Abenteuer Afrika – Auf zu neuen Erlebnissen mit Kind und Hund

Von Astrid Macmillian

WUFF-Lesern ist die Deutsche, Astrid MacMillian und ihre Afrika-Reise bekannt. 2012 erfüllte sie sich mit ihrem Ehemann Loyal den langjährigen Traum , in einem Land Rover den afrikanischen Kontinent zu umrunden. Mittlerweile sind sie längst wieder zurück in der Heimat – mit ihnen ihr in Afrika adoptierter Hund Paule. Doch die Reiselust lässt sie nicht los, und so plant die Familie – gemeinsam mit Hund Paule und der kleinen Tochter Malaika neue Abenteuer. Es bleibt spannend …

"Wie geht es euch in­­zwischen in Deutschland? Wie läuft es mit Paule?", werden wir immer wieder gefragt. Seit zwei Jahren sind wir nun zurück, und seitdem hat sich Vieles in unserem Leben verändert. Im Juli 2014 sind wir Eltern eines kleinen Mädchens geworden. ­Malaika ist neben Paule nun die Vierte im MacMillian-Bunde. Paule war zu Beginn etwas unsicher, wie er mit dem kleinen oft schreienden und vor allem unruhigen neuen Familienmitglied umgehen sollte. Doch von Anfang an trat er sehr beschützend auf, und sobald Besuch unsere Wohnung betrat, wich er nicht mehr von ihrer Seite, beziehungsweise von ihrer Wiege. Inzwischen lässt er sich (manchmal) sogar bereitwillig von ihr „streicheln", wobei das eher ein „Fell-ausreißen-kleine-Finger-in-seine-Schnauze-stecken" ist. Wenn das passiert, schaut er uns jedes Mal mit einem Blick an, der zu sagen scheint: „Seht ihr, was die macht?"

Doch leider war nicht alles in den letzten zwei Jahren nur so positiv. Obwohl wir einen Hundetrainer um Rat ­fragten und mit Paule ein spezielles Training absolvierten, fraß (und frisst) er weiterhin alles, was er auf der Straße finden kann. Er hat sogar regelrechte „Herrchen-Ablenk-Manöver" entwickelt, um an die „Leckerbissen" zu kommen. Da wir in der Innenstadt wohnen und hier viel herumliegt, geht es Paule immer mal wieder schlecht. Im Sommer 2014 begann er dann plötzlich fast täglich zu brechen, manchmal sogar mehrmals am Tag. Dazu hatte er Durchfall. Zu Beginn schoben wir das auf etwas, das er auf der Straße gefunden haben musste. Nach zehn Tagen waren wir allerdings sehr be­unruhigt und machten uns auf den Weg zum Tierarzt. „Das ist bestimmt eine Lebensmittelunverträglichkeit", war die erste Diagnose, und wir stellten das Futter auf ein Spezialtrockenfutter um. Nach vier Wochen hatte sich die ­Situation allerdings nicht gebessert. Auf Anraten des Tierarztes kochten wir ihm nun frisches Pferdefleisch mit Kartoffel. Wieder hofften wir auf Besserung, die leider nicht eintrat. „Wir sollten eine Magen- und eine Darmspiegelung vornehmen, um zu sehen, was da los ist", meinte der Tierarzt nun auch zunehmend besorgt. Die kosten­intensive OP unter Vollnarkose nahm einen gesamten Tag in Anspruch. „Ihr Hund hat einen völlig vernarbten Magen. Das sieht nicht gut aus", erfuhren wir ein paar Tage später. „Das kann allerdings nicht die direkte Ursache für seinen Durchfall sein." Der Arzt vermutete vielmehr, dass Paule eine sehr seltene Immunschwächekrankheit hat. „In Afrika wäre Ihr Hund ohne eine spezielle Diät wahrscheinlich schon längst gestorben." Wir mussten schlucken. Bisher hatten wir Aussagen zu unserem „aus Afrika geretteten Hund" immer lachend abgewehrt, denn er war kein Straßenhund und wir hatten nicht das Gefühl, dass wir ihn gerettet hätten. Die Aussage des Arztes stimmte uns nun nachdenklich. Wir gaben ihm nun Medikamente und versuchten es mit einem neuen (wieder Trocken-) Futter. Langsam wurde sein Stuhlgang fester und wir jubelten. Nach einigen Wochen setzten wir das Medikament langsam ab und siehe da, Paule blieb „gesund" und begann nicht erneut zu brechen. Nun passen wir noch ­genauer auf, dass er auf Gassigängen nichts Fressbares findet.

Im Gegensatz zu Zuchthunden, von denen in unserer Wohngegend ­viele ausgeführt werden und die Paule ­weitestgehend ignoriert, wenn nicht gar nicht mag, spielt er gerne mit ehemaligen Straßenhunden aus ­Spanien oder anderen Ländern. Anfangs hielten wir das für einen Zufall, in­zwischen merken wir aber, dass er Mischlingshunde mit „Straßenhintergrund" generell mag und gerne mit ihnen spielt. Wir beobachten, dass sie häufig „anders" spielen als die anderen Hunde hier. Härter, direkter und lauter.

Paule schlägt Einbrecher in die Flucht
Im Herbst 2014 hörte ich an einem Sonntagabend gegen 22 Uhr plötzlich Geräusche in unserem Wohnungsflur. Ich wies Loyal darauf hin, der meine Aussage mit einem Lächeln abtat. „Ach, du hast bestimmt Angst, weil der Tatort eben so grausam war." Ich wollte mich nicht beirren lassen und stand auf, um nachzusehen. In diesem Moment stellte Paule seine Ohren auf und begann zu knurren. Nun wurde auch Loyal mulmig zumute. Er drückte mir Malaika auf den Arm, die an seiner Schulter eingeschlafen war. In diesem Moment begann Paule laut zu bellen und lief gemeinsam mit Loyal in unseren Wohnungsflur. Wir hörten nur noch mehrere Personen im Treppenhaus flüchten. Unsere Wohnungstür stand weit offen. Welch Schreck. „Wie gut, dass wir den Paule haben", meinte Loyal später zu mir, „Er verjagt ­wirklich jeden Einbrecher!"

