Als selbstbewusster, robuster und umgänglicher Hund, der intelligent, arbeitsfreudig, leistungsfähig und dabei sehr ausgeglichen ist, wird der Foxterrier beschrieben. Der perfekte Hund, könnte man meinen, wenn doch diese Aussage nur nicht vom Deutschen Foxterrier-Verband käme. Immer dasselbe Dilemma mit den verherrlichenden Rassebeschreibungen. Aber trotzdem – der Foxterrier ist ein toller Hund für aktive Menschen mit gutem Nervenkostüm …
Entstehung und ursprüngliches Zuchtziel
Wann genau die einzelnen Terrierschläge entstanden sind, ist nicht mehr nachvollziehbar. Alte Schriften und Bilder aus dem 14. Jahrhundert zeigen immer wieder kleine, bunte Hunde in Jagdszenen. Ob es sich hierbei wirklich um einheitliche Terrierrassen handelt, ist nicht bewiesen. Erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts kann von einer gezielt auf einzelne Schläge gerichteten Zucht gesprochen werden. Große Namen in der Foxterrierzucht waren damals z.B. die Zwinger Old Berkshire, der Hall Kennel, die Oakley Zwinger und die Belvoir Zwinger. Bis zu dieser Zeit wurde jeder Hund, der in Dachs- oder Fuchsbauten zur Jagd oder als Mäuse- und Rattenjäger in Ställen eingesetzt wurde, „Terryer“ genannt.
1578 schreibt George Tuberville in seinem Buch „The Noble Art of Hunting“: „…Terryers sind welche, die kampfbegierig auf Fuchs und Dachs zur Erde gehen…“. Die ursprünglichen Terryer sollten also mutig, schmerzunempfindlich, kampflustig und bissig sein. Es waren schnelle und ausdauernde Jagdhunde, die mit großen Beagle- und Harrier-Meuten mit halten mussten, für den Fuchsbau aber nicht zu groß sein durften. Selektiert wurde ausschließlich auf jagdliche Leistung, die Optik spielte keine Rolle.
Das Wesen – zwei Typen in einem Fell
Der Deutsche Foxterrier-Verband schreibt: „…selbstbewusster, robuster und umgänglicher Hund, der intelligent, arbeitsfreudig, leistungsfähig und dabei sehr ausgeglichen ist. Er ist verträglich, kinderlieb und wachsam …“. Nein, nicht jeder Foxterrier ist verträglich und kinderlieb, und wieder steht in einer Rassebeschreibung diese Pauschalisierung. Gerade bei so einem ursprünglichen, auf Jagd- und Angriffslust gezüchteten Kleinterrier sollte man solche Aussagen kritisch betrachten. Auch heute steckt in diesen kleinen Fuchsjägern ein ausgeprägter Jagdtrieb, der bei Unterforderung dieser Hunde recht unangenehm werden kann. Angefangen bei dem recht harmlosen Löchergraben, was diese Hunde, wie alle anderen Terrier auch, stundenlang mit wachsender Begeisterung machen können, bis hin zu Radfahrer oder Jogger jagen und verbellen.
Was allen Kleinterriern gemein ist, das ist ein recht ausgeprägter Eigenwille und angeborene Selbstsicherheit. Erzieht man so ein Hundchen konsequent und ordentlich, kann man sich keinen besseren Begleiter wünschen. Durch die angeborene Souveränität gibt es wenig, was einen Kleinterrier aus der Fassung bringen kann. Schlampt man jedoch gerade in der Ausbildung des Kleinterriers, übernimmt er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Ruder und kann zu einem pelzigen „Terroristen“ mutieren. In diesen Hunden wohnen zwei Typen. Der Typ des aktiven, angenehmen, selbstsicheren Begleiters und der des angriffslustigen Jagdgebrauchshundes. Welchen dieser Typen man sich heranzieht, bleibt einem selbst überlassen. Bitte beachten – ich gehe hier NICHT von der Gesamtpopulation der Foxterrier aus. IHR eigener Hund hat selbstverständlich andere Eigenschaften als der Hund am anderen Ende der Straße. Genauso wenig wie jeder Foxterrier einen Dickschädel hat, genauso wenig ist jeder Foxterrier verträglich und kinderlieb. Das Basiswesen ist jedoch seit Hunderten von Jahren angezüchtet und schlägt, je nach Hunde-Individuum, mehr oder weniger durch.
