Besuch auf acht Pfoten – Therapeutischer Besuchsdienst

Von Angelika Prinz

Ninja und Anique gehen seit über drei Jahren mit Frauchen Angelika Prinz in den Seniorenheimen der Gemeinden Neuler und Hüttlingen in Baden-Württemberg ein und aus. Seit 2014 besuchen die Hunde die Bewohner und viele konnten inzwischen eine innige Beziehung zu den Pudeldamen aufbauen.

Alle vier Wochen biete ich mit meinen zwei Pudeldamen in Seniorenheimen eine Gruppenstunde an. Wir drei sind ein eingespieltes Team: bekommen die zwei Vierbeiner ihr weißes Halstuch mit ihrem Namen umgelegt, sind sie bereits in freudiger Erwartung auf ihren Arbeitseinsatz und betreten motiviert die Heime. Nach der Begrüßung, bei der die Hunde oft bereits einzelne Bewohner zum Streicheln auffordern, zeigen wir zu Musikuntermalung eine ganze Reihe Tricks, eine beschwingte Vorführung, die abschließend mit Applaus kommentiert wird. Dann gehen die Hunde die Runde ab, lassen sich streicheln und füttern, von jedem Bewohner so, wie es für ihn passt. Die Zurückhaltenden oder Ängstlichen streichen vielleicht nur leicht über den Rücken des neben ihnen stehenden Hundes, die Hundeliebhaber mögen auch gern mal die Vorderpfoten auf dem Schoß und die Hundenase tief in die Leckerchenhand vergraben.


Manche dementen Menschen reagieren auf die Hunde wie auf Sonne, zeigen plötzlich wieder Gesichtsregungen und Bewegungen, die die Pflegekräfte lange nicht mehr an ihnen beobachtet haben. Die noch sehr fitten Bewohner interagieren gern mit den Hunden, fordern mal ein „Sitz“ oder „Pfote“ und freuen sich, wenn ihr Kommando Erfolg zeigt. Und wenn dann die Bewohner ins Plaudern kommen, fangen sie an, sich zu erinnern: an eigene Hunde, an Erlebnisse mit Tieren, an Vergangenes überhaupt. Manche Senioren, die zuvor völlig unbeteiligt dasaßen, werden direkt lebhaft.

Danach gibt es jedes Mal ein etwas anderes Programm: Mitmachgeschichten oder Phantasiereisen, natürlich rund ums Thema Hund, Spiele, die die Sinne anregen, wie beispielsweise das Ertasten von Hundezubehör in kleinen Säckchen oder das Erschnuppern unterschiedlicher Alltagsdüfte bis hin zum Hundeleckerchen. Oder ein Aktivitätenwürfel, der geworfen werden muss und dann ganz unterschiedliche Aufgaben für die Bewohner bietet. Auch Vervollständigen von Textkarten mit Sprichwörtern rund um den Hund gibt es ab und zu. Manchmal auch einfach nur interessantes Wissen über den vierbeinigen Freund des Menschen, veranschaulicht durch große Bildkarten, die auch die alten Augen noch erkennen können. Die Handmotorik wird gefördert, wenn die Bewohner Intelligenzspielzeug der Hunde mit Leckerchen befüllen dürfen. Anschließend zuzuschauen, wie die Vierbeiner das Spielzeug leerräumen, ist Belohnung für die nicht ganz einfache Aufgabe. Manchmal spielen die zwei Pudelinnen zwischendurch einfach miteinander und zaubern so ein Lächeln auf die Gesichter.

Zum Abschluss gibt es noch eine Futter-, Streichel- und Trickrunde, und dann geht es oft noch weiter: auch bettlägerige Personen warten auf persönlichen Besuch und die Hunde legen sich gerne zu ihnen und lassen sich kraulen und bewundern. Für die Heimbewohner ist der Besuch stets eine entspannende, wohltuende und gleichzeitig anregende Abwechslung, die ein Stück Lebensfreude schenkt. Für die Pudel ist es ein fordernder Arbeitseinsatz, für den sie sich die Leckerchen wohl verdient haben. Eine spezielle Ausbildung hierfür haben sie nicht absolviert, zumal es in Deutschland hierfür auch keine einheitlichen Anforderungen und Ausbildungswege gibt. Alle beide haben die Team- und Begleithundeprüfung absolviert, also einen soliden Grundgehorsam und inzwischen langjährige Erfahrung auch bei ähnlichen Einsätzen wie beispielsweise dem gut besuchten Aalener Ferienprogramm „Kind und Hund“.

Zudem kommt ihnen ihr Vertrauen zu Menschen zugute, um auch mal einen groben Griff oder ein seltsames Fuchteln unerschrocken wegstecken zu können, sowie ihre tendenzielle Zurückhaltung, denn nicht jeder Mensch mag von knapp 20 kg Hund überschwänglich körperlich begrüßt werden. Wichtig ist natürlich auch Gesundheit, Impfschutz und Parasitenfreiheit der Vierbeiner. Dass die Pudelinnen keine Haare verlieren, ist zudem für Allergiker und die Hygiene insgesamt von Vorteil. Und versichert sind sie für ihre Einsätze natürlich auch. Wer mehr über den therapeutischen Besuchsdienst von mir und meinen Hunden erfahren will, wird auf der Homepage www.rundumhund-ostalb.de fündig.

Pdf zu diesem Artikel: therapeutischer_hundebesuch

 

Das könnte Sie auch interessieren: