Canicross – uuund – action!

Von Kristina Ziemer-Falke

Gemeinsam mit dem Hund in der Natur laufen und sich als Team auspowern – Canicross ist nun auch bei uns groß im Kommen. Dabei gibt es diese turbulente Hundesportart bereits seit etwa vierzig Jahren. Sie enstand aus dem Zughundesport und war vor rund vierzig Jahren schon in Schlittenhundwettbewerbe integriert. Doch erst zwanzig Jahre später gab es die erste Canicross-Weltmeisterschaft in Italien und weitere Jahre später kam die fordernde Sportart erst so richtig bei uns an.

Heute hat die Vielfalt an Wettkämpfen, Hindernisläufen und Vereins­­turnieren stark zugenommen, dies aufgrund der hohen Nachfrage und immer mehr Neueinsteigern. Kein Wunder, macht es doch viel mehr Spaß gemeinsam mit dem Vierbeiner Sport zu betreiben, statt allein zu joggen. So steigen sogar Laufmuffel freiwillig in die Sportschuhe und vergessen ganz das Laufen an sich, wenn der eigene Vierbeiner mit dabei ist und der Adrenalinspiegel steigt.

Zubehör
Benötigt wird für Canicross:
• Passendes Zuggeschirr
• Eine 2m-Leine mit Ruckdämpfer (ggf. mit sog. Panikhaken)
• Hüftgurt

Bevor man aber von heute auf morgen startet, muss man seinen Hund und sich natürlich auch selbst erst einmal vorbereiten. Für Canicross benötigt man ein spezielles Hundezuggeschirr, welches den Druck von der Hundebrust über die Seiten nach hinten optimal verteilt, sodass die Schultern freiliegen, nichts scheuert oder einengt und der Zug nicht auf die Atemwege geht. An ein solches Geschirr, welches am besten in einem Fachgeschäft anprobiert wird oder auf Maß für den Hund angefertigt wird, kommt eine zwei Meter lange Zugleine mit Ruckdämpfer und empfehlenswerter Weise mit einem sog. Panikhaken. Diese Zugleine wird nicht wie normale Leinen in der Hand gehalten, sondern an einem Hüftgurt befestigt, sodass der Läufer die Hände frei hat und auch bei ihm der Zug des Hundes optimal verteilt wird.

Training
Neben der korrekten Ausstattung ist das Zugtraining sehr wichtig. Beim Canicross sollte der Hund seinen Menschen nämlich aktiv ziehen und nicht nur nebenherlaufen. Obwohl viele Hunde die Leinenführigkeit bzw. das Nicht-an-der-Leine-Ziehen nicht von sich aus beherrschen, wird kaum ein Hund auch von sich aus ziehen, gerade dann, wenn wir es von ihm wollen. Deshalb gilt es auch vorher das Ziehen zu üben. Aber keine Sorge, Hunde können das gewünschte Ziehen in einem Extra-Geschirr sehr gut von der Leinenführigkeit im normalen Alltag unterscheiden. Sie müssen also nicht befürchten, dass Sie sich hierdurch das lange Leinenführigkeitstraining zunichte machen.

Um dem Hund das Ziehen beizubringen, gibt es verschiedene Methoden. Je nach Hundecharakter zeigt die eine mehr Erfolg als die andere – hier gilt es einfach auszuprobieren, welche für den eigenen Hund am besten funktioniert.

Hasen-Methode
Bei der „Hasen-Methode“ wird dem Hund entweder eine Bezugsperson vorausgeschickt, die ihn motiviert ihr nachzulaufen, auch mit dem zusätzlichen Gewicht des am Hund hängenden Läufers. Ggf. kann der Hund auch durch eine Person gelockt werden. Eine weitere Möglichkeit, den Hund zu motivieren, im Zuggeschirr loszuziehen, wäre ein weiterer Hund, der vorausläuft. Sehr wichtig ist es dabei, den Hund sofort verbal zu loben und positiv zu verstärken, sobald dieser die ersten Fortschritte zeigt!

