Der Hund, der aus der Kälte kam – Rasse spezial: Der Jakutische Laika

Von Markus Schmid

Im nordöstlichen Teil der Russischen Föderation liegt die autonome Republik Sacha, auch Jakutien genannt. Aus dieser Region des ewigen Winters stammt eine Hunderasse, die in Europa bislang völlig unbekannt ist: Der Jakutische Laika. Seine Aufgaben liegen vor allem in der Schlittenhundearbeit und in der Jagd. Vertreter dieses nordischen Hundes vom Urtyp flossen auch in die von Leonard Seppala zu Beginn des vorigen Jahrhunderts begründete Zucht des Siberian Husky ein. Kürzlich wurde die Rasse in der Schweiz erstmals außerhalb Russlands vorgestellt. Der russische Kynologenverband setzt sich für eine FCI-Anerkennung ein, was 2013/2014 der Fall sein könnte.

Sacha (Jakutien) – ein geheimnisvolles Land. Eine Sage erzählt, dass Gott, als er die Erde erschuf, einen Engel mit einem Sack voller Reichtümer über ­Sibirien geschickt hat. Als dieser Jakutien überflog, wurden ihm vor Kälte die Finger steif und er ließ alles fallen. Die ganzen Reichtümer, Gold, Silber und Platin fielen auf die Erde. Aus Zorn über seinen Verlust strafte er jedoch diese Region mit ewigem Winter.

Tatsächlich liegt in dieser Region der Kälte-Nordpol der nördlichen Erdhalb­kugel mit Temperaturen bis zu minus 72 Grad Celsius. Es gibt nur zwei Jahreszeiten, den kurzen Sommer und den langen Winter. In diesem Land leben Hunde, die sich an das raue ­arktische Klima angepasst haben. Der Jakutische Laika ist ein typischer nordischer Hund vom Urtyp. Die Wurzeln dieser Rasse liegen in der Kolyma-Region Sibiriens.

Fast ausgestorben

Die Rasse war bis in die neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts vom Aussterben bedroht. Durch die Züchter Wladimir Djatschkow und Lena Sidorowa konnte die Rasse innerhalb Jakutiens erhalten werden. 2002 wurde von dem Züchter Erwin van Wel das erste Zuchtpaar nach Deutschland importiert.

In die durch Leonard Seppala um 1910 begründete Zucht des Siberian Huskys waren auch Jakutische Laikas aus der Kolyma Region, sowie ­Chuktschen- und Kamchatka-Hunde eingesetzt worden. Hunde verschiedener ­sibirischer Völker, die von dem ­Pelzhändler William Goosak 1908 nach Alaska importiert worden waren.

Der Arbeitshund

Die Menschen in Sacha leben seit jeher mit ihren Hunden. Sicher ziehen die Schlittenhunde die Lasten durch Schneestürme. Und sicher bringen sie ihre Menschen wieder nach Hause. Neben ihrer Arbeit als ­Schlittenhunde werden die Jakutischen Laikas auch bei der Jagd eingesetzt. Ihnen ist daher auch ein stark ­ausgeprägter Jagdtrieb eigen. Ihre Instinkte ­gingen nicht durch eine jahrzehntelange „Schönheitszucht" verloren. Dieser sehr menschenfreundliche Nordische ist ein neugieriger und ­selbstbewusster Hund, der ­konsequent erzogen werden muss. Er ist am Haus wachsam, meldet fremde Menschen und Hunde sofort und verteidigt sein Revier.

Ein Schlittenhunde-Team mit Jakutischen Laikas muss straff geführt werden. Die Teams bestehen aus bis zu zwei Leadern, die sich ergänzen. Die Auswahl der Leithunde beginnt bereits in der Wurfkiste. Zumeist sind es die weniger dominanten Tiere, die als Teamdogs eingesetzt werden. ­Dieser Arbeitshund wurde seit jeher nur im Hinblick auf die für den Menschen in der harten Natur Sibiriens wichtigen Eigenschaften gezüchtet.

Verständigung

Jakutische Laikas bellen sehr wenig, doch teilen sie sich über eine Vielzahl von Heul- und Jaullauten mit. Unheimlich dringen diese Laute durch Mark und Bein. Es klingt wie „weinende Kinder" oder „klagende Menschen". Sie beherrschen nicht nur die Verständigung durch Laute sondern auch durch ihren auffordernden Blick. Der Jakutische Laika sucht den direkten Augenkontakt zu den Menschen. Er mustert sein Gegenüber ganz genau. Die Augen der Jakutischen Laikas sind braun, blau oder gemischt. Sie ­nehmen alles wahr und man bekommt den Eindruck, dass die Hunde Ge­danken lesen können.

Gefleckt oder gescheckt?

Die Jakutischen Laikas sind von mittlerer Statur (ca. 50-58 cm). Die Farbschläge des Fells reichen von schwarz, weiß über wolfsgrau bis gefleckt oder gescheckt. Ihr mittellanges Fell mit doppelter Unterwolle ist für das raue arktische Klima wie geschaffen. Jakutische Laikas sind ein Weltkulturgut. Der russische Kynologenverband setzt sich für eine offizielle FCI-Anerkennung dieser Rasse ein. 2014/2015 könnte es soweit sein. Erst vor kurzem, auf der Hundefachmesse „Hund 2012" Anfang Februar in Winterthur/Schweiz wurde die Rasse erstmals außerhalb Russlands vorgestellt.

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