Das Hundefell als Spiegel der Gesundheit

Von Regina Röttgen

Hundehalter kennen es: Glänzt das Fell nicht mehr wie zuvor, ist die Sorge groß. Zu Recht! Denn Fellveränderungen können auf gesundheitliche Probleme hinweisen.

»Gesundes Fell ist glänzend, hat einen angenehmen Geruch, haart außerhalb der Wechselzeiten nicht übermäßig und weist keine Krusten oder Schuppen auf«, sagt Nina Glos. Als Fachtierärztin für Dermatologie der Kleintiere weiß sie auch, dass Haare für den Körper eigentlich eine Art Luxusprodukt sind. Sobald die Ernährung nicht mehr ausgeglichen abläuft, kommt es zu Fellveränderungen, da der Körper zuerst an den weniger essenziellen Strukturen spart. Haare verlieren ihren Glanz, werden matt und spröde. Bei schwerer chronischer Mangelernährung können sie sogar ausfallen. Ebenso kann ein Überschuss bei bestimmter Fütterung zu Problemen führen.

Der Hund ist, was er isst

Eine hochwertige, bedarfsgerechte Ernährung ist somit wie ein Generalschlüssel zu einem wunderschönen Fell. Denn viele Stoffe, die Hunde über die Nahrung zu sich nehmen, sind notwendig für eine optimale Versorgung von Haut und Fell. Zwar läuft der canine Organismus insbesondere während des Fellwechsels auf Hochtouren, doch bedarf es eigentlich immer einer ausgewogenen Menge an Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien, damit neue, gesunde Haare produziert werden können. Da Haare hauptsächlich aus dem Faserprotein Keratin bestehen, welches wiederum aus verschiedenen Aminosäuren zusammengesetzt ist, wird ein erheblicher Teil des durch die Nahrung zugeführten Eiweißes insbesondere für die Haarproduktion verwendet. Ferner wird natürlich auch die Haut über die Nahrung genährt. Glos vergleicht die Struktur des größten Organs des Körpers mit einer aus Ziegelsteinen gebauten Mauer. »Die Haut besteht aus Hautzellen, den sogenannten Keratinozyten, und Zement, den interzellulären Lipiden wie Fettsäuren, Ceramide und Cholesterol.« Für eine stabile Mauer respektive gesunderes Fell müssten alle diese Nahrungsstoffe ausreichend über die Nahrung zugeführt werden.

Fehlender Glanz

Gesundes und glänzendes Fell bedarf somit einer adäquaten Versorgung mit hochwertigem Eiweiß, Zink, Biotin, Kupfer, Vitamin E und essenziellen Fettsäuren. Wie sehr das Fell von der ausgewogenen Versorgung mit ebendiesen Nährstoffen abhängig ist, beschreibt Anton C. Beynen, Professor a.D. für Tierernährung an der Universität Utrecht, in seiner monatlichen Kolumne im »Creature Companion«. Einen möglichen Zusammenhang sieht er beispielsweise zwischen Fellveränderungen und einer Unterversorgung mit Zink und Kupfer. Ein Mangel an den zwei Spurenelementen könne bei schwarzhaarigen Hunden zum Ergrauen der Gesichtshaare führen. Weiterhin kann eine Unterversorgung mit Zink laut Beynen zu stumpfem, mattem Fell sowie zu Hautläsionen führen. Matt würde das Fell zum Beispiel auch bei einer unzureichenden Versorgung der Haare mit Talg, denn dieser sei ebenfalls auf eine ausreichende Zinkzufuhr angewiesen. Ohne Talg verliert das Fell nicht nur an Glanz, es verfilzt zudem leichter und büßt an Elastizität und Geschmeidigkeit ein.