Alternativ-Methode
Diese Methode wird vor allem für Hunde in Frage kommen, die die Leinenführigkeit besonders korrekt beherrschen. Diese Hunde bleiben bei dem kleinsten Zuggewicht der Leine bereits stehen, statt zu ziehen zu beginnen. Für sie ist das Gewicht an der Leine also ein Hemmnis. Aus diesem Grund müssen sie erst einmal lernen, dass sie in diesem besonderen Geschirr ziehen dürfen. Dafür kann man vorerst einen kleineren Sandsack oder Ähnliches am anderen Ende der Leine befestigen und den Hund sitzen lassen. Dann einige Meter entfernt demonstrativ den bekannten Futternapf mit einer Leckerei platzieren und das „Okay“ geben. Diese Übung lässt sich nach einigen Wiederholungen mit einem Zugsignal verbinden, sodass der Hund das Ziehen auf ein Signal hin erlernt. Das kann bei dem einen Hund sehr viel länger dauern als bei dem anderen und das ist auch völlig so in Ordnung! Wenn Ihr Hund mehr Zeit benötigt oder vielleicht einfach keinen Spaß an dieser Tätigkeit findet, drängen Sie ihn nicht. Wenn Sie nicht gerade planen, an Wettkämpfen teilzunehmen, können Sie auch immer noch wunderbar gemeinsam mit Ihrem Hund auf entspanntere Weise laufen gehen – ohne dass der Hund eben dabei zieht.

Freilauf-Methode
So ähnlich wird auch die Motivation bei der dritten Technik aufgebaut. Man beginnt einfach loszulaufen, der Hund läuft frei nebenher. Hierbei dem Hund viel Freude vermitteln, ihn anfeuern und ermutigen. So soll er das Verständnis bekommen, dass das Laufen zum Einen Spaß macht und zum Anderen, dass er richtig Gas geben darf und soll. Diese Methode bitte nur mit abrufbaren Hunden anwenden, die im Notfall gut hören und nicht plötzlich auf und davon sind. Im Zweifel kann auch eine Schleppleine den Hund zusätzlich sichern. Ziel dieser Übung ist es, dass der Hund versucht, von sich aus schneller als Sie zu laufen.

Signale
Später kann man dann damit beginnen, den Hund in Startposition zu bringen und ein Startsignal einzuführen. Neben dem Ziehen auf Zeichen gibt es noch weitere Signale, die der ziehende Hund beherrschen sollte, um einen Lauf gefahrlos überstehen zu können. Wichtig sind beispielsweise die Richtungs­­wechsel. Kommt man an eine Weg­­­gabelung, muss der Hund wissen, in welche Richtung es weitergeht, damit der Lauffluss nicht ins Stoppen gerät. Diese Richtungssignale sind auch essentiell, wenn man beispielsweise in der Gruppe trainiert und überholen möchte. Kündigt man laut „Links vorbei“ bzw. „Rechts vorbei“ an, weiß nicht nur der Hund, sondern auch die Teamkollegen wissen Bescheid, auf welcher Seite sie überholt werden.
Was ist aber, wenn man plötzlich stoppen muss? Dafür sollte der Hund unbedingt ein „Stopp“-Signal kennen, um schnell reagieren zu können, falls nötig. Sollte es einmal zu einem Notfall kommen, in dem man sich von seinem Hund lösen muss, kann man den sogenannten Panikhaken („Paniksnap“) betätigen, der den Hüftgurt blitzschnell vom Hund trennt.

Ein solcher Stopp kann tatsächlich mal nötig sein, da man beim Canicross um einiges (circa 4 km/h) schneller unterwegs ist als ohne Hund. Durch den Zug verlängern sich die Flugphasen bzw. Schritte und die Muskulatur wird ganz anders gefordert. So kann es auch sein, dass sogar geübte Läufer zu Anfang starken Muskelkater bekommen. Zu dem höheren Tempo kommt auch das unwegsame Gelände, in dem man mit Hund gern unterwegs ist, da Asphaltstrecken gemieden werden sollten. Hier besteht immer die Gefahr schneller umzuknicken, daher ist höchste Konzentration gefragt.

