Er gilt als Clown unter den Hunden, hat ein sehr eigenwilliges Aussehen, das polarisiert, und gilt manchen heute noch als „Kampfhund“, weil Hunde seines und ähnlichen Typs vor 200 Jahren dafür missbraucht wurden. Dass Hundekämpfe im Land der Herkunft dieser Rasse schon 1835 verboten wurden und auch die Zuchtziele schon längst andere sind, ändert nichts an diesem Ruf – was sich in den meisten Fällen schlagartig ändert, wenn man ein Exemplar dieser Rasse persönlich kennenlernt. Die Rede ist vom Bull Terrier.
Vor genau 20 Jahren hat der Gründer des Kynos-Verlages, Dr. Dieter Fleig, der WUFF-Redaktion mit einer persönlichen Widmung sein damals neuestes Werk übergeben, „Das große Bull Terrier Buch“ (Kynos 1997). Am Ende des 270 Seiten dicken und heute noch als Standardwerk geltenden Buches hat er gerade einmal 8 Seiten dem Miniatur Bull Terrier gewidmet und als „Taschenausgabe unseres Standard Bull Terriers“ beschrieben. Mittlerweile hat sich die „Taschenausgabe“ zu einer eigenständigen, im Jahre 2011 von der FCI anerkannten Rasse entwickelt. Da die Rassestandards – außer der Größe – jedoch ident sind, gilt alles Folgende für beide Rassen.
In meiner Jugend bekam man einen Bull Terrier nur sehr selten zu Gesicht, die britische Rasse war bei uns eher ungewöhnlich. Ich kannte damals auch nicht den Rassenamen, sondern nannte ihn, wie viele andere, „Schweinehund“, weil er uns irgendwie an dieses Tier erinnerte, wohl auch aufgrund seiner kleinen, dreieckigen, schlitzförmig wirkenden Augen. Es gibt übrigens keine andere Hunderasse mit einer solchen Augenform. Die meisten fanden den Hund abgrundtief hässlich, andere dagegen waren von seinem Äußeren begeistert. Wenn damals wie heute sein Aussehen die Geschmäcker zu polarisieren vermochte, so tritt beim Bull Terrier ein interessantes Phänomen ein. Sobald man ihn kennenlernt, mag man ihn. Das Wesen eines gut sozialisierten Bull Terriers lässt sich aus meinem persönlichen Kennenlernen einiger Vertreter dieser Rasse in einen Begriff fassen: Ein Clown. Etwas Clownhaftes, das ihn so liebenswürdig macht, durchzieht jede Faser dieses Hundes, auch wenn er das gerne ausnützt, um seinen Halter um die Pfote zu wickeln … Als sehr selbstbewusster Hund, durchaus auch mit Tendenz zur Sturheit, braucht er eine entsprechend gute Führung, unter der er seine Qualitäten voll entfalten kann.