Der Gesundheitsordner: Für ein gesundes Hundeleben

Von Silke Richter

Die Hunde-Gesundheit liegt uns Hundehaltern besonders am Herzen. Wir sind für eine artgerechte Ernährung, Pflege und Parasitenvorsorge verantwortlich. Aber nicht alles kann man sich über ein Hundeleben lang merken. Genau hier kommt der »Gesundheitsordner« ins Spiel. Ein wichtiges und notwendiges Projekt.

Hunde zeigen oftmals erst sehr spät, dass es ihnen nicht gut geht. Es liegt in ihrer biologischen Natur, Schmerzen und daraus resultierende Schwächen und körperliche Einschränkungen möglichst nach außen hin zu verbergen, um in der freien Wildbahn ihr Überleben und damit auch die Erhaltung ihrer Art absichern zu können. Für Hundehalter ist es deshalb oftmals sehr schwierig frühzeitig zu erkennen, ob sich bei Hunden eine Krankheit anbahnt oder die Tiere sogar bereits erkrankt sind. Mangelt es dann beispielsweise noch an wichtigen Erinnerungen, die für eine Anamnese aber hilfreich und wichtig sind, wird die Stellung der Diagnose möglicherweise deutlich erschwert und es geht oftmals wertvolle Zeit verloren. Haben gesundheitliche Einschränkungen und bislang unentdeckte Symptome bereits ein bestimmtes Stadium erreicht, können die Folgen schwerwiegend und im schlimmsten Fall sogar irreparabel sein.

Um das zu vermeiden sei noch stärker die aktive und engagierte Unterstützung von Hundehaltern und Hundebetreuern gefragt, meint Caroline Schönberger. Die zertifizierte Hundeernährungsberaterin und -therapeutin, Dozentin für Fachausbildung und Referentin für Seminare und Workshops beschäftigt sich seit vielen Jahren intensiv mit dem Thema Gesundheit und Prävention. Die Expertin verbindet mit ihrem Beruf sehr viel Hingabe und Leidenschaft, denn das Wohl von Hunden liegt ihr besonders am Herzen. »Nur ein gesunder Hund ist glücklich und nur ein glücklicher Hund ist gesund!«, ist sie überzeugt.

Deshalb hat sich Caroline Schönberger viele Gedanken gemacht, wie sich ein sinnvolles Bindeglied zwischen verantwortungsvollen Hundehaltern, Tierärzten und Trainern gestalten und umsetzen lässt. Schnell war ihre Idee eines speziell entwickelten Gesundheitsordners geboren. Mit dieser Möglichkeit können wichtige Daten und Fakten des Hundes dokumentiert und sinnvoll genutzt werden. Die erfassten Ergebnisse geben wichtige Anhaltspunkte bei der Ursachenforschung und damit wiederum können daraus resultierende Zusammenhänge erkannt und erforscht werden, um eine schnellere Diagnose stellen zu können. Bleiben doch viele Symptome für Hundehalter oftmals unentdeckt oder zeigen sich eher unspezifisch. Im Krankheitsfall oder bei Fragen zur Prophylaxe sei dieser hilfreiche Sammelordner dann nicht nur schnell griffbereit, sondern könne im Notfall auch Leben retten. »Hundehalter wünschen sich von ihrem Tierarzt oder Therapeuten fundierten Rat und eine wirksame Behandlung für ihren Hund. Der erste Schritt hierzu besteht in der Diagnostik, also in der Ermittlung der Vorgeschichte und Erfragung der relevanten Informationen zum Gesundheitszustand, um weiterführende Untersuchungen zur Absicherung eines Krankheitsverdachtes und einer wirksamen Therapie zielgerichtet einleiten zu können. Im Laufe eines Hundelebens sammeln sich einige Informationen an, die für den Halter leicht in Vergessenheit geraten, aber für den Therapeuten einen entscheidenden Hinweis zur Behandlung geben können«, meint Caroline Schönberger.

Denn wer merkt sich beispielsweise schon so genau, wann und wo die Familie mit ihrem Hund vor ein paar Jahren Urlaub gemacht hat, ob und wann das Tier plötzlich Juckreiz, Hautausschlag, erbrochen und/oder Durchfall hatte oder beispielsweise über einen längeren Zeitraum nichts fressen wollte/konnte? Auch die Dokumentation von verabreichten Wurmkuren und Behandlungen gegen Zecken und Flöhe seien bei der Ursachenforschung sehr hilfreich. Nicht zuletzt spiele auch die dokumentierte Gewichtsentwicklung für die Gesundheit eines Hundes eine sehr große Rolle.

