„Das Glück dieser Erde“… für die Piberer Schlosshunde

Von Volker Grohskopf

Das Lipizzanergestüt Piber als beeindruckende Kulisse soll die neue 13-teilige TV-Serie „Das Glück dieser Erde“ zum deutsch-österreichischen ­Fernseherfolg machen.
Gestütsleiter Max Dobretsberger und seine drei Schlosshunde ­standen den aufwändigen Dreharbeiten von Anfang an mit Rat und Tat geduldig zur Seite.

„Sie gelten aber als die ­Piberer Schlosshunde“, so beschreibt Gestütsleiter Dr. Max ­Dobretsberger seine Französischen Bulldoggen Brösl, Krüml und ­Fourty. Die drei Rabauken begleiten ihr prominentes Herrchen bei all seinen verantwortungsvollen Aufgaben durch das Gestüt. Dobretsberger ist als Tierarzt für die gesundheitlichen Belange der kostbaren Pferde verantwortlich und er will den Ausbau von Piber als Kompetenzzentrum für Lipizzanerzucht und als Erlebniswelt für Besucher vorantreiben.

Tradition, Adel und Noblesse
In Piber, dem Lipizzanergestüt der weltbekannten Spanischen Hofreitschule, werden seit über 200 Jahren die weltberühmten weißen Hengste mit großem Erfolg gezüchtet. Max Dobretsberger verfolgt das Ziel des österreichischen Bundesgestüts, die älteste Kulturpferderasse Europas zu erhalten.

Schon um 1100 wird Piber, 45 Kilometer westlich von Graz gelegen, zum ersten Mal erwähnt. Bis 1696 war es eine Domäne des in der Obersteiermark gelegenen Stiftes St. Lambrecht, dessen Äbte das frühbarocke Schloss Piber errichten ließen. Kaiser Josef II verfügte 1796 die Überführung der Domäne in den staatlichen Besitz, zwei Jahre später wurde die Verwendung als Staatsgestüt bestimmt.

„Unsere Lipizzanerzucht hier in Piber baut auf den Nachkommen der Original­herde des ehemaligen Kaiserlichen Hofgestüts ,Lipica‘ auf und verfolgt nach wie vor das alte Zuchtziel: die besten Lipizzanerhengste zu züchten, die an die Spanische Hofreitschule nach Wien zur Ausbildung kommen. Dort begeistern sie jährlich weit über 150.000 Besucher aus aller Welt“, erzählt Dobretsberger stolz.

Das Gestüt beherbergt derzeit ca. 230 Pferde, davon 70 Mutterstuten und dieses Jahr bereits 17 neugeborene Fohlen, sowie Pferde für die Ausbildung und zur Präsentation bei Gestütsveranstaltungen und jene Stuten und Hengste, die aus Altersgründen ihre Pension genießen. Als Deckhengste werden die besten Schulhengste der Spanischen Hofreitschule eingesetzt.

Besonderer Wert wird immer auf ­Charakter und Ausdruck der Pferde gelegt: „Ich achte bei der Auswahl der Zuchttiere besonders auf feine edle Köpfe, große Augen, Feinheit im Knochenbau und kräftige Gelenke. Auch auf die Größe des Lipizzaners und auf eine zusätzliche Verwendung im Gespannfahren lege ich ebenso viel Wert,“ erklärt mir Dobretsberger sehr anschaulich zwischen den vielen edlen Lipizzanern.

Im Galopp durchs Leben
Das Thema Pferde zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Max Dobretsberger. Als er beim Studium der Veterinärmedizin in Wien seine spätere Ehefrau Andrea kennen lernte, war sie bereits eine begeisterte und erfahrene Reiterin und steckte in Folge auch ihren Mann mit dem „Pferde­virus“ an. Nach der Geburt der beiden Töchter ­Charlotte und Viktoria zog die junge Familie aufs Land. Bald kam auch Sohn Vinzenz zur Welt und natürlich lag es nahe, dass auch die Kinder quasi von Geburt an ihre ganze Freizeit dem ­Reitsport widmeten.

1994 übernahm Max Dobretsberger die Leitung des veterinärmedizinischen ­Instituts am Kremesberg im Bezirk Baden bei Wien und Andrea ­Dobretsberger eröffnete ihre eigene Tierarztpraxis im Niederösterreichischen Pottenstein.

In der Zwischenzeit entdeckte das Ehepaar das Gespannfahren für sich. Und das mit viel Erfolg: Andrea ­Dobretsberger konnte dreimal den Titel einer österreichischen ­Meisterin im Gespannfahren der Klasse Einspänner Kaltblut und den Titel nieder­österreichische Meisterin der Klasse Einspänner Pferde für sich verbuchen. Außerdem nahm sie 2006 an der Weltmeisterschaft in Rom teil. Und Max Dobretsberger wurde nicht nur mehrmals Landesmeister, sondern 2001 auch Bundesmeister im Gespannfahren der Klasse Kaltblüter zweispännig.

