelischer Bärenhund“ (finnisch: Karjalankarhukoira) von der FCI als Hunderasse mit Ursprungsland Finnland anerkannt.
Auch die Russen besannen sich nun auf diese Hunde und begannen nach dem 2. Weltkrieg mit der Zucht, wobei man einen Rassestandard festlegte, der Hunden entsprach, die in den Provinzen Archangelsk und Karelien lebten. Sie wurden teilweise auch mit dem Westsibirischen Laika gekreuzt. Von den ursprünglichen Farben, die sämtliche Graustufen umfasste, sowie Rot, rötlich-Grau, Schwarz und Weiß, akzeptierte man für den Rassestandard im Jahre 1946 nur Schwarz und Weiß – so wie die Finnen beim Karelischen Bärenhund – und nannte die Rasse „Russisch-Europäischer Laika“. Im Prinzip handelt es sich aber laut Vladimir Beregovoy, einem namhaften russischen Zoologen, um ein und dieselbe Rasse. Andere Hundeexperten widersprechen dem jedoch, auch mit dem Hinweis, daß beim Karelischen Bärenhund Weiß lediglich als Abzeichen auf Schwarz akzeptiert wird, beim Russisch-Europäischen Laika hingegen jedes Verhältnis dieser beiden Farben, von völlig schwarz bis reinweiß. Wie auch immer, korrekt ist es jedenfalls zu sagen, daß beide Hunderassen vom selben „Landschlag“ Kareliens und Archangelsk abstammen.
Erscheinungsbild
Der Karelische Bärenhund ist ein mittelgroßer Hund (Rüde um 57 cm, Hündin um 52 cm) mit rotbrauner weicher Unterwolle und hartem, steifen schwarzen Deckhaar. Er ist sehr kräftig und muskulös, mit hoch angesetzter Rute, die er bogenförmig über dem Rücken trägt. Aufgrund seiner ursprünglichen Aufgabe als Jagdbegleiter und Wachhund ist er sehr dem Menschen verbunden und problemlos in der Familie zu halten. Auch Haustiere oder andere Hunde, wenn sie zusammen mit ihm aufgewachsen sind, stellen kein Problem dar. Anders verhält es sich mit fremden Hunden. Der Karelier ist nämlich sehr territorial orientiert und würde es nicht zulassen, daß sich andere Hunde seinem Haus nähern. Die Größe des „Feindes“ spielt ihm dabei keinerlei Rolle, verständlich, wenn man an die Furchtlosigkeit denkt, die er beispielsweise gegenüber dem Braunbären hat. Obwohl „Jagdhunde“, gehen sie nicht selbständig auf die Jagd, das heißt, sie bleiben immer nahe an Haus und Hof und eignen sich auch durch ihr Gebell sehr gut als Wachhunde.
Elchkönig Finnlands
Manche Liebhaber der Rasse beklagen – nach dem Verschwinden des Braunbären aus Finnland – nun auch den Rückgang der Braunbärpopulation in Russland, sodaß ihr Karelier nicht die Chance habe, in seinem Leben je einem Bären gegenüber stehen zu können. Nun, als Ausgleich oder Ersatz erfand man in Finnland die jährlich stattfindenden „Elchverbell-Wettkämpfe“. Dabei werden die Belldauer und Bellstärke sowie die Fährtenverfolgung und das Verhalten in den einzelnen Jagdphasen beurteilt. Die 13 besten Hunde aus diesem Wettbewerb gelangen in die Ausscheidung zum Landeswettkampf, aus dem dann der ein Jahr lang residierende Elchkönig Finnlands hervorgeht. So haben eben die Österreicher ihre Weinprinzessin, die Deutschen ihren Faschingsprinzen und die Finnen ihren Elchkönig …
Haltungsbedingungen & Gesundheit
Während das Zuchtziel des Karelischen Bärenhundes in seiner Heimat weiterhin der jagdliche Einsatz auf Luchs, Schwarzwild und Elch ist und insoferne diese Hunderasse als „Gebrauchshund“ (nicht im Sinne der FCI) gilt, gibt es bei uns weder Elche noch wird dieser Hund in der Jagd auf Eichhörnchen oder Marder verwendet. Dennoch – eine Arbeit will er haben. So empfiehlt der österreichische Club für Nordische Hunderassen (s.u.), der den Karelischen Bärenhund vertritt, Agility und Breitensport, da „seine Kraft, Ausdauer und sein Temperament ausgiebige Bewegung und eine möglichst artgerechte Beschäftigung“ verlangen. Der Deutsche Club für Nordische Hunde erwähnt auf seiner Webpage (s.u.), daß diese Hunderasse inzwischen auch bei uns jagdlich geführt würde, wenngleich nicht in dem Umfange, wie in seiner Heimat. Beide Hundevereine sind sich einig, daß der Karelier zwar ein guter und treuer Familienhund sei, jedoch eine konsequente Erziehung und Haltung erfordere, da er sich gegenüber Artgenossen eher rauflustig zeige und auch immer wieder versuche, seinen Kopf durchzusetzen. In der heutigen Zeit mit Vorsicht zu genießen muten allerdings Aussagen wie „stahlharter Körper, explosive Kraft gepaart mit unerhörtem Kampftrieb“, wie sie sich in Rassebeschreibungen finden.
Die Rasse ist aufgrund ihrer bereits erwähnten Anforderungen, insbesondere auch aufgrund des großen Bewegungsdranges, sicherlich kein Hund, den man nur so nebenbei erwirbt (wie dies ja bei keinem Tier der Fall sein sollte) und daher weit weg davon, ein Modehund zu sein. Aus diesem Grunde und auch weil in der Zucht dieser Rasse die Gesundheit und Leistungsfähigkeit eine große Rolle spielen, sind es ziemlich robuste und gesunde Hunde, bis jetzt ohne erkennbare genetische Krankheitsdispositionen. Daß dies weiterhin so bleibt und auch nur der sich einen Karelier nimmt, der ihm ein entsprechendes Lebensumfeld bieten kann, wünschen wir uns alle.
>>> WUFF – INFORMATION
Information & Kontakt über den Karelischen Bärenhund:
• Österr. Club f. Nord. Hunderassen,
Fachsektionsleiterin Edith Markl,
Lans 88, A-6072 Lans
E-Mail: edith.markl@chello.at
Web: http://www.laika.at, www.oecnhs.at
• Deutscher Club für Nordische Hunde e.V.,
Wilhelm Schulte,
Langholter Str. 74, D-26842 Ostrhauderfehn,
Tel. u. Fax: +49 (0)4952/6524
E-Mail: Info@dcnh.de
Web: http://www.dcnh.de