Caroline Schönberger kann sich noch gut an den Fall »Emmi« zurück erinnern. Eine detaillierte Dokumentation wäre bei der Hündin sehr hilfreich gewesen und hätte dem Tier und seiner Familie Leid erspart. Emmi war auch die Ideengeberin für den Gesundheitsordner von Caroline Schönberger. Was war passiert? Die Halter der Golden Retriever Hündin hatten sich vertrauensvoll an die Expertin gewandt. Das neunjährige Tier war häufiger müde, abgeschlagen, hatte an Gewicht verloren und lahmte gelegentlich. Jetzt begann die mühevolle und sehr zeitaufwändige Ursachenforschung. Ein entscheidender Hinweis für Caroline Schönberger war der Aspekt, dass Emmi vor sechs Jahren mit ihrer Halterin kurzzeitig in Italien zu Besuch war. Aber ohne Parasitenschutz. Was die Halter von Emmi damals auch nicht wussten: Die in der Region vorkommenden Sandmücken können Einzeller der Gattung Leishmania übertragen, die bei Hunden auch noch bis zu acht Jahre später die Krankheit Leishmaniose auslösen können, die sich durch unterschiedliche teils unspezifische Symptome äußern kann. Mit Recht werde diese Krankheit daher das Schreckgespenst mit vielen Gesichtern genannt. Weitere relevante Hinweise lieferte die Art der Fütterung. Denn Emmis Futter wurde vor zwei Jahren auf eine so genannte Reinfleischdose ohne jegliche Nährstoffzusätze umgestellt. Die daraus resultierenden Nährstoffdefizite könnten ebenfalls die Abgeschlagenheit, den Gewichtsverlust und die Lahmheiten erklären. Auch unerwünschte Darmparasiten musste Caroline Schönberger als weitere Ursachen in Betracht ziehen, denn Emmi erhielt keine regelmäßige Endoparasitenprophylaxe. Zudem wurden auch keine regelmäßigen parasitologischen Kotuntersuchungen durchgeführt. Die Hündin trank zudem in den letzten Wochen vermehrt, was ein Hinweis auf eine Nierenfunktionsstörung sein könnte. Mit diesen erfragten und gesammelten Informationen zur Anamnese konnte dann endlich zielgerichtet eine Blutuntersuchung zur Abklärung der Leishmania-Infektion und Nierenfunktion bei der Hündin eingeleitet werden. »Für die Ermittlung dieser Informationen braucht es in der Regel viel Zeit. Hausärzte haben aber im Schnitt nur neun Minuten Zeit für einen Patienten. Bei Tierärzten ist es nicht viel anders«, weiß Caroline Schönberger.

Ein angelegter Gesundheitsordner leiste deshalb hilfreiche Dienste und spare wertvolle Zeit, um sich einen schnellen Überblick über den Gesundheitsstatus des Hundes verschaffen und ihm gezielt helfen zu können. Im Fall von Emmi wären viele Fragen schnell(er) beantwortet gewesen, wie beispielsweise: War der Hund im Ausland, wenn ja, wann und wo genau, wurde bereits auf die so genannten Mittelmeerkrankheiten »CVBD« untersucht, erhielt der Hund eine Ekto- und Endoparasiten- Prophylaxe, gibt es bereits Vorbefunde, die einen Hinweis auf die Symptome liefern oder als Vergleichswerte dienen wie Blut-, Kot- oder Urinuntersuchung, Röntgen, MRT und CT? Wie wird/wurde der Hund gefüttert, wann sind die Symptome das erste Mal aufgetreten, wurde bereits behandelt und hat dies dem Hund geholfen, oder gab es unerwünschte Nebenwirkungen bei Medikamenten?

