Der Broholmer – Kennen Sie den?

Von Mag. Sabintheres Grabner

 

Ein Hund der Wikinger, der Könige, der Fleischermeister, Vieh­treiber und Jäger. Und trotzdem kennt kaum jemand diese Rasse. Dabei ist der Broholmer eigentlich eine recht alte Hunderasse. Allerdings war sie einmal schon so gut wie ausgestorben. Einer Handvoll Menschen ist es gelungen, die Rasse zu retten. Und heute ist der goldgelbe Riese wieder eindeutig auf dem Vormarsch und weiß immer mehr Menschen für sich zu gewinnen.

Der Broholmer hat eine sehr alte Geschichte zu verzeichnen. Archäologen haben ein Hundeskelett in einem Wikingerdorf auf der Insel Fünen (Dänemark) gefunden, ­dessen Größe und Typ einem Broholmer ­entsprechen sollen. Die Wikinger ­hatten zu ihrer Zeit Englische Mastiffs nach Dänemark und Skandinavien gebracht, welche dort mit dänischen Hunden verpaart wurden.

In Dänemark wurde der Broholmer als Wach- und Herdenschutzhund eingesetzt. Diese Hunde bewachten Bauern­höfe, Burgen und die Viehherden und wurden auch zum Viehtrieb eingesetzt. Dabei begleiteten und führten sie die Rinder vom Lande in die Städte. Daher auch die Bezeichnung „Metzgerhunde“. ­Broholmer lagen vor den Fleischerläden in Kopenhagen und warteten dort auf ihren nächsten Einsatz. Aber auch bei der Jagd auf Bären, als diese noch in den Wäldern Dänemarks lebten, wurden diese Hunde eingesetzt.

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Broholmer zum herrschaftlichen Hund des Königspaares. Frederik VII und seine Gemahlin Gräfin Danner hatten selbst je einen Broholmer. Der zoologische Garten in Kopenhagen nahm sich ebenfalls der Zucht der Rasse an. Zwischen 1856 und 1925 wurden die Tiere dort ausgestellt und auch als Ammen von Löwenjungen genutzt.

Trotz großer Beliebtheit ging die Anzahl der Hunde jedoch stetig zurück. Um 1850 nahm sich der Hofjägermeister Sehested dieser dänischen Rasse an und züchtete sie auf dem Schloss Broholm, wo die Rasse auch ihren Namen erhielt. Die meisten Hunde waren gelb, aber es gab auch wenige schwarze Vertreter der Rasse. Obwohl der Broholmer ­mittlerweile durch den dänischen Kennel Klub (DKK) anerkannt und im Zuchtbuch geführt wurde, ging die Population immer weiter zurück, bis die Rasse ausstarb.

Erst im Jahre 1974 lenkte ein Artikel über den Broholmer das Interesse wieder auf diese Rasse. Es folgte eine nationale Suche nach typischen Vertretern, und mit einigen dieser Hunde wurde der Grundstein für ein geregeltes Zuchtprogramm gelegt. Die Anerkennung der Broholmer als Hunderasse durch die FCI ließ die Gründung eines zuchtbuchführenden Vereins in Dänemark zu. Bis 1997 durfte kein Broholmer aus Dänemark exportiert werden, und auch heute noch muss sich jeder, der sich einen Hund dieser Rasse nehmen möchte, in Dänemark registrieren lassen und seinen Hund bei Bedarf der Zucht zur Verfügung stellen. Die Zuchtbasis ist immer noch schmal, und mit dieser Regelung sollen Zuchtschäden vermieden werden.

Selten und besonders
Mit nur etwa 2 bis 3 Hunden in Österreich und 70 Hunden in Deutschland ist diese Rasse nur bei engagierten Hundefreunden zu ­finden. Wie schon erwähnt, muss, wer sich für den Broholmer interessiert, Mitglied im dänischen oder deutschen Broholmer-Verein werden, seinen Hund gegebenenfalls zur Zucht zur Verfügung stellen, Wartezeiten von bis zu einem Jahr in Kauf nehmen und eventuell Auslandsreisen machen. Dieser Aufwand ist notwendig, um bei kleiner Zuchtbasis die Gesundheit und den Fortbestand dieser Hunde zu sichern. Außerdem soll dadurch auch einer Entwicklung zum Modehund vorgebeugt werden.

