Besuchs- und Schulhunde

Von Liane Rauch

Streicheln hilft der Seele

Inzwischen erlauben immer mehr Senioren- und Betreuungseinrichtungen Besuchshunde. Die Besuche sind nicht nur eine willkommene Abwechslung, ­sondern tragen auch zu einem aktiveren Miteinander der Bewohner bei. Die Senioren beginnen über ihre früheren eigenen Hunde zu erzählen, erinnern sich an einstmalige Erlebnisse und Ereignisse und genießen den körperlichen Kontakt mit den Tieren. Auch an Schulen werden mittlerweile immer häufiger Hunde als Gäste gerne gesehen. Die Kinder lernen wie man mit Hunden umgeht und erfahren etwas über Verantwortung im Zusammenleben mit Tieren.

Welche Rassen sind geeignet? Das Hauptaugenmerk liegt bei diesen Hundeberufen weniger auf der Rassezugehörigkeit. Im Fokus sollte und muss das Wesen des Hundes stehen. Zu temperamentvolle Persönlichkeiten, sehr unruhige Hunde oder Hunde mit stark ausgeprägtem Schutztrieb sollten vor einer Ausbildung umfänglich getestet werden. Auch Hunde, die ein natürlich ererbtes Misstrauen gegen Fremde erkennen lassen (z.B. einige Schäferhunde-Rassen und Herdenschutzhunde) oder Angst-bedingt nervös werden könnten, sollten nicht unbedingt als Besuchs- oder Schulhund ausgebildet werden.

Sehr gerne werden langhaarige Hunde eingesetzt, da die Berührung des Fells intensiver ist, die Hunde „kuscheliger“ sind. Gut geeignet sind Golden Retriever, vorausgesetzt der Hund zeigt einen ruhigen Charakter. Auch Hütehundrassen wie Collie, Sheltie und Border Collie sind begabte Besuchshunde, da sie als Hütehunde aufgrund des ursprünglichen Zuchtziels für die Zusammenarbeit mit Menschen gut geeignet sind. Cavalier King Charles Spaniel, Cocker Spaniel und Spitze können ebenfalls geduldige Besuchs- oder Schulhunde werden.

Bei kurzhaarigen Rassen werden häufig der Labrador Retriever und einige Jagdhunderassen wie z.B. der Magyar Vizsla eingesetzt. Viel zu wenig werden leider noch immer so nervenstarke Rassen wie Rottweiler oder Staffordshire Terrier eingesetzt. Bedauerlicherweise überwiegen hier noch immer die Vorurteile.

Der Besuchshund und seine Aufgaben
Besuchshunde sind KEINE Therapiehunde. Einsatz und Aufgaben unterscheiden sich grundsätzlich. Wie der Name schon sagt, kommt der Hund zu „Besuch“. Die Bewohner von Seniorenheimen, Pflegeeinrichtungen oder Behinderteneinrichtungen kommen einzeln, in kleineren oder größeren Gruppen und/oder Stuhlkreisen zusammen. Die Bewohner nehmen Kontakt zu den Hunden auf, dürfen den Hund streicheln, ggf. auch füttern und/oder mit dem Hund spielen.
Der Hund sollte sich jederzeit anfassen lassen, kontaktfreudig sein, jedoch keinesfalls schreckhaft oder ängstlich. Der vierbeinige Besucher muss tolerant gegenüber eigentümlichem Verhalten der Bewohner/Patienten und nicht lärmempfindlich sein. Im Unterschied zum Therapiehund geht in diesem Arbeitsbereich der Mensch auf den Hund zu. Der Bewohner/Patient agiert, der Hund reagiert.
Der Besuchshund fungiert als Brücke und/oder kann Begleiter bei einfachen therapeutischen Maßnahmen sein. Der Hundehalter ist immer dabei, der Hund wird nicht selbst aktiv, sondern agiert nur auf Aufforderung.

Der Schulhund
Die Grundausbildung ähnelt der des Besuchshundes. Soll der Hund schwerpunktmäßig in Kindergärten und Schulen eingesetzt werden, steht die Sozialisierung auf Kinder selbstverständlich im Vordergrund. Kinder verhalten sich anders als Bewohner von Seniorenheimen oder Pflegeeinrichtungen. Bei unberechenbaren Handlungen oder merkwürdigem Verhalten der Kinder darf das Mensch-Hund-Team nicht nervös reagieren. Kinder sind in der Regel lauter und können auf Hunde ungestümer reagieren.

Bei Einsätzen in Schulen muss der Hund eine sehr gute Gehorsamkeitsausbildung haben und darf keine „selbständigen“ Entscheidungen treffen, z.B. Pausenbrot-Suche in Schultaschen. Bei Kindern, die Ängste vor Hunden zeigen, muss das Schulhunde-Team sensibel agieren, der Hund darf nicht aufdringlich sein oder einem Kind, das sich zurückzieht, folgen.
Harvey wurde vom Verein „Kind und Hund e.V.“ ausgebildet und besucht mit seinem Frauchen Ingrid Burgardt regelmäßig Grundschulklassen: „Harvey hat einen ausführlichen Wesenstest abgelegt. Schon im Vorfeld bereiten wir den Besuch in den Klassen akribisch vor. Ein Elternbrief informiert die Eltern über das Kommen der Hunde, die Klassenlehrer werden über einen Vorbericht informiert, was während des Hundeeinsatzes zu beachten ist. Ich schicke vorab auch ein Foto von Harvey, dass die Kinder sich auf „ihren“ Hund freuen können. Harvey muss in allen, auch kritischen, Situationen immer ruhig und gelassen bleiben. Wir möchten bei den Kindern Ängste vor Hunden abbauen und Respekt für Hunde vermitteln. Wir wollen dazu beitragen, Unfälle von Kindern mit Hunden zu vermeiden. Bis jetzt hat sich noch jedes Kind, das zu Beginn der Stunde sehr ängstlich war, ­getraut, Harvey zu streicheln und zu füttern. Die Kinder sind dann auch immer ganz stolz, dass sie diese Aufgabe gemeistert haben.“

