Der „geteilte“ Hund

Von Iris Strassmann

Mensch und Hund als unzertrennliche Freunde, das bleibt für Manche aus verschiedensten Gründen ein unerfüllter Wunschtraum. Ganztägige Berufstätigkeit als „Single“ etwa macht eine Hundehaltung nahezu unmöglich, wenn niemand bei der Betreuung des Vierbeiners einspringen kann. Während der Eine also einen Hund hat und so manches Mal nicht weiß, wohin mit ihm, sehnt sich der Andere nach einem Gefährten und wäre schon dankbar, wenn er wenigstens einen kleinen „Anteil“ an einem Hund hätte. So wie Frau Heinze aus Hamburg, die WUFF bat, ihr zu helfen, einen Hundebesitzer in ihrer Nähe zu finden, der seinen Liebling mit ihr „teilen“ möchte.

Ein zweites Frauchen?
Seit ihrer Kindheit sehnt sich Frau Heinze nach einem eigenen Hund, auf den sie aber wegen ihrer Berufstätigkeit immer wieder verzichtete, da sie ihn auch nicht mit zur Arbeit nehmen kann. Sehr gerne aber würde sie sich in ihrer Freizeit um einen kleineren Hund kümmern und damit vielleicht auch einen älteren Menschen entlasten. Also ein klassischer Fall von „Dog-Sharing“, bei dem sich zwei Personen oder Familien einen Hund „teilen“?

Dog-Sharing – die ideale Lösung?
Auf den ersten Blick eine tolle Idee, die jedoch mit allen Konsequenzen gründlich bedacht werden muss. Aber sie ruft nicht nur Begeisterung hervor, sondern wird auch durchaus kritisch gesehen. Hundetrainerin Birgitt Janßen (s. Kasten) etwa gibt zu bedenken, dass es aufgrund der wechselnden Bezugspersonen beim Hund zu Unsicherheiten und den damit verbundenen Folgen kommen könnte. Prinzipiell muss bei der Entscheidung für ein „Dog-Sharing“ daher das Wohl des Hundes und nicht die Bequemlichkeit des Menschen an erster Stelle stehen! Denn man „teilt“ sich ja keinen Gebrauchsgegenstand, sondern ein Lebewesen mit Gefühlen und Leidensfähigkeit.
Zwischen einem „Dog-Sharing“ im engeren Sinne und anderen Formen der Hundebetreuung (z.B. „Dog-Sitting“) gibt es natürlich fließende Übergänge. Immer aber sind die gleichen Voraussetzungen zu beachten, wie etwa der Abschluss einer geeigneten Haftpflichtversicherung oder auch klare Abmachungen, wer für welche Kosten aufkommt (s. Kasten).

Archie – glücklicher Hund mit zwei Familien
Ein „Musterbeispiel“ für ein wirklich gelungenes „Dog-Sharing“ ist Archie mit „seinen“ beiden Familien. Er muss allerdings nicht täglich „umziehen“, sondern lebt immer für längere Zeit abwechselnd in einer „seiner“ beiden Familien, die sich bestens verstehen und sich in allen wichtigen Fragen, auch bei der Erziehung, einig sind. So wechseln zwar hin und wieder die unmittelbaren Bezugspersonen des Hundes, aber es gelten immer die gleichen klaren Regeln, so dass Archie sich sehr schnell zurechtfindet und sich wirklich an beiden Orten absolut „zu Hause“ fühlt.

Was meinen Sie?
Wenn Sie uns Ihre Meinung dazu mitteilen oder über eigene Erfahrungen berichten möchten, oder wenn Sie aus Hamburg sind und vom eingangs erwähnten Angebot der WUFF-Leserin Frau Heinze Gebrauch machen wollen, so schreiben Sie bitte an die WUFF-Redaktion (vielleicht schicken Sie auch ein Foto von sich und Ihrem Vierbeiner mit):
– In Österreich an WUFF, KW „Dog-Sharing“, A-3034 Maria Anzbach. (redaktion@wuff.at)
– In Deutschland an WUFF, KW „Dog-Sharing“, Nerongsallee 48, D-24939 Flensburg.
(strassmann@wuff.at)



>>> WUFF – INFORMATION


Voraussetzungen für ein Dog-Sharing

Dringend zu empfehlen ist eine Haftpflichtversicherung, welche den zeitweiligen „Hüter“ des Hundes mit einschließt. Dazu nimmt man am besten Kontakt mit seiner Versicherung auf, um sich beraten zu lassen.
Weiters muss die Frage der Kostenübernahme generell geregelt sein, auch damit es im Krankheitsfall keine Probleme gibt, wenn der Hund z.B. zum Tierarzt muss.
Bevor Sie sich auf ein „Dog-Sharing“ – in welcher Form auch immer – einlassen, sollten Sie die rechtliche Lage klären, was besonders in Deutschland wichtig ist, da manche Bundesländer immer noch durch restriktive Hundeverordnungen und -gesetze unterschiedliche Bedingungen an die Haltung bestimmter Hunderassen knüpfen.



>>> WUFF – HINTERGRUND


Kritische Bemerkungen zum täglichen „Dog-Sharing“
von Birgitt Janßen

Von „Dog-Sharing“ halte ich persönlich ganz und gar nichts. Das dem Hund eigene Rudel setzt durch die Konsequenz im richtigen Umgang miteinander klare Grenzen, bietet aber auch individuelle Entfaltungsmöglichkeiten. Nur so fühlt sich der beste Freund des Menschen wirklich wohl und ist in der Lage, eine sichere Bindung zu seinem Sozialpartner aufzubauen.
Der tägliche Wechsel zwischen Rudel A und Rudel B, wie es beim „Dog-Sharing“ der Fall ist, scheint auf den ersten Blick eine schöne Sache, ermöglicht die Unterbringung eines Hundes, die unter anderen Umständen nicht möglich wäre. Wie so oft werden dabei jedoch lediglich die Interessen des Menschen berücksichtigt. Der Hund, der durch den ständigen Wechsel der Sozialpartner immer wieder unterschiedliche Konsequenzen im Umgang miteinander erfährt, wird täglich verunsichert und aller Wahrscheinlichkeit nach nur eine unsichere Bindung mit all’ ihren Folgen eingehen können.

Info:
Birgitt Janßen ist Hundetrainerin mit eigenem 6 Hunde starken Rudel aus NRW.
birgitt.janssen@hundeschule.biz
www.hundeschule.biz


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