Der Basenji – – ein anspruchsvoller Hund

Von Matthias Wissel

Nomen est omen. In der Sprache der Pygmäen  bedeutet Basenji frei übersetzt: „Das kleine wilde Ding aus dem Busch“. Diese ursprüngliche Hunderasse  zeichnet sich durch eine stark ausgeprägte Selbstständigkeit, einen großen „Freiheitsdrang“ und durch ein hoch effektives eigennütziges Verhalten aus. Der Basenji zählt zu den ältesten Hunderassen der Welt, den sogenannten Paria- bzw. Schensihunden.

Man geht davon aus, dass der Ursprung des Basenji in ­Ägypten zu suchen ist, weisen doch Zeichnungen in Pyramiden auf einen phänotypisch ähnlich aus­sehenden Hund  hin. Als gesichert gilt, dass Hunde vom Basenji-Typ um 1870 in Zentralafrika entdeckt wurden. In der Republik Kongo leben diese dem Basenji ähnlichen Hunde auch heute noch mit den Pygmäen zusammen im Regenwald.

Eine intensive Bindung zu den ­Eingeborenen, wie wir sie von ­unseren Hundebeziehungen her kennen, liegt jedoch bei dieser ursprünglichen ­„Rasse“ eher selten vor. Und dennoch kann man das  Zusammenleben als eine Art Symbiose bezeichnen, also eine Verbindung unterschiedlicher Arten zum gegenseitigen Nutzen. So treiben diese „Wildhunde“ den Jägern das Wild in die Netze. Da diese Jagdhunde keine Spurlaute geben, werden sie von einigen Eingeborenenstämmen mit Holzglöckchen ausgestattet. So schrecken sie  zum einen potenzielle Beutetiere auf, zum anderen können die Pygmäen „ihre“ Meute  lokalisieren.     

Für das Jagen der Beutetiere treten die Pygmäen dafür einen Teil der erlegten Beute an die Vierbeiner ­dieser Jagdgemeinschaft ab. Darüber hinaus gewährt man den Hunden noch Unterkunft und Schutz.

Erst  um 1930 gelang den Engländern aus solchen Hunden die Züchtung zum Basenji, so wie wir ihn heute als Haushund kennen. Von der FCI als eigenständige Rasse anerkannt, wurde er in die Gruppe der Urhunde eingegliedert.

Aussehen und Wesen
Der Basenji ist ein kleiner bis mittelgroßer Hund, um die 40 cm Stockmaß und ca. 11 kg schwer. Er wirkt „stolz“ und elegant, hat ein kurzes feines, glänzendes Fell, das nicht sehr pflegeintensiv ist. Seine Farbvarianten reichen von Rot-Weiß, Schwarz-Weiß, Tricolor bis hin zu Gestromt. Sie ­verlieren kaum Haare, sind sehr reinlich und verhalten sich bei der ­Fellpflege ähnlich einer Katze.  

Basenjis vokalisieren nicht in dem für uns typischen Hundegebell, sie laut- äußern sich vielmehr durch kurzes Wuffen, Grollen oder sog. Jodeln.  

Die Hündinnen kommen, ähnlich wie der wölfische Ursprung, nur einmal pro Jahr in den Hitzezyklus.

Basenjis sind sehr neugierig, jagdpassioniert und bewegungsfreudig. Sie neigen zur Selbstständigkeit und Selbstbeschäftigung. Die  ausgeprägte Intelligenz, die überdurchschnittliche Reaktionsfähigkeit sowie die leichte Ablenkbarkeit stellen die Halter vor eine große Herausforderung.  Aufgrund dieses ursprünglichen Verhaltens sollte der Afrikaner nicht als Einsteigerhund in den Haushalt ziehen.

Mit allen Sinnen immer auf Empfang, sollte man den sehr selbstständigen Basenji in Gebieten mit  hoher Wilddichte nicht von der Leine lassen. Im häuslichen Umfeld und in der Wohnung hingegen kann er ruhig und ausge­glichen sein, verspielt und anhänglich. Er liebt es, stundenlang in der ­Sonne zu liegen. Starken Regen, Hagel, Schnee, Wind und Kälte meidet er, wenn möglich, und zeigt sich extrem wasserscheu.

Erziehung und Auslastung
Die  Erziehung des Basenji sollte konsequent und mit viel Geduld, die Auslastung intensiv und abwechslungsreich gestaltet werden. Wird der „Kongo Buschhund“, wie er auch genannt wird, physisch und ­psychisch gefordert, ist ein weitgehend „er­fülltes“ Hundeleben sowie ein entspanntes Zusammenleben mit seinen ­Menschen möglich.

Basenjis sind, wie auch andere Vertreter der Urhundgruppe, nicht zwangsläufig mit dem sog. „will to please“ ausgestattet. Sie haben kein „genetisches Grundprogramm“ für „Sitz“, „Platz“ und „Hier“. Daher ist beim Training mit diesen Hunden, noch mehr wie bei anderen Rassen, Ideenreichtum, Einfühlungsvermögen und das Erkennen der Belastbarkeitsgrenze sowie Konzentrations­fähigkeit gefragt. Häufigere Entspannungs­pausen zuzulassen und langsam steigernd akustische und ­bewegungsoptische Ablenkungsreize während des ­Trainings zu integrieren ist zwingend notwendig.

