Abenteuer Afrika mit Hund – Teil 11 – Rückkehr nach Deutschland

Von Astrid Macmillian

Das Ende und somit die Heimreise unserer langen Afrika-Reise ist gekommen. Der Landrover ist schon verschifft, und es geht zum Flughafen nach Karthum, um von dort den Flieger in die Heimat zu nehmen. In Deutschland angekommen, wird ungewohnt unbürokratisch ausgecheckt und Paule betritt erstmals deutschen Boden. Jetzt muss noch eine Wohnung gesucht werden, was sich mit Hund gar nicht so leicht gestaltet, und der Landy aus Griechenland geholt werden. Und – Paule bekommt einen zweibeinigen Mitbewohner …

Wir landen morgens um kurz nach sechs Uhr in Frankfurt. Schon vom Flugzeugfenster aus sieht alles draußen sauber und geordnet aus. Wir freuen uns, wieder nach Hause zu kommen. Wir verlassen die Maschine und schaffen es innerhalb weniger Minuten durch die Passkontrolle. Alle sind freundlich und höflich, niemand schreit uns an, alles verläuft reibungslos. Wir hatten auf unserer Reise schon fast vergessen, dass es auch so einfach sein kann. Auf dem Gepäckband laufen schon bald unsere Taschen im Kreis und wir machen uns auf den Weg in Richtung Ausgang. Der Zoll ist um diese Uhrzeit noch nicht besetzt.

„Wir haben alle Papiere und ­sollten offiziell mit Paule einreisen", meint Loyal, und so suchen wir nach dem Zollbüro. Dort sitzen schon ­einige Beamte, die uns interessiert an­schauen. „Wie kann ich Ihnen ­helfen?", meint einer lächelnd zu uns. Oh, diese Freundlichkeit! Einfach unglaublich! „Wir möchten gerne unseren Hund anmelden", sage ich und deute auf den Rucksack auf meinem Rücken. „Oh, der Veterinär ist noch gar nicht hier", erfahren wir. „Haben Sie denn alle Papiere?" „Natürlich!", Loyal schickt sich an, alle Kopien aus seiner Tasche zu ziehen. Schon telefoniert eine der Beamtinnen mit dem Veterinär: „Ja, der Hund sieht sehr gesund aus …", sagt sie. „Papiere sind alle vorhanden …", hören wir weiter. Wir sind fassungslos: Nicht nur, dass Paule immer noch im Rucksack sitzt und sich nicht gezeigt hat. Die Zöllner haben auch noch keinen Blick auf unsere Papiere geworfen! Lächelnd legt die Beamtin den Hörer auf und kommt zu uns. „Kein Problem! Sie ­können einreisen!" „Und bekommen wir irgendwelche offiziellen Zoll­papiere für ihn?", hake ich nach. „Nein, sowas haben wir hier nicht!", erfahren wir. Loyal und ich schauen uns ungläubig an: Das soll Deutschland sein? Kurz bevor wir das Büro wieder verlassen, fällt mir noch was ein: „Wollen Sie unseren Hund noch sehen? Er freut sich bestimmt, wenn er endlich aus dem Rucksack darf!" Ich lasse Paule ins Freie. Nun sind alle hin und weg: „Der ist ja süß!", meint einer der Beamten. Eine Zöllnerin fragt: „Kann ich den mal streicheln?" Wir sind glücklich und steuern mit Paule den Ausgang an.

Als Erstes gehe ich mit ihm auf den schmalen Grünstreifen vor dem Flughafen. Er muss sehr dringend. Immerhin hat er fast 9 Stunden durchgehalten, obwohl er wegen der Hitze im Sudan viel getrunken hat. Wir sind stolz auf ihn!

Eine Woche verbringen wir in Deutschland, bevor es weiter nach Griechenland geht, wo unser Landy angekommen ist. Unsere Reise über Osteuropa nach Deutschland birgt keine größeren Hindernisse mehr. Einzige Schwierigkeit ist, dass Hunde auf mehreren Campingplätzen nicht zugelassen sind. Wir fühlen uns an Südafrika erinnert.

Mitte August sind wir wieder in Karlsruhe und werden nun tatsächlich mit einem Problem konfrontiert: Es ist unmöglich, mit Hund eine Wohnung zu mieten. In den meisten Häusern ist die Tierhaltung generell verboten, in anderen sträuben sich die Vermieter, ihre Wohnung Hundehaltern zu überlassen. Wir können die Angst verstehen, da nicht alle Hunde gut erzogen sind und eventuell das Parkett oder die Türen zerkratzen könnten. ­Trotzdem haben wir nun ein echtes Problem. Glücklicherweise können wir in den ersten Wochen bei Freunden auf dem Land unterkommen, die selbst einen Hund haben. Aber das ist keine Dauerlösung. Schließlich haben wir Glück und finden eine Wohnung, die man kaufen kann. Wir schlagen zu und sind froh, ab November wieder ein festes Zuhause zu haben.

