„Jedes Kind sollte fast schon das Recht haben, mit einem Hund aufzuwachsen“, sagt Autor Jochen Stadler im Gespräch mit der APA. „Kind braucht Hund“, das neue Sachbuch des Biologen und Wissenschaftsjournalisten, der auch für die APA schreibt, erscheint am Dienstag. Darin erklärt der Hundefan – es ist sein zweites Werk über den besten Freund des Menschen -, wie Hunde Kinder zu besseren Menschen machen können und was es braucht, damit die Beziehung langfristig funktioniert.
Nach einem Verweis auf die lange gemeinsame Geschichte von Hund und Mensch – Stadler berichtet von 26.000 Jahre alten Spuren einer solchen Freundschaft – zählt der Autor die Vorteile auf, die ein Aufwachsen mit den „Fellnasen“ habe. „Hunde machen Kinder […] beliebt, schlau, empathisch, lernfreudig, sozial kompetent, und sie steigern ihre Kommunikationsfähigkeit ebenso wie ihr Verständnis für Tiere und andere Menschen“, ist sein Resümee.
All das belegt Stadler mit wissenschaftlichen Erkenntnissen: „Wenn der Hund zum Beispiel flüchtet, weil das Kind beim Spielen zu grob oder zu wild ist, erfährt es, dass es ruhiger und sanfter sein muss, damit er nicht davonläuft“, ist im Buch zu lesen. Hunde würden Kinder außerdem so annehmen, wie sie sind; das tue der Kinderpsyche gut. Eltern rät er in „Kind braucht Hund“ etwa: „Die Kinder hätten definitiv mehr Freude an einem Hund, als an einem Geschwisterchen!“ Er sei selbst überrascht gewesen, wie stark Kinder profitieren, stellt Stadler fest.
Wissenschaftliche Belege und Statements von Experten hält der Autor ebenso fest wie eigene Erlebnisse mit seiner Hündin „Kleo“. Er sei auch selbst schon auf dem Boden gelandet, als sein angeleinter Vierbeiner einer Maus nachjagte, verdeutlicht der Autor etwa das Risiko, das Leinen für Kinder darstellen können. Das Buch bedient sich einer Alltagssprache, die es für Erwachsene leicht lesbar und auch für Kinder verständlich macht, sollten ihre Eltern es ihnen vorlesen.
Genau das rät Stadler im Buch, wenn er erklärt, wie Kinder auf Hunde zugehen sollten. Etwas plump begibt er sich dabei auf deren sprachliche Ebene und rät ihnen „cool zur Seite“ zu blicken – denn in die Augen starren fassen Hunde als Herausforderung auf – und „lässig“ zu warten, bis der Hund auf sie zukommt. Tipps wie diese gibt es zuhauf. Denn mehr als die Hälfte des Buches ist ein Verhaltensratgeber für den Umgang mit Hunden, der jeden Tipp begründet. Ein wesentlicher Rat, der oft nicht befolgt werde, ist laut Stadler beispielsweise: „Hunde sollten ein Rückzugsgebiet haben, wo sie in Ruhe schlafen können und nicht aufgeweckt werden.“
Neben weiteren Tipps zu Kauf und Erziehung des Familienhundes räumt Stadler – wie schon in seinem 2019 erschienenen Buch „Guter Hund, Böser Hund“ – mit ihm lästigen Mythen auf. An mehreren Stellen wettert er gegen „Dominanzfetischisten“ wie den mexikanisch-amerikanischen TV-Hundetrainer Cesar Millan. Die Haltung, man solle sich stets zum Alphatier aufspielen und dem Hund zum Beispiel jederzeit das Futter wegnehmen dürfen, beruhe auf Aberglauben und entbehre jeder wissenschaftlichen Grundlage.
Dasselbe gelte für gemeinhin als „gefährlich“ bekannte Hunderassen.
„Es gibt keine annähernd seriöse Studie, die einer Hunderasse eine größere Gefährlichkeit attestiert als anderen“, wird im Buch betont. Auch seien Hundebisse mit gefährlichen Folgen sehr selten und vermeidbar – vor allem dann, wenn Erwachsene mit ihren Sprösslingen „Kind braucht Hund“ sorgfältig lesen.
„Kind braucht Hund – Wie sie beste Freunde werden“ von Jochen Stadler: erhältlich bei Ecowin, 210 Seiten, 24 Euro
Text: APA | Foto © Verlag Ecowin