BARF: Rohes Fleisch für Hund und Katz

Von Martina Bartl

In der aktuellen Ausgabe des „vetmed – Das Magazin der Veterinärmedizinischen Universität Wien“ findet sich u. a. ein Artikel über das BARFen, der sich auch mit der Hygiene der Futtermittel befasst. Christine Iben, Professorin für Tierernährung an der VUW, erklärt darin: „(…) „Roh gefütterte Hunde sind häufiger Salmonellenausscheider als Hunde, die kommerzielles Fertigfutter bekommen. Therapiehunde sollten aus diesem Grund nicht roh gefüttert werden. Außerdem sollten Schilddrüsen im Rohfleisch entfernt werden.“ Das bestätigt eine Studie von Florian Zeugswetter (Klinische Abteilung für Interne Medizin Kleintiere), der einige Fälle roh gefütterter Hunde untersuchte, die durch die dauernde Aufnahme an einer Überfunktion der Schilddrüse erkrankt waren. (…)“

Weiters spricht Peter Paulsen, Professor für Fleischhygiene an der VUW, über die Ergebnisse seiner mikrobiologischen Untersuchungen und hält fest: „(…) Bei einer Untersuchung von 96 Hundefutterproben zur Rohverfütterung aus dem Wiener Handel konnte die Kollegin Johanna Koch (siehe Literaturhinweis) in sieben der 96 Proben Salmonellen und in zehn Proben Listeria monocytogenes nachweisen. Diese pathogenen Bakterien finden sich letztlich auch in der Futterschüssel und später im Heimtier oder auch in der Küche! Es wurde zudem eine hohe Zahl an eiweißspaltenden Bakterien (Pseudomonaden) nachgewiesen. Der Mittelwert betrug 10 Millionen/g. (…) Bei dieser Konzentration ist Fleisch schon geruchlich verändert und auch verfärbt – wenn es ein Lebensmittel wäre, würde man von Verderb sprechen. Es ist verständlich, dass solche Ware nach dem Auftauen schnell, sprich am selben Tag, verbraucht werden muss. In der EU gibt es mikrobiologische Anforderungen für rohes Heimtierfutter. Werden diese angewendet, entsprachen 82 der 96 Proben wegen zu hoher Enterobacteriaceen-Gehalte nicht den Anforderungen. Zusätzlich gibt es bei den tierischen Nebenprodukten Gewebe, auf denen häufiger pathogene Bakterien nachgewiesen werden, etwa aus dem Rachenbereich. Einige dieser Gewebe sind selbst unter Kühlung nicht lange haltbar. Das ist auch bei ,gesunden‘ Schlachttieren so. Während bei hitzebehandelten und damit sterilisierten Produkten praktisch alle Bakterien abgetötet werden, gibt es beim BARF-Material keine Maßnahme, um Bakterien abzutöten. Die Rohstoffe sollten daher schnell verarbeitet und das Futter am besten im tiefgekühlten Zustand in Verkehr gebracht werden. (…)“

Der Fleischhygieniger verweist zusätzlich auf gute Hygiene des Futternapfes sowie aller Küchenutensielen, die zur Zubereitung des BARF-Menüs verwendet werden, denn „(…) Wenn das Futter pathogene Bakterien enthält, könnten diese direkt (zum Beispiel durch Tropfsaft im Kühlschrank) oder indirekt (zum Beispiel über Messer, Schneidbretteretc.) auf Lebensmittel gelangen oder von Menschen aufgenommen werden. In der Literatur gibt es Hinweise, dass Hunde nach Aufnahme pathogener Bakterien über das Futter zu ,Ausscheidern‘ selbiger werden können, womit ein Ansteckungsrisiko für Menschen nicht auszuschließen ist. Wie groß das Risiko wirklich ist, hängt davon ab, ob im Futter tatsächlich pathogene Bakterien vorhanden sind, in welcher Konzentration und wie die Fütterungshygiene ist. Erhitzte Futtermittel sind in dieser Hinsicht
unproblematisch. (…)“, erklärt Paulsen weiter.

Auch über die Studie zu Hundefutterkonserven wurde Professor Paulsen befragt: „(…) Da durch die Sterilisation die Bakterien abgetötet werden, kann nur der Zustand des Rohmaterials vor der Erhitzung bestimmt werden. Dies geschieht über die Bestimmung der sogenannten Totkeimzahl und die Messung hitzestabiler Eiweißabbauprodukte (biogene Amine). Die Totkeimzahl war um ca. ein Zehntel niedriger als die Keimzahl in den BARF-Proben (Anm.: von den 96 Proben konnten nur 72 dazu untersucht werden), was auf die Verwendung besserer Rohstoffe in den Konserven hinweist. Bei den biogenen Aminen gab es Unterschiede zwischen den Produktgruppen. Der Grenzwert von 300 mg/kg für die Summe der Amine wurde bei sieben von 72 BARF-Proben überschritten, aber von keiner Konservenprobe. Auch dies weist auf die Verwendung von besseren Rohstoffen hin.“

Quelle: vetmed – Magazin der Veterinärmedizinischen Universität Wien 
Literatur: „Mikrobiologische Qualität von Muskelgewebe zur Rohverfütterung an Hunde“ von J. Koch, G. Flekna, Ch. Iben, F. J. M. Smulders und P. Paulsen

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