Reggae und Ithal, auf den Fotos dargestellt, die Basenjis von Henriette G. und Gerd R., sind zwei typische Vertreter dieser Afrikanischen Rasse. In Anlehnung an ihr Verhaltensinventar werden sie rassespezifisch gefordert und körperlich sowie geistig aus­gelastet.

In der Praxis hat es sich bei dem sehr jagdlich motivierten Afrikaner bewährt, Übungen in die Bewegungsabfolge einer inszenierten Jagd, bspw. mit Reizangel in Kombination mit einem gefüllten Felldummy, einzubauen.

Das Jagdverhalten eines Jagdhundes, also explizit auch des Basenji, besteht im Wesentlichen aus den miteinander verbundenen Bewegungsmustern:

Orten > Anzeigen> Hetzen > Packen > (Töten)

So werden Positionsübungen wie „Sitz“, „Platz“ und „Steh“ nicht als solches isoliert trainiert, sondern in Verbindung mit Longieren, Parcours-Arbeit und dem Arbeiten an Agility­geräten mit anschließender Belohnung aus dem „Fell- bzw. Futterdummy“ an der Reizangel.

Das Integrieren der Outdoor-Aktivitäten Longieren, Parcours und Agility in die klassischen Übungen verbessert darüber hinaus das Körperbewusstsein bzw. das Körperempfinden. Das Arbeiten am Longierkreis steigert  die Distanzkontrolle und die Fernein­wirkung. Durch Agility- und Parcours­training wird die Dynamik und die Koordinationsfähigkeit des Hundes gesteigert.

Besondere Beachtung bei der Ausbildung des Basenji findet das Abrufen im Freilauf. Anfänglich unter reiz­armen Bedingungen auf dem bekannten Übungsplatz, später dann unter Ablenkung  in der freien Feldflur. Hierbei wird das Abruf-Signal „Hier“ oder „Komm“ ersetzt durch eine ­Pfeife. Dieser emotionslose Heranpfiff im Freilauf wird eingebunden in das Reizangeltraining mit einem ­gefüllten Felldummy. Eine vorausgehende Pfeifen­konditionierung vorausgesetzt.
              
Rennbahnaktivitäten ergänzen das „Freiluftprogramm“ für die „Kleinen wilden Dinger aus dem Busch“.

Resümee
Der Basenji findet bei uns immer mehr Anhänger. Jedem sollte aber bewusst sein, dass mit der Entscheidung für diese Urhundrasse Ansprüche und Bedürfnisse befriedigt werden müssen, die möglicherweise über das übliche Maß hinausgehen. Basenjis sind weder schwer erziehbar noch unsozial in der Interaktion mit anderen Rassen. Freiläufe müssen diesen passionierten Jägern, die  von allem sich schnell Bewegendem stark ­fasziniert sind, nicht vorenthalten werden. Das ­Arbeiten in den ­Sparten Agility, Parcours, Longieren und tägliche Futtersuche, verbunden mit Reiz­angeltraining (Pfeifenkonditionierung), versetzt die Hunde auf ein nahezu ausgeglichenes Verhaltens­niveau, sodass auch entspannte Freiläufe möglich sind.

Die Summe der genannten Aktivitäten trägt  nicht unwesentlich dazu bei, dass es zu einer Erhöhung des Schwellenwertes * hinsichtlich des Auslösens von für den Menschen oftmals als lästig empfundenem Jagdverhalten kommt, bzw. Hunde noch abrufbar bzw. abpfeifbar sind, so lange sie sich noch im ungerichteten Appetenzverhalten befinden.  

Dass der Basenji zum ­ausgeglichenen Sozialpartner werden kann, liegt alleine in der Hand der Halter. Mit körperlicher und mentaler Auslastung sowie rassespezifischer Ausbildung  können Verhaltensauffälligkeiten wie Stereotypien und Zwangshandlungen vermieden werden.

Der Basenji ist ein etwas anderer Hund. Wer bereit ist, den Wolf in seinem Hund tagtäglich  zu erleben, seinen körperlichen und geistigen Bedürfnissen Rechnung zu tragen, ihn rassespezifisch zu fordern, wird sich immer wieder für einen Basenji ­entscheiden.

*) Schwellenwert / Schwellenwert­änderung: Änderung in der Aus­lösbarkeit einer ­Verhaltensweise. Die Reaktion kann schwerer ­(Schwellenwerterhöhung) oder ­leichter auslösbar (Schwellenwert­erniedrigung) werden.

QUELLEN

  •  Hans Räber, Enzyklopädie der Rassehunde
  • K. Immelmann, Verhaltens­forschung
  • R. Coppinger, Hunde
  • Charakterbeschreibung: Henriette Gref, Gerd Reindel als ­langjährige Basenjibesitzer und Matthias ­Wissel, Hundeschule Pro Canis

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