Seit wann Hunde als fester Bestandteil von Kampfeinheiten verwendet werden, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die Überlieferungen sind sehr spärlich und lückenhaft. Die antike Geschichtsschreibung bietet nur vereinzelt Hinweise auf den Einsatz von Hunden im Kriegsdienst.
Molosser
Um 2000 v.Chr. finden sich im Zweistromland Mesopotamien die ersten Hinweise auf gewaltige Hunde, die sogenannten Molosser. Bildliche Darstellungen, vor allem Reliefs in den folgenden Jahrhunderten, zeigen immer wieder Hunde von gewaltigem Körperbau, geführt von meist bewaffneten Männern. Diese Molosser hatten wahrscheinlich verschiedene Aufgaben. Neben der Bewachung der Güter und Herden, sowie dem Einsatz bei der Jagd, wurden sie wohl auch bei kriegerischen Auseinandersetzungen mitgeführt. Ihre Aufgabe war es, an der Seite oder vor ihren Herren zu kämpfen. Durch ihre Größe, Kraft und Angriffslust stellten sie sicherlich eine wesentliche Verstärkung der eigenen Truppen dar.
Meldehunde seit der Antike
Ab etwa 500 v.Chr. sind Kriegshunde, wieder Molosser, fester Bestandteil der Heere. In den Perserkriegen kämpften Hunde sowohl auf persischer als auch auf griechischer Seite. Von Xerxes wird ausdrücklich berichtet, dass er eine große Schar Molosserhunde bei seinen Kriegszügen mitführte. Aus dieser Zeit stammen auch die ersten Berichte über Meldehunde. Die Aufgabe dieser Hunde bestand darin, militärische Mitteilungen zwischen den Truppenteilen zu transportieren. Auch von Alexander dem Großen wird berichtet, dass er auf seinen Kriegszügen Hunde mitführte und nach siegreichen Schlachten die Kampfhunde der Gegner als geschätzte Kriegsbeute mitnahm. Die Geschichtsschreibung bietet etliche Texte, in denen von Alexanders Leidenschaft für große Kampfhunde berichtet wird.
Die Kampfhunde der Römer
Auch die Römer kamen bei ihren Eroberungszügen im Mittelmeerraum immer wieder mit Kriegshunden der angegriffenen Völker in Berührung. Ursprünglich hatten sie selber in ihren Heeren keine Hundetruppen. Diese Hunde wurden rasch zur begehrten Kriegsbeute, vor allem für Kämpfe in den römischen Arenen. Bei der Ausdehnung des römischen Weltreiches, vor allem nach Norden, wurden in den späteren Jahrhunderten dann doch Kampfhunde mitgeführt. Am Limes gab es eigene Abteilungen von Wachhunden zur Sicherung der Grenze. In der Schlacht von Vercellae im Jahr 101 v. Chr. gegen die Kimbern und Teutonen mussten die Römer noch eine eigene Schlacht gegen die Hunde, die die Leichen und die Wagenburg verteidigten, schlagen. Besonders beeindruckt waren die Römer von den „breitmäuligen Hunden Britanniens“.
Hunde-Rüstungen
Bei Kelten und Galliern spielten Hunde in der Kriegsführung eine besonders wichtige Rolle: Sie wurden durch Rüstungen geschützt und trugen breite Halsbänder mit langen Eisenstacheln. Die so ausgerüsteten Hunde wurden auf die gegnerische Reiterei gehetzt, um die Pferde zu erschrecken und mit den Stacheln zu verletzen. Derart ausgerüstete Hunde spielten auch in Schlachten des Mittelalters eine Rolle. Von einigen Autoren sind Beschreibungen von Kriegshunden, was Ausrüstung und Ausbildung betrifft, erhalten. Eine Besonderheit stellt die Ausrüstung mit einem Speer und einem Feuertopf auf dem Rücken dar. An der Rüstung war ein Speer befestigt, der über den Kopf des Hundes hinausragte und beim Angriff des Hundes in den Pferdekörper eindringen konnte. Das Feuergefäß auf dem Rücken sollte den Pferden des Gegners Brandwunden zufügen, aber auch in den Lagern Brände entfachen.
Feuerwaffen verdrängen Kriegshunde
Mit dem Einsatz von Feuerwaffen in der Kriegsführung verschwindet um 1600 der Hund als Mitkämpfer von den Schlachtfeldern. Allerdings wird er vor allem von den Spaniern bei ihren Eroberungs- und Beutezügen in der neuen Welt weiterhin verwendet. Als besonders grausames Schauspiel wird die Menschenjagd auf Indios beschrieben. Hundemeuten wurden auf die wehrlosen Ureinwohner gehetzt und bissen sie teilweise zu Tode. Noch im Bürgerkrieg wurden von den Südstaatlern Hunde zur Bekämpfung aufständischer Sklaven verwendet.
Der „moderne“ Kriegshund
Der Kriegshund im modernen Sinn entstand um etwa 1900. Vor allem in Österreich, Deutschland, Russland, Frankreich und England wurden erste Versuche mit Meldehunden gemacht, die sehr erfolgreich waren. Bald folgte die Ausbildung von Sanitätshunden, um nach verwundeten oder getöteten Soldaten zu suchen und diese bergen zu können. Anfangs wurden hauptsächlich Airedale Terrier und Collies verwendet. Mit dem Verlauf des ersten Weltkrieges und vor allem im zweiten Weltkrieg wurde der Deutsche Schäferhund die führende Rasse und stellte etwa 80% der im Krieg eingesetzten Hunde dar.
