Das Urteil

Von dogodu-Redaktion

Die Gerichtsverhandlung
Am 15. Oktober 1999 mußte sich Dietrich H. vor dem Landesgericht Wien verantworten. Das Urteil lautete sechs Monate bedingt wegen fahrlässiger Körperverletzung. Von der Anschuldigung des Widerstandes gegen die Staatsgewalt wurde er hingegen freigesprochen, was allerdings in keiner Zeitung erwähnt wurde.
Die Meldung der Austria Presse Agentur vom 15.10.99 beginnt wie folgt: „Wien (APA) – Dogo-Argentinos sind die große Leidenschaft eines 38-jährigen „Tierliebhabers“, wie ihn sein Verteidiger Christian Werner heute, Freitag, bezeichnet wissen wollte. Als der Hundezüchter noch in Wien lebte, teilte er sich mit 15 argentinischen Jagdhunden eine 100 Quadratmeter-Wohnung. „Sie sind so liebe Tiere“, schwärmte der Mann nun im Wiener Straflandesgericht. Anschließend wurde er wegen fahrlässiger Körperverletzung zu sechs Monaten bedingt verurteilt. Er hatte in drei Fällen nicht verhindern können, dass seine Lieblinge über kleinere Hunde herfielen und dabei auch stets die geschockten Frauerln bissen.“ Soweit die APA-Aussendung.

Medienmache
Im KURIER liest man am nächsten Tag die Schlagzeile „Prozess um Kampfhunde: Besitzer wurde verurteilt“. Während sich in ganz Österreich (inklusive ORF) bereits herumgesprochen hat, daß Dogo Argentinos Jagdhunde sind, besteht der aufstrebende Reporter Dominik Schreiber vom KURIER noch immer darauf, die Dogos als Kampfhunde verkaufen zu müssen. Aber vielleicht kauft ihm seine Story unter dem Aufmacher „Prozess um Jagdhunde“ keiner ab. In einer seriösen Tageszeitung wie dem KURIER würde man sich allerdings etwas objektivere „Schreiber“ wünschen.

Vorsicht Falle!
Unter dem Vorwand, etwas Positives über Dietrich H. und seine Dogos schreiben zu wollen, kontaktierte KURIER-Reporter Schreiber zuerst den Anwalt und anschließend Dietrich H. telefonisch. Schreiber „säuselte“ ins Telefon, er habe bei der Sendung VERA die Bilder von den spielenden Dogos gesehen und ob Dietrich H. nicht ein paar „nette“ Fotos mit auf Dogos reitenden Kindern in die KURIER-Redaktion bringen könnte? WUFF-Redakteur Gerald Pötz war an diesem Tag zufällig bei Dietrich H. für ein Interview und konnte das Telefonat live mithören.
Dietrich H. fuhr darauf in die KURIER-Redaktion und brachte Herrn Schreiber die gewünschten Fotos. Der resultierende KURIER-Artikel des Herrn Schreiber sah aber plötzlich ganz anders aus: „Kampfhunde: Herr H. will um Sympathien werben.“ oder „… will den Verfassungsgerichtshof, die Behörden und seine Nachbarn von der Harmlosigkeit der Dogos überzeugen.“ Dietrich H. sagt im KURIER-Interview auch, daß die Dogos noch mit HD-Problemen zu kämpfen hätten und es deshalb sein Ziel sei, gesunde Dogos zu züchten. Kurier-Redakteur Schreiber hat diese Aussage vermutlich anders gedeutet: „Warum es trotzdem immer wieder zu blutigen Vorfällen kommt? Meine Dogos sind noch keine gesunde Rasse, gibt Herr H. zu. Wie lange es dauert, bis die Kampfhunde wirklich „gesund“ sind, könne er allerdings selbst nicht sagen.“
Um Mißverständnissen vorzubeugen: Es sollen hier nicht die Fehler von Dietrich H. verteidigt oder entschuldigt werden. Vielmehr will die WUFF-Redaktion mit diesen Hintergrundinformationen zur Entstehung eines Artikels im KURIER durch den Reporter Dominik Schreiber ganz klar aufzeigen, mit welchen Methoden vorgegangen wird. Machen Sie sich daraus selbst ein Bild …

Bluthunde greifen an …
Aber bei den Salzburger Nachrichten geht´s auch nicht besser zu: „Dogo-Argentinos, eine Bluthundrasse, sind die große Leidenschaft eines 38-jährigen …“. Bei der Weltdachorganisation der Rassehunde (FCI) scheint allerdings nirgendwo eine Rassegruppe mit dem Namen Kampfhunde oder Bluthunde auf. Also eine Erfindung hundefeindlicher Reporter, denn Kampf und Blut heben die Wahrscheinlichkeit, daß ein Artikel „genommen“ wird …



