In dieser Serie stellen wir Hunde und ihre außergewöhnlichen Freunde vor. Im zweiten Teil spielen ein Vogel und zwei Hunde die Hauptrollen.
Am Anfang dieser ungewöhnlichen tierischen Freundschaft stand der Graupapagei »Frau Grau«, der vor rund 20 Jahren zu Janine Tanner kam. »Recht schnell konnte Frau Grau bellen wie ein Hund. Der Wunsch nach einem eigenen Vierbeiner war aber einfach zu groß. So zog 2009 mein bester Freund, der Mischlingsrüde Rusty ein«, erzählt Janine. Aus dem Duo Frau Grau und Rusty wurde dann 2014 ein Trio, als Frohnatur Lacey, eine Mini-Australian-Shepherd-Hündin, einzog.
»In den eigenen vier Wänden war immer was los, dafür hat Frau Grau schon gesorgt. Langeweile und nur rumliegen? Falsch gedacht. Ein Pfiff von Frau Grau und die Hunde standen parat. Warum auch nicht, flog ja immer das ungeliebte Futter von Frau Grau vom Baum. Hier ein Stück Apfel, da eine Ladung Körner. Kommentiert wurde das alles oft mit: Mh, lecker! Die Hunde hatten ihren Spaß«, schildert Janine den Alltag mit einem Vogel und zwei Hunden in ihrer Wohnung, »Am Abend gab es täglich Trick-Training und Suchspiele zur gemeinsamen geistigen Förderung. Es war unglaublich schön zu sehen, dass das gemeinsame Training die Bindung immer mehr stärkte. Man fand Rusty und Lacey nur noch zusammen auf einem Platz, das gegenseitige Putzen wurde zum Alltag. Futterneid war kein Thema, und draußen war es unglaublich zu sehen, wie der eine den anderen verteidigt hat. Das ging sogar so weit, dass, wenn Lacey einen Streit provoziert hat, Rusty ihr nicht half. Im Gegenteil, dann gab es von ihm sogar noch eine drüber. Sie waren ein unschlagbares Team. Es gab so wundervolle Momente. Irgendwann begann ich dann, ihre Abenteuer auf Bildern festzuhalten. Sie waren einfach wie Susi und Strolch, drinnen hatte man das Gefühl man hätte Tick, Trick und Track im Haus. Ein Irrenhaus. Waren die Hunde nicht zu sehen, hat Frau Grau so lange gepfiffen, bis sie sich zeigten. Dennoch war ich immer wachsam. Ein Vogel wiegt etwa 500 g und die Hunde rund 10 Kilo. Freunde hin oder her, ein Auge war immer bei den Mäusen.«
Gemeinsame Höhen und Tiefen
Eines Tages wurde Frau Grau sehr krank und sie musste für eine Woche in eine Klinik. »Wir bangten jeden Tag um sie. So viele Menschen haben uns – auch mit ihren Spenden – durch diese schwere Zeit geholfen. Wir wussten alle nicht, ob sie es schaffen würde«, erzählt Janine. Auch für die Hunde war das eine schwierige Zeit. Sie standen vor dem Baum von Frau Grau und wunderten sich, dass kein Futter geflogen kam, warum es so ruhig war. »Man konnte sehen, dass hier alles durcheinandergeraten war. Als Frau Grau wieder nach Hause kam, war die Freude natürlich groß, aber es dauerte, bis alles wieder rund lief.«
Die nächste Hiobsbotschaft erhielt Janine als Rusty zehn Jahre alt war: »Bei ihm wurde Krebs diagnostiziert, und er musste operiert werden. Tiere sind so feinfühlig, das hat damals auch Frau Grau unter Beweis gestellt. Frau Grau hat mit ihrem Pfeifen und Gequatsche immer alle um den Verstand gebracht, nach Rustys OP war sie sehr still. Auch Lacey gab ihm Zeit, wieder auf die Beine zu kommen.