Die Gesundheitskontrollen in der Zucht sind sehr streng. Alle ­Hunde müssen mit anderthalb Jahren geröntgt werden, um eventuelle Hüftgelenks- und Ellbogengelenksdysplasien ausschließen zu können. Zusätzlich müssen sie sich alle in Dänemark oder Deutschland einer Wesensbeschreibung unterziehen. Hierbei wird darauf geachtet, ob der Broholmer dem geforderten rasse­typischen Wesen entspricht. ­Spezielle Krankheiten, die auf vorliegende ­Rassedispositionen schließen lassen, sind bislang nicht bekannt!

Leider kommt es gerade auch bei dieser Rasse zu sog. ­Schwarzzuchten, weil die Nachfrage größer als das Angebot ist. Offizielle Züchter bekommen viele Anfragen aus aller Welt und die Warteliste ist länger als bei anderen Hunden. Daher versuchen unseriöse Vermehrer die Hunde unter schlechten Bedingungen und ohne Rücksicht auf gesundheitliche und psychische Anforderungen im Hinterhof zu züchten. Interessierte für die Rasse sollten sich demnach wirklich ausschließlich an den dänischen oder deutschen Broholmer-Verein wenden, um solche Hinterhofzüchter nicht zu fördern.

Der dänische Broholmer ist ein kräftiger, großer, quadratischer Hund – ein Bindeglied zwischen Deutscher Dogge und Englischem Mastiff. Rüden erreichen eine Höhe von 75 Zentimetern und bringen bis zu 70 Kilo auf die Waage. Die schon im Gesicht femininer aussehenden Hündinnen werden bis zu 70 Zentimeter groß und wiegen 60 Kilo. Der Kopf sollte generell molossertypisch schwer und breit wirken. Das Fell ist kurz und dicht, sehr pflegeleicht und besitzt eine Unterwolle, wodurch der Hund vor Kälte geschützt ist. Broholmer können in gelber und goldroter Farbe vorkommen, mit dunkler Maske , aber einige wenige sind auch komplett schwarz. Sie stellen jedoch eine Ausnahme dar.

Freundlicher und robuster Athlet
Trotz seiner beeindruckenden Statur bewegt sich der Däne gerne. Er ist natürlich kein Sprinter, aber ein ausdauernder Traber. Broholmer sind, wie viele große Rassen, in der Entwicklung sehr spät und erst mit drei Jahren völlig ausgewachsen. Daher soll man langsam mit dem Training beginnen. Er ist ein ruhiger, selbstbewusster, freundlicher und wachsamer Hund. Doch ist er kein sog Ein-Mensch-Hund. Denn er liebt die ganze Familie und möchte alle um sich haben. Fremden Menschen und Hunden gegenüber ist er auf seinem Territorium eher misstrauisch gestimmt, was aber mit frühzeitiger guter Sozialisierung in den Griff zu bekommen ist. Sonst begegnet der Broholmer jedoch allen und allem sehr freundlich und ist einfach gerne dabei, was natürlich angesichts seiner Größe nicht immer leicht ist.

Ein gewisser Jagdtrieb ist dem ­Broholmer angeboren, aber händelbar. Grundsätzlich kann davon ausgegangen werden, dass der Broholmer ein guter Familienhund ist, der Kinder und andere Haustiere liebt. Er wird für seine Größe auch ziemlich alt, ein 12-jähriger Vertreter seiner Rasse ist keine Seltenheit. Andere Hunde im gleichen Haushalt sind für diese Hunde ebenfalls kein Problem. Sie haben eine hohe Frustrationstoleranz, begrüßen die Menschen, sind jedoch nicht distanzlos und ziehen sich aber auch gerne wieder zurück.

Der Broholmer zählt zu den ­Molossern und ist somit mit viel Eigenständigkeit und Eigensinn ausgestattet. Dazu kommt seine Tradition als Wachhund, die ihn eben auch zu einem selbstbewussten Hund macht. Diese Eigenschaften führen dazu, dass diese Rasse in ihrem Revier manchmal zum Pöbeln neigt, wenn sich fremde Vier- und Zweibeiner, vielleicht auch noch unerwartet, ankündigen. Mit einer konsequenten, liebevollen Erziehung ist das aber von Anfang an auch gut trainierbar.

Broholmer eigen sich als Begleithunde beim Joggen, mögen Nasenarbeit und können auch als Rettungshunde gute Dienste leisten. Doch am liebsten wird der Broholmer als „soulmate“ gesehen: Ein richtiger Kumpel und Seelenhund, der überall gerne dabei ist und mit Ruhe und Besonnenheit sein Leben genießt!

HINTERGRUND

 

  • Deutschland
    Broholmer Deutschland e.V.
    www.broholmer-deutschland.de

    Broholmer von „Hershop Depenove“
    www.broholmer-depenove.de

  • Dänemark
    Verband Broholmer Dänemark
    www.broholmeren.dk

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