Für Paule ist es erst ungewohnt, nicht mehr ständig auf Achse zu sein. Vor allem, als wir den Landy verkaufen, wirkt er ein paar Tage orientierungslos. Vieles ist in Deutschland schwieriger als im Ausland. „Ihr müsst aufpassen, dass niemand die Polizei ruft, wenn ihr den Hund in der Sonne im Auto lasst", warnt uns meine Mutter. Wir verstehen ihre Sorgen, da hier ja kaum jemand ahnen wird, dass unser Hund die Hitze liebt und am ­liebsten bei 40 bis 50 Grad mitten in der Sonne liegt. „Wo ist die Steuermarke Ihres Hundes?", wird Loyal bei einem Gassigang von einer Politesse gefragt. „Wir haben sie schon beantragt, aber sie wurde uns noch nicht zugeschickt", antwortet Loyal wahrheitsgemäß. „Dann brauche ich jetzt Ihren Ausweis", hakt sie weiter nach. „Den habe ich nicht dabei, weil ich nur kurz mit dem Hund Gassi gehen wollte!" „Sie wissen schon, dass hier in Deutschland Ausweispflicht besteht?", sagt die Frau streng. Schließlich lässt sie Loyal und Paule mit einem ermahnenden „Nächstes Mal haben Sie bitte beides bei sich!" doch ziehen.

Häufig werden wir auf der Straße angesprochen: „Ist das der Hund, der in Afrika gereist ist?" wollen die Leute wissen. Da in der hiesigen Tageszeitung teilweise wöchentlich Artikel erschienen sind, sind wir bekannt. Paule ist richtig berühmt. Ein interessantes Erlebnis hat Loyal beim ersten Tierarztbesuch mit Paule. Im Warte­zimmer liegen mehrere Ausgaben von WUFF. Eine Dame liest gerade einen Artikel über unsere Reise. Sie sieht Paule, schaut in die Zeitschrift und dann wieder auf den Hund. Loyal beobachtet sie und muss lächeln. Auf der nächsten Seite ist in WUFF ein Bild von Paule mit Loyal abgebildet. Wieder schielt die Frau zu Loyal, versucht dies aber so diskret wie möglich zu tun. Während Loyal noch überlegt, ob er einfach sagen soll: „Ja, das sind wir!", wird er aufgerufen. Die Dame hört den Namen, blättert zurück, liest unseren Namen und schaut Loyal dann mit einem triumphierenden Blick direkt ins Gesicht. Bevor er oder sie jedoch etwas sagen kann, schließt die Tierarzthelferin die Tür des Behandlungszimmers.

Die Gewöhnung an die deutsche Kälte fällt Paule extrem schwer, wenngleich der diesjährige Winter ja sehr mild verlaufen ist. Trotz aller Vorbehalte gegen Hundekleidung kaufen wir ihm eine dicke Jacke, die er anfangs mit viel Stolz trägt. Mit der Zeit bekommt er ein dickeres Unterfell und friert nicht mehr so schnell. Am Ende tobt er sogar begeistert durch den Schnee. Wir sind froh, dass er sich doch ein­gelebt hat. Trotzdem freut er sich über jeden Sonnentag und liegt direkt am Fenster, sobald sich die Sonne auch nur minutenweise zeigt. Ein ­richtiger kleiner Sonnenanbeter.

Interessanterweise liebt er bis heute weiße Menschen und lehnt schwarze Leute ab, indem er sie anknurrt und seine Zähne zeigt. Das ist uns hier in Deutschland manchmal richtig peinlich. In Afrika haben das die Menschen viel eher verstanden, weil die Einheimischen die Hunde wenig liebevoll behandelt haben. Die Afrikaner selbst fanden die Weißen, die einen Hund streicheln und mit ins Haus nehmen, äußerst komisch. Hier in Deutschland werden solche „rassistischen Ver­haltensweisen" dagegen viel weniger toleriert. In den letzten Wochen und Monaten ist Paules Verhalten diesbezüglich glücklicherweise sehr viel besser geworden, was allerdings auch daran liegt, dass wir nur sehr wenigen Farbigen begegnen.

Bis heute sind Loyal und ich der Meinung, dass Paule das Beste ist, was uns auf unserer Afrikatour passiert ist. Wir haben es nie bereut, den kleinen Racker zu uns genommen zu haben, und hätten uns nie vorstellen können, ihn am Ende unserer Reise im Sudan zurückzulassen, wie viele andere ­Reisende es tun. Er ist ein Teil unserer kleinen Familie geworden!

Anmerkung der Redaktion: ­Demnächst wird es ein Buch geben, in dem alle Erlebnisse dieser spannenden Reise noch einmal ausführlich nach­gelesen werden können. WUFF wird das Buch vorstellen, sobald es erschienen ist.

Abenteuer Afrika in WUFF
Die Deutsche Astrid MacMillian träumt seit vielen Jahren davon, in einem Land Rover den afrikanischen Kontinent zu umrunden. Nun wird ihr Traum endlich wahr. Als Lehrerin beantragt sie ein sog. Sabbatjahr und macht sich zusammen mit ihrem Ehemann Loyal auf den Weg. Obwohl die beiden keine Afrika-Neulinge sind, machen sie ganz neue Erfahrungen, und obwohl sie keinen Hund mehr wollen, fällt ihnen in Afrika ein solcher in die Arme.

Auf der WUFF-Website www.wuff.eu können Sie alle vorangegangenen Teile mit dem Suchbegriff „Abenteuer Afrika" nachlesen.

Die bisherigen Teile:
■  WUFF 4/2013: Auf den Hund gekommen …
■  WUFF 5/2013: Aus Dog wird Paule
■  WUFF 6/2013: Guinea und Sierra Leone: ­Probleme mit Paule
■  WUFF 7-8/2013: Unterwegs in Ghana
■  WUFF 9/2013: Paule verhindert einen Überfall
■  WUFF 10/2013: Krisenstimmung in Kamerun
■  WUFF 11/2013: Killerinsekten und korrupte Beamte
■  WUFF 12/2013: Angola, Namibia und Südafrika
■  WUFF 2/2015: Ostafrika, Mosambik, Tansania, Sambia …
■  WUFF 3/2015: Abschied von Afrika

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