Reisen mit Paule
Mit der Transsibirischen Eisenbahn von St. Petersburg bis in die ­Mongolei – wenn nicht gar nach Peking – das war ein Traum, den ich jetzt in der Elternzeit – mit Baby und Hund – ­realisieren wollte. Ich recherchierte viel, fand heraus, dass eine Hundemitnahme auf der Transsib durchaus möglich wäre. Einzige Voraussetzung war die Buchung eines kompletten Abteils in der zweiten Klasse. Ich informierte mich über Unterkunftsmöglichkeiten bei Einheimischen in St. Petersburg, über die Fährfahrt nach Olchon, einer Insel auf dem ­Baikalsee, wo wir einige Tage verbringen wollten, und über das Leben mit Hund in einer mongolischen ­Jurte. Alles schien mit unserem Paule möglich. Nur die Hin- und Rückfahrt machten in der Organisation Schwierigkeiten. Wir wollten mit unserem Vierbeiner nicht fliegen und deshalb irgendwie auf dem Landweg nach Russland gelangen. Der „einfachste" Weg über die Ukraine ist seit den politischen Unruhen ­abgeschnitten. Die Strecke über Weißrussland ist mit Hund unsicher. Bleibt allein die Fährüberfahrt über die Ostsee. Wir beschlossen, von Lübeck nach St. Petersburg überzusetzen, und begannen mit der Feinplanung und der Buchung der Zugtickets. Dann erreichte uns im Frühjahr die erschreckende Nachricht: Der Personenverkehr zwischen Lübeck und St. Petersburg wurde komplett eingestellt. Unsere einzige Möglichkeit, Paule auf dem Landweg nach Russland zu bringen. Aus der Traum von einer gemeinsamen Reise mit der Transsib.

Ich begann nach Alternativen zu suchen und stellte fest, dass das ­Reisen innerhalb Europas mit Hund gar nicht so einfach war. Auf vielen ­Campingplätzen sind Hunde nicht erlaubt, an der Nordsee sind nur sehr kleine Strandabschnitte für Hunde freigegeben, wie wir auf einer ­Reise im Jahr 2014 festgestellt hatten. Flugreisen schieden aus, längere Autofahrten aber auch, weil Malaika nach wenigen Stunden mit lautem Brüllen ihren Unmut bekannt gibt. Im Schwarzwald war fast alles ausgebucht, im Elsass auch. Das hieß, wir mussten etwas anderes – weiter entferntes – für uns finden.

Ich suchte auf der Karte und fand …
Polen. Ein Land mit Stränden, ­schönen Städten und Bergen. Ende Juni ging´s mit Kind und Kegel im Auto los, erst nach Berlin zu Freunden, danach ­weiter auf die Halbinsel Hel, von dort über Lodz nach Krakau und zu guter Letzt ins Riesengebirge. Polen scheint das Hundeparadies schlechthin. Auf Hel gibt es kilometerlange breite Sandstrände ohne ein „Hunde verboten"-Schild. In Hotels in den Städten sind Hunde überaus willkommen und ­kosten oft nicht einmal etwas zusätzlich. In Restaurants wird erst Paule von den Bedienungen mit ­frischem Wasser versorgt, bevor wir die ­Speisekarte erhalten. Im Hotelzimmer erleben wir es, dass der Zimmer­service Handtücher in Paules Korb legt, damit dieser noch weicher schlafen kann. Wir sind überrascht und glücklich zugleich. Wir haben eine tolle Zeit zu viert! Ich kann jedem Hundehalter nur raten, nach Polen zu fahren.

Auf der WUFF-Website www.wuff.eu können Sie alle ­vorangegangenen ­Teile unter dem Suchbegriff ­„Abenteuer Afrika" nachlesen.

Lesetipp
Das Buchprojekt zur Reise
von Astrid MacMillian

Die Artikel für WUFF und für die ­Badischen Neuesten Nachrichten ­hatten mich schon während der langen Reise motiviert, regelmäßig unsere Erlebnisse schriftlich festzuhalten. Im Internet veröffentlichte ich auf unserer Homepage einen Blog, der vor allem für alle daheimgebliebenen Freunde und meine Familie gedacht war, die jederzeit gerne wissen wollten, wo wir uns befanden und wie es uns so ging. Zurück in Deutschland sprachen uns immer wieder Menschen auf unsere Erfahrungen und Abenteuer während der einjährigen Afrikaumrundung an. So hatte ich die Idee, vieles weiter schriftlich auszuformulieren und ein Buch über die Afrikatour zu schreiben. Das war schwieriger, als ich anfangs gedacht hatte und neben der Betreuung meiner Tochter auch nicht immer so leicht. Mit der großen Unterstützung meines Mannes Loyal bin ich nun stolz, es geschafft zu haben. Im September erscheint unsere Afrikastory in zwei Bänden „Afrika fernab erlebt" bei „Der Kleine Buchverlag".

Band 1 – Afrika fernab erlebt
ca. 384 Seiten, ca. 50 Farbfotos
ISBN 978-3-7650-8903-9
Preis: 17,90

Band 2 – Afrika fernab erlebt
ca. 320 Seiten, ca. 50 Farbfotos
ISBN 978-3-7650-8905-3
Preis: 17,90

Beide Bücher erscheinen im September 2015www.derkleinebuchverlag.de

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