Betroffene haben oft Probleme mit mehreren Tierarten
Innsbruck (APA) – Die Österreicher sind Tierliebhaber. In 40 Prozent aller Haushalte sind Hunde, Katzen und Kleintiere mit Fell anzutreffen. Doch bei rund 35 Prozent der Allergiker in Österreich stellen Allergien gegen ihre Mitbewohner – nach Pollen – die zweithäufigste Form derartiger gesundheitlicher Probleme dar, hieß es jetzt bei der Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie in Innsbruck.
Das Einfachste wäre die Allergenvermeidung, also ein Leben ohne Tiere. Das Ausweichen auf andere Tierarten ist bei weitem nicht immer möglich. „Oft liegt auch nicht nur eine Tier(haar)allergie vor, sondern eine gegen zwei oder mehrere Tierarten bzw. deren Allergene“, sagte Wolfgang Hemmer vom Floridsdorfer Allergiezentrum (Wien) aus Anlass der ÖPG-Tagung 5. bis 7. Oktober.
Die Häufigkeit von Tierhaarallergien ist groß: Sie betrifft rund 35 Prozent der Allergiker. Damit ist die Tierhaarallergie zwar seltener als die Pollenallergie, aber ähnliche häufig wie die Hausstaubmilbenallergie. „Am stärksten Allergien auslösend sind offenbar die Katzen. Sie sind die wichtigste Ursache für Haustierallergien und lösen oft auch Kreuzsensibilisierungen gegenüber anderen Tieren aus“, sagte Hemmer. Allergien, die durch Kontakt mit Hunden oder Pferden ausgelöst werden, wären häufig weniger stark ausgeprägt.
Gerade Menschen mit Haustierallergien haben ein Problem: Die zum Beispiel bei Pollen- oder auch bei Hausstaubmilbenallergien ursächlich wirkenden Immuntherapien („Allergieimpfung“) kommen bei Haustierallergien kaum zum Einsatz. Das liegt vor allem daran, dass eine Vermeidung des Kontakts mit den Allergenen ja (prinzipiell) möglich ist: durch Verzicht auf den Tierbesitz. Aber Tierfreunde mit Allergien wollen sich damit oft nicht abfinden und suchen nach einem Ausweg. „Ein Hund statt einer Katze vielleicht?“, kann dann die Frage lauten. Hemmer: „Und wir würden diese Frage gerne beantworten können.“
Die schlechte Nachricht: Das ist möglich, aber eher selten. Der Grund dafür, wie der Wiener Experte feststellte: „Etwa 50 Prozent der Tierhaarallergiker zeigen im Allergietest eine Sensibilisierung auf mehr als einer Tierart.“ So sind zwar 49 Prozent der Katzenhaarallergiker nur gegen die Katzenhaare sensibilisiert, 30 Prozent aber zusätzlich auch gegen ein anderes Tier. 21 Prozent sind sogar gegen mehrere Tierarten allergisch. Hingegen haben nur 13,4 Prozent der Hundehaarallergiker ausschließlich eine Sensibilisierung gegen Hundehaare, 48,4 Prozent von ihnen aber auch noch eine Sensibilisierung gegen eine weitere Tierart und 38,2 Prozent gleich gegen mehrere Tierarten.
Kompliziert wird die Situation dadurch, dass die verschiedenen Allergenfamilien oft bei mehreren Tierarten vorkommen, umgekehrt aber wiederum fast alle Tiere Allergene aus mehreren Allergenfamilien enthalten. Allergene aus der sogenannten Fel d 1-Familie (Uteroglobuline) gibt es von Katzen (Hauptallergen der Katze) und Hunden. Serumalbumine als potenzielle Allergene kommen wiederum bei Katzen, Hunden, Pferden und Kaninchen vor. Sogenannte Kreuzallergien sind hier häufig. Ähnliches gilt für die Lipocaline, die als große Allergenfamilie wiederum bei Katzen, Hunden, Pferden und Meerschweinchen vorkommen. Die sogenannten Latherine findet man wiederum als Allergene bei Pferd und Katze. Immunglobuline als Allergene gibt es bei allen Tierarten (Katze, Rind, Ratte).
Spezifische Antigene von männlichen Hunden sind sogenannte Argininesterasen (Allergen Can f 5). Hemmer: „Oftmals kommt es auch vor, dass man, wenn man einen Welpen bekommt, nicht allergisch auf ihn reagiert. Das heißt aber leider nicht, dass das so bleiben muss. Denn einige Allergene werden erst mit fortschreitendem Alter des Tieres ausgebildet.“ Wenn also ein auf sein bisheriges Haustier allergisch gewordener Tierfreund auf eine andere Tierart ausweichen will, ist eine – durch die Errungenschaften der modernen Molekularbiologie bereits mögliche – spezifische Testung angewiesen. Dabei wird möglichst genau bestimmt, auf welches bzw. welche Allergene der Betroffene reagiert.
Dann kann abgeschätzt werden, ob vielleicht doch der Besitz einer anderen Tierart möglich wäre. Ein Beispiel dafür: Ist ein Hundebesitzer ausschließlich gegen das Hundeallergen Can f 5 sensibilisiert, das aus der Prostata männlicher Hunde stammt, wäre vielleicht eine Hündin ein Ausweg.