Die Ausbildung zum Besuchs- oder Schulhund
Hund und Frauchen/Herrchen, die sich zum Besuchshund-Team ausbilden lassen möchten, brauchen keine spezifischen Vorkenntnisse. In der Regel handelt es sich beim Besuchshund um klassische „Familienhunde“. An erster Stelle steht beim Besuchshund eine gewissenhafte und verlässliche Grundausbildung:

• zuverlässiges Ausführen der Grundkommandos
• zuverlässig abrufbar, auch in kritischen oder „verführerischen“ Situationen wie z.B. herumstehenden Essenswägen oder Tellern
• absolute Verträglichkeit mit anderen Hunden, ggf. auch anderen Tieren, falls die Einrichtung über eigene Haustiere verfügt
• eine enge und vertrauensvolle Bindung und Beziehung zum Halter
• Besuchshunde dürfen nicht „aufdringlich“, nervös oder unkontrolliert handeln.

Oben Genanntes gilt gleichermaßen für Schulhunde. Bei Einsätzen in Schulen oder Kindergärten sollte im Vorlauf des Einsatzes unter anderem vorbereitet werden:

• Elternbrief mit Ankündigung des Hundeeinsatzes
• Abklären von Allergien und Ängsten
• Einverständniserklärung der Eltern
• Vorbericht an Erzieher und Lehrer, was während des Einsatzes zu beachten ist, z.B. Schultaschen wegräumen, Hände waschen (kein Essensgeruch an den Händen), Kinder sollen beim ersten Betreten des Raumes ruhig sitzen.

Wie lang können Hunde diesen Beruf ausüben
Eine Altersbeschränkung gibt es hier nicht. Ist der Hund gesund, agil und hat Freude an seiner Aufgabe, kann er bis in ein hohes zweistelliges Alter zu Einsätzen gehen.

Gute Laune auf vier Pfoten
Zum großen Glück der Bewohner nehmen immer mehr Einrichtungen (Seniorenheime, Pflegeeinrichtungen, Behinderteneinrichtungen) und Schulen das Angebot von Hundebesuchen an. Die vierbeinigen Assistenten schaffen wie von selbst eine entspannte Atmosphäre, lockern den Alltag auf und motivieren vor allem ansonsten sehr stille Senioren, sich zu öffnen.

Auch an Kindergärten und Schulen spricht sich die Möglichkeit, über Schulhunde Wissen und Verhalten bei Hundebegegnungen in Anspruch zu nehmen, herum. Im Rahmen des Biologieunterrichts fragen immer mehr Lehrer einen Einsatz an.
Dieser Hundeberuf birgt auch so etwas wie eine Win-win-Situation. Nicht nur die besuchten Menschen und Kinder freuen sich, auch der Hundehalter, der seinen Hund in diesem Bereich führt, hat Spaß, ist mit Herz bei der Arbeit und erfährt Anerkennung. Scheuen Sie sich also nicht, sich einmal über die Ausbildung zum Besuchs- oder Schulhund zu informieren.

Als Erweiterung zum „normalen“ Schul-Besuchshund gibt es auch speziell ausgebildete Hunde, die erweiterte kynopädagogische Arbeit leisten. Zu diesem Thema gibt es einen Artikel zum Nachlesen unter www.wuff.eu/kynopaedagogik.

Berufsbild Besuchshund/Schulhund

Welche Rassen sind für diese Ausbildung geeignet?
Rassezugehörigkeit nicht maßgeblich. Gerne eingesetzt werden z.B. Border Collie, Collie, Sheltie, Labrador, Golden Retriever, Cavalier King Charles Spaniel.

Welche Voraussetzungen sollte der Hund mitbringen, um diesen Beruf auszuüben?
Nervenstärke, nicht schreckhaft, belastbar, Lärm-unempfindlich, menschenbezogen, keine Angst vor Berührungen.

Wie lange dauert die Ausbildung?
Die Dauer der Ausbildung hängt vom Grundwesen des Hundes ab. Zeigt ein Hund Ängste, Schreckhaftigkeit oder weicht Menschen lieber aus, sollte man die Ausbildung abbrechen.

Welche Ausbildung muss der Hund absolvieren?
Als Besuchs- und Schulhunde-Team brauchen beide keine spezifische Ausbildung oder Kenntnisse. Wichtig ist hier das „Herz“, mit dem man bei der Arbeit ist.

Wie viel kostet diese Ausbildung?
Keine Kosten festgesetzt, diese sind von Verein zu Verein unterschiedlich.

Wie lang kann der Hund diesen Beruf ausüben?
So lange die Hunde körperlich und geistig fit sind, bis in ein hohes Alter.

Pdf zu diesem Artikel: schulundbesuchshunde

 

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