Im ersten Weltkrieg wurden nur einige tausend Hunde verwendet, im zweiten Weltkrieg waren es insgesamt ungefähr 200.000, wovon allein in Deutschland und Frankreich jeweils 40.000 Hunde zum Einsatz kamen. Um genügend Kriegshunde zu haben, wurden eigene Zuchtanstalten unterhalten, die aber bald nicht mehr den nötigen Nachwuchs an Hunden liefern konnten. Deshalb ging man daran, an die patriotischen Gefühle der Hundebesitzer zu appellieren, ihre Hunde für den Kriegsdienst zur Verfügung zu stellen. Eigene „Stellungskommissionen“ zogen durch die Lande, um „Hundemusterungen“ durchzuführen. Die „tauglichen“ Hunde wurden in „Kriegshundekursen“ für ihren Einsatz an der Front ausgebildet. Wichtige Einsatzbereiche im Kriegsdienst waren Schutz- und Wachdienst, Suche und Gefangennahme von versteckten gegnerischen Soldaten und Minensuche. Die Armee der Sowjetunion bildete Hunde zur Sprengung deutscher Panzer aus. Dazu wurden die Hunde während der Ausbildung unter Panzern gefüttert. Vor ihrem Einsatz ließ man sie einige Tage hungern und schickte sie dann mit einem Sprengsatz auf dem Rücken, der durch einen dünnen Metallstab gezündet wurde, zu den feindlichen Panzern, um diese zu sprengen.
Mythos Sanitätshund
In den beiden Weltkriegen erreichten vor allem die Sanitätshunde einen gewissen Mythos, galt doch die Bergung verletzter Kameraden, oft unter Einsatz des eigenen Lebens, als besondere Heldentat. Schon vor 1900 wurden Hunde dazu ausgebildet, Verwundete aufzuspüren und den Sanitätssoldaten anzuzeigen. Anfangs wurden die Hunde zum Verbellen oder zum Bringen der Kappe des Verwundeten ausgebildet. Negative Erfahrungen, wie Aufmerksamkeit des Feindes erregen, bzw. Unsicherheit des Hundes, was den zu apportierenden Gegenstand betrifft, führten dazu , dass sich die Methode des „ Bringselverweisens“ immer mehr durchsetzte. Dazu wurde dem Hund am Halsband ein „Bringsel“ (z.B. ein Stück Leder) angebunden, das der Hund beim Fund eines Verletzten in den Fang nahm und damit zum Sanitätshundeführer zurückkehrte, um so den Fund anzuzeigen und den Sanitäter entweder an der langen Leine oder frei zum Verwundeten zu führen.
Die Meldehunde des 2. Weltkriegs
Die Leistungen der Meldehunde waren vor allem im 2. Weltkrieg immer wieder Gegenstand von Frontberichten und Veröffentlichungen der Kriegspropaganda. Die Hauptaufgabe der Meldehunde bestand darin, die Verbindung zwischen zwei Posten aufrechtzuerhalten. In erster Linie hatten sie militärische Meldungen, die sich in einer Kapsel am Hals des Hundes befanden, zu überbringen. Auch der Transport von Brieftauben, die sich in Körben am Geschirr des Hundes befanden, wurde immer wieder von Meldehunden ausgeführt. Bei der Verlegung von Kabeln für Fernsprechleitungen wurden so genannte Kabelhunde verwendet. Dabei wurde am Geschirr des Hundes das lose Ende des Telefonkabels befestigt. Während seines Laufes rollte der Hund das Kabel auf und legte somit die Leitung zur Gegenstelle. Grundsätzlich brauchte der Meldehund zwei Führer, zwischen denen er pendelte. In der Ausbildung wurde der Hund zuerst auf kurze Distanzen zwischen seinen beiden Führern hin und her gerufen. Allmählich wurde die Distanz vergrößert, sodass der Hund eine Strecke von einigen Kilometern sich einprägen und bewältigen konnte. Eine andere Methode war das Legen einer Geruchsfährte mittels Tropfkanne, die eine für den Hund angenehm riechende Flüssigkeit enthielt. Der Hund lernte hier die Meldestrecke durch die Arbeit mit der Nase. Von den Spitzenhunden wird berichtet, dass sie Meldestrecken bis zu acht oder gar zehn Kilometern bewältigten. Für den häufigen Einsatz von Meldehunden sprach sicherlich auch, dass sie ein wesentlich kleineres und beweglicheres Ziel für den Gegner boten als Menschen oder Fahrzeuge. Dass Meldehunde immer wieder das Ziel feindlichen Beschusses wurden und häufig umkamen, ist wohl verständlich und mit eine Ursache, dass viele Kriegshunde den Krieg nicht überlebten. Für den Einsatz in verseuchtem Gebiet wurde für die Hunde ein eigener Schutzanzug mit Gasmaske entwickelt. Ob die Hunde so ausgerüstet tatsächlich zum Einsatz kamen, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen.
Die Tatsache, dass in den mörderischen Weltkriegen viele Hunde auf dem „Feld der Ehre“ den „Heldentod“ starben, ist aber letztlich ein trauriges Kapitel in der Beziehungsgeschichte von Mensch und Hund.
>>> WUFF – INFORMATION
Sonderausstellung
Der Autor des Artikels, Anton Schoberwalter, leitet das Europäische Hundemuseum im Kloster Marienberg im Burgenland. Noch bis 26. Oktober 2003 findet dort die Sonderausstellung „Auf dem Feld der Ehre“ statt über Hunde im Kriegsdienst, von der Antike bis zur Gegenwart.
Info: Tel. +43 (0)2611/ 3248, Do-So 14-17 Uhr
www.kulturimkloster.at