« Rusty hatte sich kaum von der OP erholt, wurde bei ihm nur zwei Wochen später auch noch eine Bauchspeicheldrüseninsuffizienz diagnostiziert. »Ab da wurde mir immer bewusster, was für ein Team ich da hatte. Nun war Rusty nicht mehr der starke Beschützer draußen. Die Frauen mussten das Zepter übernehmen. An guten Tagen war er sofort wieder am Start, aber das Blatt wendete sich schleichend. Nun achtete Lacey noch mehr auf ihn als zuvor, es ging keiner mehr mal kurz seine eigenen Wege. Wenn ich mal mit einem Hund einzeln unterwegs war, hatte ich das Gefühl, dass ich mir das sparen kann, denn Freude an der Zeit alleine mit Frauchen, die gab es nicht wirklich. Die Blicke sagten mir eigentlich: Wo ist der andere? Was machen wir hier? Also habe ich dann ganz viel mit den Hunden drinnen gemacht. Ich habe einige Male im Spiegel beobachtet, wie der Hund, der gerade nicht dran war, die Kommandos im Hintergrund ebenfalls umgesetzt hat. Das war echt faszinierend. Es war eine andere Zeit, eine intensive, tränenreiche, aber auch wunderschöne Zeit. Es gab sehr viele Tiefs, aber auch Höhen. Dennoch wusste ich insgeheim, dass jeder Schub dieser Krankheit der Letzte sein könnte.«
Weihnachten 2020 ging es Rusty besser, und er fing wieder an zu spielen und wurde auch Frau Grau gegenüber wieder viel offener und interessierter. »Wir verbrachten wieder mehr Zeit im Freien, so wie es der Hund wollte. Der 12. Geburtstag von Rusty kam, und wir feierten im kleinen Kreis – na ja, ehrlich gesagt waren wir ganz unter uns. Ich sah immer deutlicher, wie ihn die Krankheit verändert hatte. Nicht nur charakterlich, sondern auch optisch. Er war noch immer ein strammer Bursche, aber mittlerweile vom Leben gezeichnet.«
Ein Tag, der alles veränderte
»Am 14. März 2021 besuchten wir meine Eltern, Kuchen und Kaffee war die Devise. Das Frühstück daheim war anders als sonst. Frau Grau wollte ihren Sonntagsschmaus nicht fressen und war insgesamt sehr ruhig und verhalten. Lacey ging oft einen Bogen um Rusty. Nach und nach wurde mir bewusst, dass die Stimmung sehr merkwürdig war. Zum Abend saßen wir in der Klinik, ein zweites Mal in dieser Nacht, und am 15. März mussten wir Rusty für immer gehen lassen«, beschreibt Janine den Tag, der ihr und das Leben von Frau Grau und Lacey für immer verändern sollte.
Frau Grau fiel in eine Art Depression, fraß nur noch das nötigste, war ruhig und apathisch. Wochenlang konnte Frau Grau keiner helfen, auch der vogelkundige Tierarzt konnte nichts finden. Lacey hörte ebenfalls auf zu fressen und musste fast wöchentlich zum Tierarzt, spielte nicht mehr und zeigte kein Interesse mehr an ihrer Umwelt. »Es war wie ein Fingerschnipsen. Von einer Sekunde auf die andere war alles anders. Die Trauer war unfassbar groß. Ich hatte das Gefühl, nicht nur Rusty verloren zu haben, sondern auch irgendwie Lacey und Frau Grau. Es war schwer nach vorne zu sehen und zu realisieren, dass jemand im nächsten Kapitel nicht mehr dabei sein wird und nur Erinnerungen bleiben. Ich bin jedoch unglaublich dankbar, dass ich das alles mit so einem tollen Trio erleben durfte. Man sagt, Freundschaft sei eine Seele in zwei Körpern. Das kann ich so nicht bestätigen. Diese Freundschaft ging weit drüber hinaus, wenn einer für den anderen da ist, ohne der gleichen Spezies anzugehören. Ein Vogel und zwei Hunde, ein Team, mein Team!«
Beste Freunde – Hunde und ihre außergewöhnlichen Freunde
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