Dr. Neilson und Dr. Eckstein aus dem Verhaltenszentrum der veterinärmedizinischen Fakultät der University of California in Davis untersuchten in dieser Studie den Einfluss der Kastration auf das Problemverhalten bei erwachsenen Rüden (J. Am. Vet. Med. Assoc. 15;211:180-182, 1997).
Untersuchung und Problemverhalten:
Untersucht wurden 57 Rüden, die zum Zeitpunkt der Kastration mindestens 2 Jahre alt waren und Verhaltensprobleme aufwiesen, wie Markieren in der Wohnung, Aufreiten, Streunen, übermäßige Furcht vor inadäquaten Reizen, Aggression gegen Familienmitglieder, Aggression gegen fremde Personen, Aggression gegen andere Hunde im selben Haushalt und Aggression gegen fremde Hunde. Sowohl vor der Kastration als auch danach wurden bei den Besitzern die Daten zum Problemverhalten erhoben, um abzuschätzen, inwieweit die Operation eine Veränderung bewirkt hat.
Ergebnisse:
Auf übermäßige Furcht vor inadäquaten Reizen oder Aggression gegenüber fremden Personen hatte die Kastration keinen Einfluss. Die Verhaltensprobleme Markieren in der Wohnung, Aufreiten, sowie Streunen haben sich hingegen nach der Kastration deutlich verringert (um ca. 50% gebessert bei 60% der Hunde und um 90% gebessert bei 40% der Hunde). Weniger deutlich, aber noch immer statistisch relevant, haben sich die anderen Verhaltensprobleme gebessert. Zwischen dem Alter des Rüden oder der Dauer des Problemverhaltens gab es keinen signifikanten Zusammenhang zur Kastration.
Schlussfolgerung:
Die Kastration lässt vor allem bei Problemen wie Wohnungsmarkierung, Aufreiten und Streunen den größten Erfolg erwarten. Aggressives Verhalten, v.a. gegenüber Familienmitgliedern, nimmt durch die Kastration nur bei etwa einem Drittel der Hunde ab. Die Kastration kann auch bei älteren Hunden oder lange bestehendem Problemverhalten erfolgreich sein.
In diesem Zusammenhang verweise ich jedoch auf die Möglichkeit einer sehr guten Voraussage, ob eine Kastration bei einem bestimmten Verhalten Erfolg verspricht oder nicht: Bei einer sog. „chemischen bzw. hormonellen Kastration", welche zeitlich befristet die Auswirkungen einer operativen Kastration hat, lässt sich sehr gut der zu erwartende Erfolg abschätzen. Führt die „hormonelle Kastration" zu keiner Besserung, ist diese nämlich auch durch die Operation nicht zu erwarten!