Denn der Teufel liegt bei der Ursachenforschung, wie bei vielen anderen Dingen auch, im Detail. Diese Form gebündelter Informationen erspare dem Hund zudem auch weitere unnötige Behandlungen und Untersuchungen, weil sich durch gezielte Ursachenforschung und eine daraus resultierende Diagnose sehr viel besser und schneller eingrenzen und erkennen lässt. »Zudem lassen sich dadurch auch wichtige Zusammenhänge zwischen dem Gesundheitsstand und dem Verhalten des Hundes besser erkennen und analysieren. Denn Krankheiten können Stress auslösen und das wiederum kann zu Aggressionen oder anderen Verhaltensauffälligkeiten führen«, erklärt Caroline Schönberger, die sich intensiv mit wissenschaftlich fundierten Forschungsergebnissen auseinandersetzt und regelmäßig an fachspezifischen Fortbildungen teilnimmt.

Weiterer Bestandteil des Gesundheitsordners ist ein integriertes Symptomtagebuch, das hilfreich sei, um unter anderem Auslöser für Krankheitsprozesse, Unverträglichkeiten, Allergien oder stressbedingte Ursachen zu entlarven. Auch seien die Hundehalter selbst durch das regelmäßige Führen und Aktualisieren des Gesundheitsordners sehr viel besser über die Diagnosen und Therapien ihrer Hunde informiert. Ähnlich wie bei der elektronischen Gesundheitskarte für Menschen sieht Caroline Schönberger in der Führung eines Gesundheitsordners auch den positiven Nebeneffekt, dass die Qualität der medizinischen tierärztlichen und therapeutischen Versorgung verbessert wird. Zudem werde dabei auch die Rolle des Hundehalters entscheidend gestärkt.

»Denn die Verantwortung für die Gesundheit des Hundes liegt letztlich immer in der Hand des Halters. Alle Hunde sind einzigartig und sie sind uns Menschen anvertraut worden. Deshalb sollten wir Menschen auch ganz besonders für die Bereiche Gesundheit, Prophylaxe und Individualität sensibilisiert sein, um bestmögliche Voraussetzungen für ein gesundes, glückliches und langes Hundeleben schaffen zu können«, ist Caroline Schönberger überzeugt.

Der Gesundheitsordner: Der Gesundheitsordner von Caroline Schönberger ist nicht nur robust und stabil, sondern in der Gestaltung auch sehr gut durchdacht. Er beinhaltet eine Tasche für den Heimtierausweis und für alle wichtigen Visitenkarten, um bei Rückfragen einen Austausch unter den beteiligten Tierärzten, Therapeuten, Hundetrainern und Angehörigen zu ermöglichen. Ein Stammdatenblatt enthält die grundlegenden Informationen zu Hund und Halter, wie Name, Anschrift, Notfallkontakt, Herkunft, Versicherung und alle weiteren wichtigen Informationen. Sieben integrierte Registerblätter sorgen für eine ordentliche Übersicht aller Befunde, Dokumente, Rechnungen, Symptome, Fütterungs- und Gewichtsdaten. Auf verschiedenen Einlegern kann übersichtlich eingetragen werden, wie der Gesundheitsstatus des jeweiligen Vierbeiners ist. So findet sich eine praktische Tabelle, in der Gewichtsverläufe und Anmerkungen zu Ernährungsbesonderheiten eingetragen werden können. Außerdem können auf weiteren Vordrucken Daten zur Parasitenprophylaxe festgehalten werden. Bei Krankheit oder Auffälligkeiten kann in einer eigenen Tabelle vermerkt werden, wenn und wann Krankheitssymptome aufgetreten sind, wie sie behandelt wurden und mit welchen Auslösern sie in Zusammenhang standen.

