Mythen in der Hundewelt
Die Herde grast friedlich auf einem grünen Hügel. Der Schäfer steht, gestützt auf seinen Hirtenstab, oben auf dem Hügel und blickt über die Landschaft. Seine Hunde, zwei Border Collies, liegen abwartend auf beiden Seiten der Herde. Sie sind in ständigem Blickkontakt mit dem Schäfer und warten regungslos auf Anweisungen. Regungslos? Dabei muss doch der Border Collie ständig rennen – oder doch nicht?
„Du weißt aber schon, dass der ständig arbeiten muss“ … Agility-Turnier, irgendwo in Deutschland, 8:00 Uhr morgens. Am Meldetisch vor mir steht ein Turnierteilnehmer, in einer Hand die Papiere, in der anderen Hand einen Ball – an dem Ball hängt ein Border Collie.
8:30 Uhr – ich sehe den Border Collie-Halter auf dem Einspringplatz. Der Hund ist ziemlich durchgedreht. Im Fang der Ball, den der Hund nicht mal beim Springen abgibt.
Erster Start 9:00 Uhr. Ich mache meine Hunde langsam warm. Ein paar Gymnastikübungen, Muskeln dehnen, Rücken auflockern, ein paar Dog Dance-Schritte zur Einstimmung. Ich sehe den Border Collie-Halter zum Start gehen – an dem Ball in seiner Hand zerrt er den Hund hinter sich her. Nach der dritten Hürde bekommt er eine Disqualifikation, weil die Hürdenstangen gefallen sind. An dem Ball hängend wird der Hund zum Einspringplatz gezogen.
Auch im Jumping, nachdem der Hund den ganzen Tag seinen Ball fixiert hat, kassieren die Zwei eine Disqualifikation nach mehreren Parcoursfehlern. Ich sprach den Sportskollegen an: „Ist das nicht ein bisschen viel, wenn der Hund den ganzen Tag nicht zur Ruhe kommt?“ Ja, ob ich denn nichts von Hunden verstehe, war seine Gegenfrage, schließlich sei das ein Border und der brauche das.