Wettbewerbe
Inzwischen gibt es auch viele Zughund-Wettbewerbe in ganz Deutschland, der Schweiz und Österreich. Dabei kann man sich zwischen Läufen im Canicross (über eine Strecke von meist 2 Kilometern), Bikejöring, Dogscooting oder Dogtrekking entscheiden. Bikejöring, Dogscooting und Dogtrekking funktionieren ähnlich wie Canicross – alle vier sind Sportarten aus dem Zughundesport. Beim Bikejöring zieht der Hund vor einem Fahrrad und beim Dogscooting vor einem speziellen Roller (Scooter). Dogtrekking ist Canicross nur im Gehen bzw. Wandern über längere Distanzen, in der Regel in den Bergen. Außerdem gibt es Hindernisläufe, die die Mensch-Hund-Teams vor besondere Herausforderungen stellen. Gelaufen wird hier wie beim Canicross, nur müssen zusätzlich Hindernisse überwunden werden, was Teamwork und Vertrauen der Gespanne erfordert. Wer in einer Gruppe trainiert hat, kann auch bei einem Staffellauf starten, bei dem die zu laufenden Distanzen der einzelnen Mitglieder in der Regel 500 Meter betragen.

Regeln
Wie bei jedem Sport, bringt auch der Zughundesport einige Regeln mit sich, die das Miteinander erleichtern. Bei Canicross-Wettkämpfen darf beispielsweise nur mit einem Hund gelaufen werden, zu Hause bzw. im Freizeitsport auch gern mit mehreren.
Bei einem Wettbewerb sollte die Leine auch mindestens 2 Meter lang sein und der Hund muss mit einem Zuggeschirr ausgestattet sein. Gerade bei einer solch fordernden Sportart muss der Hund rundum gesund sein und die Außentemperaturen sollten nicht die 20 Grad-Marke übersteigen. Die Einhaltung der üblichen Regeln, wie eine Hundehaftpflichtversicherung oder nötige Impfungen, sollten selbstverständlich sein, wenn man sich mit anderen Hunden gemeinsam messen möchte.

Außerdem gibt es natürlich ein paar inoffizielle Regeln, die hauptsächlich auf Respekt und Rücksicht beruhen. Gerade wenn mit mehreren Hunden auf einmal gestartet wird, sollte man einen Mindestabstand einhalten, um die Hunde nicht zusätzlich zu stressen, vor allem, da diese vor dem Lauf besonders nervös und aufgeregt sein könnten. Diesen Abstand sollte man auch beachten, wenn man allein läuft und Spaziergänger oder sogar ein anderes Canicross-Team überholen möchte. Bestenfalls kündigt man seinen Überholvorgang mit „Achtung“ oder – wie es im Canicross-Sport gemacht wird – „Trail“ an.

Sollte einem beim Üben ein fremder Hund ohne Leine in die Quere kommen, gilt das Gleiche wie auch sonst. Bitten Sie den Halter freundlich, seinen Hund zu sich zu nehmen, damit Sie ungestört weiterlaufen können. Natürlich sollte das selbstverständlich sein, aber dennoch begegnet einem diese Situation des Öfteren.

Das Wichtigste ist selbstverständlich Ihre Gesundheit und die Ihres Trainingspartners, d.h. Ihres Hundes. Beginnen Sie ganz in Ruhe erst einmal sehr kurze Etappen und steigern Sie gemächlich. Prüfen Sie vorher immer die Außentemperatur und lassen Sie Ihren Hund lieber einmal zu viel daheim, statt die Temperatur zu unterschätzen. Während des Lauftrainings verzichten Sie besser auf Leckerlis und loben Ihren Hund nur verbal, um die Gefahr des Verschluckens zu vermeiden und natürlich, damit der Fokus auf dem flüssigen Lauf liegt.

Freude im Vordergrund
Canicross ist eine tolle Teamsportart, die Sie und Ihren Hund noch mehr zusammen­­­­schweißen wird. Durch gemeinsame Tätigkeiten wird die Bindung und das Vertrauen zwischen Ihnen und Ihrem Hund gestärkt und die Bestätigung bzw. Belohnung tut dem Selbstvertrauen des Hundes besonders gut. Lauffreudige Rassen kommen beim Zughundesport auf ihre Kosten und können sich so richtig auspowern und werden artgerecht ausgelastet. Gehört Ihr Hund nicht zu den lauffreudigen Rassen, finden Sie mit Sicherheit eine andere Beschäftigung, die ihm mehr Spaß bereitet. Nicht jeder Hund ist ein begeisterter Läufer, genauso wie es nicht jeder Mensch ist. Achten Sie immer darauf, dass Ihr Hund Freude an Canicross hat, denn das sollte immer im Vordergrund stehen!

Pdf zu diesem Artikel: canicross

 

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