Wichtige Details: Symptome, wie verminderter Appetit oder Gewichtsabnahme können wichtige Hinweise auf eine organische Ursache geben. Neben der Diagnostik und Therapie von ernährungsbedingten Krankheiten hat die Präventivmedizin deshalb einen wichtigen Stellenwert in der Fachberatung von Expertin Caroline Schönberger und ihren Kollegen. Dazu gehören auch Empfehlungen für eine gesunde Lebensweise, eine bedarfsorientierte Ernährung, Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Krankheiten sowie Maßnahmen zur Gesundheitsverbesserung bei bestehenden Erkrankungen. Viele Erkrankungen entwickeln sich oft unbemerkt, wenn der Hund (für den Halter) noch keine sichtbaren Symptome zeigt. Dazu gehören beispielsweise die Aufnahme von Gras, Kot oder Holz, Unruhe und geringe Stresstoleranz, Gewichtsab- oder zunahme, niedrige oder hohe Wasseraufnahme oder so genannte Mäkel- oder Staubsaugerhunde. All diese Symptome können auf eine organische Erkrankung im Frühstadium hindeuten. Dabei gelte generell: Je früher die Krankheit erkannt wird, desto größer ist die Chance sie zu besiegen. Dies gilt für eine parasitäre Infektion, wie die einzelligen Dünndarmparasiten namens Giardien, ebenso wie für die gefürchtete Niereninsuffizienz. Beim Hund sei das Nierenversagen die zweithäufigste Todesursache, von der nicht nur ältere Hunde betroffen sind. »Untersuchungen haben gezeigt, dass bei über 20 Prozent der Hunde mit einem Alter über fünf Jahren die Nierenfunktion eingeschränkt ist. Dies bestätigen auch unsere Erfahrungswerte. Die ersten, für den Halter deutlichen Symptome treten erst auf, wenn 75 Prozent des Nierengewebes nicht mehr arbeitet, vorher erscheint der Hund ganz gesund. Durch eine jährliche Vorsorgeuntersuchung lässt sich eine eingeschränkte Nierenfunktion frühzeitig erkennen und behandeln. Die Dokumentation von ersten Verhaltensänderungen, Symptomen und Gewichtsdaten in einem Gesundheitsordner kann auch einen wertvollen Hinweis liefern, welche Vorsorgeuntersuchungen für den individuellen Hund sinnvoll sind«, erklärt Caroline Schönberger weitere positive Nebeneffekte einer gezielten Informationssammlung.

Dokumentationsbereich für Parasiten: Wann wurde der Hund mit Wurmkuren behandelt, und welche Mittel wurden dafür verabreicht? Was gibt es bei der Auswahl des Medikaments hinsichtlich einer optimalen Verträglichkeit zu beachten? Hilfreiche Antworten darauf gibt dieser Dokumentationsbereich, der sich den Parasiten und ihrer Prophylaxe widmet. Die wichtigsten Empfehlungen zum Ektoparasitenschutz vor Zecken, Flöhen und Milben, zum Endoparasitenschutz vor Darm- und Gewebeparasiten und zur Reiseprophylaxe bei Hunden gegen die Mittelmeerkrankheiten findet man sehr übersichtlich auf der Seite der European Scientific Counsel Companion Animal Parasites (ESCCAP), erklärt Caroline Schönberger.

Allerdings, so ein weiterer Rat von der Expertin, sollte auch die Parasitenprophylaxe sehr individuell betrachtet werden, da sie je nach Infektionsdruck des Hundes, Alter, Freilauf, weiteren Tieren, die mit im ­Haushalt leben, Fütterung und auch der jeweiligen Region, wo das Tier lebt differiere. »So werden beispielsweise im südwestlichen Teil Deutschlands in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland seit 2007 unerwartet hohe Befalls-Raten mit dem Lungenwurm Angiostrongylus vasorum verzeichnet. Dieser Gewebeparasit wird über die Aufnahme von Schnecken oder die Aufnahme von Gras, an dem die Parasitenlarven haften, übertragen.«

Für eine Kotuntersuchung, die alternativ zur Gabe einer Wurmkur durchgeführt werden kann, um so einen Parasitenbefall rechtzeitig erkennen und gezielt behandeln zu können, stehen verschiedene Verfahren zur Verfügung, wie Flotation-Sedimentation oder Antigen-Test, die unterschiedliche Vor- und Nachteile bieten. Ein Gespräch mit dem Tierarzt sei daher zielführend, um zu entscheiden, welche Form der Endo- und Ektoparasitenprophylaxe für den jeweiligen Hund sinnvoll ist. »Sicher ist, dass weder Kokosöl, Fellstreifen noch Möhrenraspeln einen Schutz vor Parasiten darstellen. Wie sollten Öl, Fell und Raspeln auch die Lunge erreichen, um bei dem Beispiel des Lungenwurms zu bleiben. Der Hakenwurm hat einen regelrechten Saug- und Beißapparat*, mit dem er Ausstülpungen der Darmwand abbeißt, um Blut zu saugen. Kokosöl, Fell oder Möhrenraspeln stellen für ihn bestenfalls eine angenehme Rückenmassage dar, aber keineswegs veranlassen sie ihn dazu sein Unterfangen abzubrechen«, erklärt Caroline Schönberger sehr detailliert.