Auf einen weiteren Faktor, der die Talgqualität in Mitleidenschaft zieht, weisen Pascal Prelaud und Richard Harvey im Kapitel über Dermatologie in der Enzyklopädie der klinischen Diätetik des Hundes hin: die Unterversorgung mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren pflanzlicher Herkunft. Ebenfalls einen ernährungsspezifischen Grund hat laut den Forschern der rötliche Schimmer von schwarzem Fell. Mangelt es dem Haar an der Aminosäure Tyrosin, schimmere es rötlich. Durch Anreicherung des Futters mit Tyrosin käme der Tyrosinhaushalt aber wieder ins Lot und das Haar wüchse pechschwarz nach.

Bei Gabe von Fertigfutter braucht man sich nach Angaben Beynens darüber zum Glück meist keine Gedanken zu machen. Mit Zink und Kupfer zumindest sei Fertigfutter ausreichend angereichert. Im fortgeschrittenen Alter hingegen kann selbst eine ausgewogene Ernährung solche Fellveränderungen in der Regel nicht mehr verhindern. Im Rahmen der typischen Alterserscheinungen verliert das Haar seine Pigmente und wird dadurch zunehmend heller oder gar grau bis weiß. Zudem leidet oftmals die Qualität des Fells, es kann an Glanz und Struktur verlieren.

Fettiges und trockenes Fell

Doch nicht nur bei Mangelernährung verschlechtern sich Aussehen und Qualität des Fells. Der Hormonhaushalt des Hundes kann ebenfalls eine Rolle spielen. Wieder ist es die Ernährung, die eine gravierende Rolle spielen kann. »Durch Fütterung von rohem Rinderschlund zum Beispiel kommt es zu einer Überversorgung mit Thyroxin, da die Schilddrüsen am Schlund hängen und mit gefressen werden«, warnt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Veterinärdermatologie (DGVD). Die mögliche Folge laut Glos: »Es kommt zur Schilddrüsenüberfunktion mit Verhaltensänderungen und Gewichtsabnahme. Das Fell verfärbt sich, wird stumpf, struppig und rau.« Hormonelle Krankheiten wie Morbus Cushing oder Schilddrüsenunterfunktion würden sich ebenfalls sichtbar negativ auf das Fell auswirken. »Das Fell verliert an Glanz, wird weich in seiner Struktur und wächst schlecht nach.« Auch nach der Kastration des Tieres kann sich das Fell auf Dauer verändern. Betroffen sind vor allem manche Langhaarrassen wie der Cocker Spaniel, Collie, Irish Setter, Münsterländer und Golden Retriever. Es kommt zum dauerhaften Verlust des Deckhaars, die Hunde haben dann dem Welpenfell ähnelnde Haare.

So wie ein Vierbeiner mit glänzendem Fell meistens vor Vitalität strotzt, kann der schlechte Zustand des Fells natürlich auch konkrete Hinweise auf bestimmte gesundheitliche Probleme geben – allerdings nur bis zu einem gewissen Maß. Aufgrund der langen Wachstumsphase eines Haares von ungefähr drei Monaten verweist Glos auf die Schwierigkeiten der Nutzung von Fell als Diagnosemittel. »Es gibt leider nicht die eine Ursache, sondern es sind eher chronische Erkrankungen, die das Fell in Mitleidenschaft ziehen.« So könnten sich beispielsweise Infektionen und Allergien auf die Fellqualität auswirken. »Neben Infektionen mit Hautpilzen, Bakterien, Hefepilzen und Parasiten, wie zum Beispiel Würmer, Flöhe und Milben, können auch Flohspeichelallergie, Futtermittelunverträglichkeit und Umweltallergien zu Haut- und dadurch Fellveränderungen führen.«

Dennoch kann der Zustand des Fells oftmals nützliche Hinweise auf eine gesundheitliche Veränderung liefern. So kann fettiges Fell ein Indiz für eine Verhornungsstörung oder für einen Bakterienüberwuchs sein. Zum bakteriellen Überwuchssyndrom (BOG) käme es beispielsweise bei Allergikern oder durch zu viel Schwimmen. Auch Milben können fettiges Fell verursachen. »Die Milbe Demodex injai verursacht zum Beispiel bei Foxterriern eine ölige Seborrhoe«.