>>> WUFF – LESERDISKUSSION


Unbedacht und nachlässig
In der 'Dogo-Argentino' -Sache möchte ich Euch recht geben, was die Berichterstattung angeht. Andererseits habe ich noch nie einen Hund an die dafür vorgesehenen Haken vor den Geschäften gehängt, eben WEIL sie offen sind und deshalb keine Sicherheit bieten, was mit etwas Hausverstand auch der Halter der Dogos erkennen hätte sollen. Außerdem glaube ich nicht, daß diese Haken auf mehrere Hunde (schon gar nicht größere) ausgelegt sind und ein Ausreißen des ganzen Hakens aus der Verankerung bei Zug zu erwarten ist. Ungeachtet der Rasse ist außerdem sicher zu erwarten, daß ein kleines Rudel sich gegen einen vorbeilaufenden Hund 'zusammentut'. Eine gewisse Nachlässigkeit bzw. Unbedachtheit möchte ich dem Besitzer deshalb nicht absprechen, was gerade im Bedacht auf den Ruf seiner Rasse eine sträfliche Unterlassung darstellt, die viele andere Hunde(halter) mithineinzieht. Daß dem Halter wegen des 'Reißens' eines Huhnes ein Jagdzaun vorgeschrieben bzw. ein Hundehaltungsverbot auferlegt wird, halte ich für in höchstem Maße übertrieben und hoffe, daß das nicht zum Präzedenzfall wird.
Maria Schreiber, e-mail



>>> WUFF – LESERDISKUSSION


Loch im Kopf – oder doch nur Kratzer?
Handelt sich wirklich um eine Recherche der WUFF-Redaktion, wie eingangs der Geschichte angeführt wird? Nun, 4 Dogos (7 Monate alt, also so gut wie ausgewachsen) springen einer Dame hoch, weil sie ihren kleinen Terrier schützt und bekommt dabei eh nur „einen Kratzer am Hinterkopf“ ab. Vermutlich von den Krallen, wie Sie recherchiert haben wollen. Wie kann man einen Kratzer am Hinterkopf abbekommen, wenn die Tiere nur an jemanden hochspringen? Ganz abgesehen von dem Schrecken, den die Dame mitbekam (Ich als Hundefreund würde ebenfalls große Angst haben, wenn 4 ausgewachsene, große Hunde an mir hochspringen und nach meinem Cockerspaniel schnappen würden.). Der Gipfel aber ist wohl die Behauptung, die falsch montierten Hundehaken seien schuld daran, daß dies alles geschah. Die Schuld anderen aufzulasten ist mehr als verantwortungslos und zeugt von einer grundfalschen Einstellung diverser (Kampf-) Hundebesitzer. Fast noch schlimmer und einseitiger erscheint mir der zweite „recherchierte“ Vorfall Ihrer Geschichte, bei dem von denselben Hunden ein Yorkshire Terrier zu Tode „geschüttelt“ wurde. Auch hier war scheinbar der winzige Terrier schuld, weil dieser zu den „vermutlich“ noch am Haken angehängten Dogos lief.
Sandra Holzleitner, Linz

Anm. d. Red. (Gerald Pötz): Die Verletzung am Hinterkopf wurde sowohl medizinisch als auch gerichtlich als Kratzer definiert. Es handelt sich dabei um eine Tatsache, auch wenn diverse Hundegegner lieber blutrünstige Geschichten mit „Löchern im Kopf“ lesen. Den Yorkshire Terrier trifft natürlich keine Schuld, sondern seinen Besitzer, der seine Sorgfaltspflicht vernachlässigt hat und seinen Yorkie frei laufen hat lassen. Unter dem Motto „Schuld sind sowieso immer die Bestien“, bin ich der Meinung, daß die Leinenpflicht wenn schon, dann für alle Hunde gilt – auch für die „Harmlosen“.



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Zwischen Ärger und Mitgefühl
Ich bin selbst eine sehr große Tierfreundin und Hundebesitzerin einer ähnlichen Rasse und habe mit großem Interesse diesen Artikel gelesen. Nur bin ich hin- und hergerissen zwischen Mitgefühl und Ärger über diesen „Hundezüchter“. Ich finde es unverantwortlich von ihm, sich einige prämierte Zuchttiere anzuschaffen noch bevor er überhaupt eine Unterkunft zur Verfügung hat, sprich zig Hunde in einer Wohnung aufzuziehen. … Natürlich finde ich diese Auflage und das Hundehalteverbot maßlos übertrieben und auch das Aufgebot durch Polizei und WEGA. Den Großteil jedoch hat Herr Dietrich H. sich selbst zuzuschreiben. Aber wer hat im Endeffekt wieder einmal draufgezahlt und den Kürzeren gezogen? Selbstverständlich die Hunde. Die fristen ihr Dasein bereits seit über einem Jahr im Tierheim, obwohl sie unschuldig die Leidtragenden geworden sind – nur durch die Fehler ihres Besitzers. Ich bin neugierig, welchen Lauf diese Geschichte nimmt und hoffe im Interesse der Hunde, daß eine positive Lösung herausschaut. Denn die Hunde einfach ins Tierheim abzuschieben, kann ja auch nicht der Sinn der Sache sein. … Mir sind die gesamte Handlungsweise und die Gedankengänge des Herrn Dietrich H. sehr undurchsichtig und sehr schwer nachzuvollziehen. Ich finde, daß Dietrich H. diesen Verlauf sehr wohl durch sein Verhalten herausgefordert hat.
Alexandra Baldauf, Sollenau

 

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