Die gezielte dokumentierte Parasitenprophylaxe diene dabei nicht nur dem Schutz des eigenen Hundes, sondern auch vor der Ausbreitung der Parasiten in der Umwelt und einer möglichen Ansteckung des Menschen in Form von Zoonosen, also Infektionen, die von Tieren auf Menschen übertragen werden.

Innere Organe und der Befall mit Darm- sowie Gewebeparasiten: Parasiten können Hunden großen Schaden zufügen. Bleibt eine notwendige Behandlung aus, kann das bis zum Tod des Tieres führen.

Parasit Hakenwurm: Hakenwürmer produzieren eine Unmenge von Nachwuchs und das innerhalb kürzester Zeit. So werden bis zu 20.000 Eier pro Tag und Weibchen produziert, erklärt Caroline Schönberger. Die Eier, die mit dem Kot ins Freie gelangen, seien darüber hinaus sehr beständig und können wochenlang im Boden überdauern und infektiös bleiben. »Werden sie beim Herumschnüffeln des Hundes verschluckt oder dringen sie über die Pfoten aktiv in die Haut ein, beginnt der Kreislauf erneut«, berichtet die Expertin.

Das Futter: Viele Hundehalter orientieren sich bei angebotenem Fertigfutter in nasser oder trockner Form nur an der allgemein gehaltenen Dosierungsanleitung des Herstellers. Auch bei der Biologisch artgerechten Rohfleischfütterung (BARF) gelten zur Erstellung eines Futterplanes oftmals nur allgemein gehaltene Richtlinien, die sich an der jeweiligen Rasse und am Alter des Hundes orientieren. Für Caroline Schönberger ist das Thema Ernährung aber mehr. Viel mehr.

Die Ernährungsexpertin blickt dafür noch einmal auf das oben beschriebene Beispiel von Hündin Emmi zurück, die mit so genannten Reinfleischdosen gefüttert wurde. Dabei handelte es sich aber um ein Ergänzungsfuttermittel, das gemäß Futtermittelverordnung nicht für eine ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen ausreicht. Deshalb müsse dieses Futter vom Hersteller auch als Ergänzungsfuttermittel deklariert werden. »Die Ernährungswissenschaft hat heute einen hohen Stand erreicht, so dass eine Aussage darüber getroffen werden kann, welche essenziellen, also lebensnotwendigen Nährstoffe ein Hund für den Aufbau und Erhalt von Körpersubstanz und zur Förderung seiner Gesundheit benötigt. Wir definieren in unserer Arbeit 56 essenzielle Nährstoffe für den Hund, deren Zufuhr von dem Alter des Hundes, dem Gesundheitsstatus, der Körperzusammensetzung und der Rasse differieren. Unsere Arbeit als Ernährungsberater ist also eine Art biochemisches Reißbrett-Denken. Denn ein Golden Retriever ist kein großer Mops und auch keine kleine Dogge. Individuelle Unterschiede ergeben sich weiterhin aus der jeweiligen Körpergröße, Fellstruktur, Pigmentierung, dem Energiebedarf, Körperbau, der Organgröße, dem Geschlecht, Hormonstatus, genetischen Dispositionen wie auch aus den individuellen Haltungsbedingungen und der Aktivität, die alle einen direkten Einfluss auf den Nährstoffbedarf haben«, erklärt Caroline Schönberger den so wichtigen Zusammenhang zwischen Ernährung und Gesundheit eines Hundes.