Trockene Haut und Haare können ebenfalls Anhaltspunkt für eine Seborrhoe sein. Gerade bei Allergikern ist laut der Tierdermatologin die Hautbarriere mit Fettsäuren zum Teil nur noch zu 20 Prozent vorhanden. »Ferner haben Tiere mit einem Mangel an essenziellen Fettsäuren oder mit Störungen der Haare wie beispielsweise einer Farbmutantenalopezie oft trockenes Fell und kahle Stellen.« Jedoch nicht immer muss gleich eine Krankheit hinter trockenem Fell stecken. Auch Hunde, die viel im Wasser und an der Sonne sind, können unter Trockenheit der Haut und des Fells leiden.

Schuppen und Haarausfall

Des Weiteren können Schuppen ein Krankheitsindiz liefern. Sie treten häufig bei einer Seborrhoe oder bestimmten Hautinfektionen auf. Solche Infektionen können beispielsweise von einer Schilddrüsenunterfunktion, aber auch durch übermäßige Kortisonproduktion oder -gabe sowie eine Talgdrüsenentzündung verursacht werden. »Bei einer Sebadenitis hingegen, also einer Zerstörung der Talgdrüsen, finden wir fest um den Haarschaft anhaftende Schuppen, sogenannte Keratinmanschetten (Follicular casts).« Großflächig silbrige Schuppen wiederum können ein Hinweis auf einen Hauttumor der Lymphozyten sein. Bewegten sich die Schuppen allerdings, handele es sich sehr wahrscheinlich um Cheyletiellemilben. Seien nur bestimmte Stellen im Fell verschuppt und es bestünde kein Juckreiz, dann könnten Schuppen ein Indiz für eine andere Milbe sein: Demodex canis.

Stärkeres Haaren kann gleichfalls ein Hinweis darauf sein, dass es dem Hund nicht gut geht. In der Regel ist Haaren natürlich durch den saisonalen Fellwechsel bedingt. Bleiben allerdings kahle Stellen zurück, sind die möglichen Ursachen vielfältig. Denn jegliche Hautentzündungen und -infektionen können ebenso wie starker Juckreiz zu kahlen Stellen führen. Ist die Ursache gefunden und behoben, wachsen die Haare aber in der Regel wieder nach.

Unter Schuppen und vermehrtem Haaren leiden insbesondere gestresste Vierbeiner. Eine Studie der Northern Illinois Universität vermutet eine weitere Auswirkung von Stress auf das Hundefell: graue Gesichtshaare. Für ihre Arbeit befragten Camille King und Thomas Smith die Halter von 400 Hunden verschiedenster dunkelhaariger Rassen und unterschiedlichen Alters. Anhand von Fotos der Schnauze beurteilten die Forscher eventuelle Ergrauung. Das Ergebnis verblüffte selbst die beiden Forscher: Von ihren Haltern als generell ängstlich eingestufte Vierbeiner tendieren anscheinend dazu, früher um die Schnauze herum grau zu werden. Beynen würde dieses Ergebnis vielleicht nicht überraschen: Gilt doch Stress als wahrer Zink-Killer.

Literaturquellen

  • Beynen A.C., Diet and hair color in cats and dogs. Creature Companion 2017; Juni: 34-35.
  • Gunaratnam P und Wilkinson G.T.,  A study of normal hair growth in the dog. Journal of Small Animal Practice, Volume24, Issue7, Juli 1983; 445-453.
  • King C. et al., Anxiety and impulsivity: Factors associated with premature graying in young dogs. Applied Animal Behaviour Science, Dezember 2016, 185: 78-85
  • Prelaud P. und Harvey R., Dermatologie und klinische Diätetik beim Hund in: Pibot P. und Biourge V., Enzyklopädie der klinischen Diätetik des Hundes. Schlütersche, 2006: 63-89.
  • Wenning R., Potential problems with the interpretation of hair analysis results, Forensic Science International, Februar 2000, 107(1-3):5-12.

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