Bald änderte sich für den ­gebürtigen Oberösterreicher das berufliche Umfeld. Er wechselte 2006  als Gestütsleiter ins Bundesgestüt Piber, die Heimat der weltberühmten ­Lipizzaner. „Nachdem mit der beruflichen auch eine wohnliche Veränderung einhergehen musste, machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Zuhause. Unsere Ansprüche waren dabei sehr groß, weil wir natürlich mittlerweile eigene Pferde hatten und auch in ihrer Nähe leben wollten“, berichtet der sympathische Pferdeliebhaber.

Glücklicherweise entdeckte die Familie im benachbarten Ort einen alten Vierkanthof mit angrenzender Reithalle, der zum Verkauf angeboten wurde. Kurzerhand beschloss man den Hof zu kaufen und an die Familien­bedürfnisse angepasst umzubauen. Im August 2007 folgte der Umzug ins neue Heim. „Mittlerweile leben wir dort mit unseren drei Französischen Bulldogen, einem Kater, derzeit noch einer verletzten Amsel, die meine Frau gesund pflegt, und natürlich unseren sieben Pferden,“ zählt der glückliche Tierfreund seinen „Privatzoo“ auf.

Serienweise Glück auf dem Gestüt Piber
Lipizzaner und Piber stehen im Mittel­punkt der neuen TV-Serie, die nach fast vier Jahren diskreter Vorarbeit im vergangenen Jahr rund um die Lipizzaner­heimat gedreht wurde und seit kurzem regelmäßig im Fernsehen zu sehen ist. Dieses „Glück“ sucht Schauspielerin Eva Herzig in der Hauptrolle als Katharina Lenz heim, die nach geplatzter Hochzeit Gestütsleiterin in Piber wird und praktisch über Nacht ein Millionenunter­nehmen mit Dutzenden Mitarbeitern zu führen hat. „Die junge Dame hat mit ähnlichen Problemen zu kämpfen wie Max Dobretsberger in der Realität. Parallelen waren aber nicht beabsichtigt, es geht um eine Unterhaltungsserie mit vielen Konflikten“, verriet Produzent Heinrich Ambrosch bei der Vorpremiere auf dem Gestüt, während ihn plötzlich drei lustige kleine Hunde recht energisch zum Spielen aufforderten.

Die Piberer Schlosshunde
Die Rede ist von Brösl, Krüml und Fourty, den sogenannten ­Piberer Schlosshunden. „Fourty war anfangs als Antidepressivum gegen Midlife­crisis gedacht. Liebe Freunde schenkten sie meiner Frau sicherheitshalber zu ihrem 40. Geburtstag“, lacht ­Dobretsberger und setzt fort: „ Natürlich nach Absprache mit mir und unseren Kindern. Ich war ja schon immer heimlich in Französische Bulldoggen vernarrt. Es sind einfach richtige, kleine Clowns und sie muntern gerne ihre Besitzer auf, wenn die Stimmung mal schlecht sein sollte.“

Doch so weit ließ es Fourty erst gar nicht kommen. Im Sturm eroberte sie die Herzen der ganzen Familie und brachte nach zwei Jahren die ent­zückende Krüml zur Welt. Krüml ­wiederum ist die Mutter von der mittlerweile dreijährigen Brösl. „Heute sind Enkelin, Mutter und Großmutter ein eingespieltes Team und lassen garantiert nichts anbrennen. Sie sind wahnsinnig neugierig, verspielt und alle drei extrem freundlich. Ab und zu geht allerdings ihr Kämpferherz mit ihnen durch: dann jagen sie sich gegenseitig über die Koppel, raufen miteinander und beißen sich dabei gegenseitig in den Hintern. Aber nur zum Spaß, versteht sich,“ schildert Max Dobretsberger schmunzelnd das Temperament seiner Rasselbande.

Im Dienste des Bundesgestütes ­wissen  sich die drei Ladies mit der kalten Schnauze allerdings vorbildlich zu benehmen. Hier begrüßen sie freundlich alle Besucher, hören auf jedes Wort ihres Herrchens und machen den Anschein, als könnten sie überhaupt kein Wässerchen trüben. Selbst bei den Dreharbeiten zur aktuellen Fernsehserie benahmen sie sich – meistens – vorbildlich. Nur wenn sie der Meinung waren, dass sich ihre großen Lipizzanerfreunde zu sehr in den Mittelpunkt spielten, ging ihnen im wahrsten Sinne des ­Wortes ab und zu der Gaul durch. Dann rannten sie ohne Vorankündigung einmal quer durch die Spielszene und freuten sich wie kleine Schneekönige, wie schnell es ihnen gelang, die Aufmerksamkeit des gesamten Teams wieder auf sich zu lenken. „Ich glaube, manchmal ­gingen meine drei Grazien dem ­Regisseur und den Schauspielern schon gehörig auf die Nerven, aber sie ließen sich natürlich alle freundlichkeitshalber nichts anmerken“, bemerkt Dobretsberger. Doch die gesamte Filmcrew war sich am Ende einig: „Brösl, Krüml und Fourty muss man einfach nur gern haben.“

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