Bei den Diskussionen um die einzige richtige Fütterungsart sollte es aus Sicht der Expertin deshalb auch weniger darum gehen, ob der Hund trocken, roh, gekocht oder nass gefüttert wird, sondern welche Nährstoffe er in welcher Form und Menge erhalte. Das »beste« Bio-Nassfutter nutze dem Hund wenig, wenn es nicht alle essenziellen Nährstoffe in der benötigten Menge umfasst, so Caroline Schönberger. Manche Imbalance im Nährstoffbereich zeige sich dabei schneller, beispielsweise diejenigen in der Hautgesundheit. Oder Über- oder Unterversorgungen, die bei einem erwachsenen Hund erst nach Jahren am Bewegungsapparat sichtbar werden.
»Nährstoffmängel können sich dabei auch im Verhalten zeigen, wenn keine körperlichen Symptome vorliegen. Hierzu gehören eine niedrige Stresstoleranz, Unruhe, Lern- und Konzentrationsstörungen oder Stereotypien wie Pfoten lecken. Denn Ernährung, Gesundheit und auch das Verhalten des jeweiligen Hundes seien untrennbar miteinander verbunden«, meint Caroline Schönberger überzeugt. Um zu wachsen, gesund und leistungsfähig zu bleiben, benötige der Körper tagtäglich Nährstoffe. Sie seien Bestandteile der Nahrung, die Energie liefern, die Körpersubstanz aufbauen und erhalten sowie entscheidende Körperfunktionen der Gesundheit beeinflussen. »Weil der Körper diese wichtigen Helfer nicht selbst herstellen kann, müssen wir ihn tagtäglich mit Nährstoffen versorgen. So ist es auch bei unseren Hunden. Alles, was wir ihnen zuführen, ob Futter, Wasser, Kauartikel, Leckerchen oder Nahrungsergänzungsmittel, hat Auswirkungen auf den Organismus. So kann die täglich zugeführte Nahrung einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit leisten und findet daher auch Anwendung in der Ernährungsmedizin. Falsche Nahrung kann auch krank machen, besonders wenn sie über einen längeren Zeitraum zugeführt wird.« Denn falsch ernährte Hunde können, so Caroline Schönberger, krank, abgeschlagen, impulsiv oder sogar aggressiv werden. Werden dem Hund beispielsweise zu viele und minderwertige Eiweiße, wie Ohren, Sehnen, Haut in Form von Kauartikeln oder der tagtäglichen Futterration zugeführt, könne das für den Hund sehr schädlich sein, weil es beispielsweise sehr stark die Leber belaste. Denn das Organ müsse das giftige Ammoniak, das im Darm bei der Eiweißverdauung entsteht, abbauen und in Harnstoff umwandeln, der dann über die Niere ausgeschieden wird. Ist die Leber nun überfordert, gelange das Ammoniak in den Blutkreislauf und somit auch ins Gehirn und bewirke unter anderem die Verhaltensänderungen. Daneben sei minderwertiges Eiweiß zudem schwer verdaulich, wirke deshalb negativ auf das Milieu im Dickdarm und fördere die Ansiedelung krankmachender Bakterien im Darm. »In der Folge kann es neben Verhaltensauffälligkeiten auch zu Blähungen, Durchfall, breiigem Kot wie auch zu Nierenschäden führen. Denn auch beim Hund gelte: Er ist, was er frisst. Gesunde Hundeernährung sei also immer eine Frage der richtigen Balance von Nährstoffen und bedarf einer fachlich fundierten Zusammenstellung. Daneben wirken Lebensumfeld, Beschäftigung und Stress immer spürbar auf den Organismus ein. Denn auch dem Hund kann etwas auf den Magen schlagen oder an die Nieren gehen.« Deshalb, so Caroline Schönberger abschließend, sollte auch das Thema Ernährung regelmäßig dokumentiert und gegebenenfalls individuell mittels eines professionell erstellten Futterplanes dem jeweiligen Hund angepasst werden.

Natürlich gibt es für verantwortungsvolle Hundehalter auch andere Formen einer detaillierten Dokumentation. Die Handhabung muss jeder für sich selbst entscheiden. Am wichtigsten ist, dass Hundehaltern die Gesundheit und Individualität ihres Vierbeiners am Herzen liegt und sie bereit sind etwas dafür zu tun. Dafür müssen wir nicht alle Tierärzte oder ausgebildete Berater sein. Im Sinne der Hunde reicht es für diese Themen sensibilisiert zu sein, eine gute Beobachtungsgabe an den Tag zu legen, gut organisiert aufzutreten und zu wissen, wo man professionelle Hilfe findet, wenn sie gebraucht wird.

WUFF-Information

Caroline Schönberger
Posener Str. 17
D 25474 Ellerbek
www.gesundeshundeleben.de

Der Gesundheitsordner ist unter ­versand@gesundeshundeleben.de zum Preis von 19,95 Euro erhältlich (zzgl. Verpackung u. Versand).


 

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