Bunter Clown im Jagdhundfrack
Die am häufigsten vorkommende Farbe des Foxterriers am Beginn des 19. Jahrhunderts war black-and-tan. Gekreuzt wurden diese meist dunklen Hunde mit weißen Terriern. Beagle
und auch der Bullterrier gaben ihre Gene dazu. Dadurch entstanden die immer beliebter werdenden dreifarbigen Schecken. Nach den beiden Weltkriegen stieg der Foxterrier zum ersten Mal, vor allem der rauhaarige, zu einem beliebten Modehund auf. In den frühen 1970er Jahren kam der zweite Boom. Heiko Gebhardt und Gert Haucke sprechen im Buch „Die Sache mit dem Hund“ von bis zu 10.000 Welpen, die jährlich allein in Deutschland fielen.
Ludwig Beckmann zeichnet uns in seinem Buch aus dem Jahr 1895 ein Bild, auf dem 5 englische, glatthaarige Terrier zu sehen sind. Stünden die damals gerade erst eingeführten Rassenamen nicht dabei, könnte man denken, es handle sich um nur einen einzigen Terrierschlag, so ähnlich sehen sich die Hunde. Interessanterweise kennt Beckmann nur den glatthaarigen Fuchsterrier.
Heute ist der optische Unterschied zwischen den Terrierschlägen sichtbarer. Am auffälligsten am Foxterrier dürfte der inzwischen fast nicht mehr vorhandene Stop zwischen Stirn und Augen sein. Der Kopf des Foxterriers tendiert fast zu einer so genannten „Ramsnase“. Auffällig vor allem bei der rauhaarigen Variante. Das Erbe des Bullterriers scheint unübersehbar.
Erstaunlicherweise gibt es bis heute keine Festschreibung der Schulterhöhe beim Glatthaar Foxterrier. Dies könnte ein Überbleibsel aus dem uralten, ursprünglichen Standard aus dem Jahr 1876 sein, der heute noch in wesentlichen Teilen gilt und in dem nur die Jagdleistung zählte und nicht die Optik. Nur das Gewicht des glatthaarigen Foxterriers ist mit maximal 8 kg für Rüden und 7,5 kg für Hündinnen festgelegt.
Vom Grantler zum Womanizer
Der Deutsche Foxterrier-Verband schreibt auch: „… Er ist frei von rassespezifischen Krankheiten …“. Nein, ist er nicht. Auch der Foxterrier hat sich noch nicht wieder komplett von seinem Modehund-Status erholt. Vermehrt auftreten können Patellaluxationen, Epilepsie, Ataxie und Augenerkrankungen. Natürlich, im Vergleich zu anderen Rassen ist es eine recht gesunde und robuste Rasse, doch darf man als Zuchtverband nicht schreiben, die Rasse wäre frei von erblichen Krankheiten, wenn es nicht stimmt.
Heute wird der Foxterrier zum Großteil als Familien- oder Sportkamerad gehalten. Seiner ursprünglichen Aufgabe gehen heute die wenigsten Vertreter dieser Rasse nach. In Großbritannien noch mehr als hier in Kontinentaleuropa. Dort hat die Fuchsjagd auch einen anderen Stellenwert. Die Welpenzahlen im VDH sind rückläufig. 2011 fielen im VDH in beiden Schlägen zusammen 761 Welpen, vor zehn Jahren waren es noch 1.334 (der ÖKV veröffentlicht leider keine Welpenstatistik).
Gut, dass die Foxterrier von heute nicht mehr solche „Grantler“ sind wie Foxy vor 40 Jahren. Einige Vertreter dieser Rassen durfte ich nun schon kennen lernen. Am liebsten erinnere ich mich aber an „Vito“. Dieser Rüde war ein Traum, souverän im Umgang mit anderen Hunden, ein geduldiger und liebevoll konsequenter „Welpentrainer“, sehr intelligent, unglaublich schlau und ein begnadeter „Womanizer“ bei zwei- und vierbeinigen Damen.
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