Problem Starkes „Markier­verhalten“

Von Yvonne Adler

Die Kolumne zum Thema „Alltagsprobleme mit dem Hund". ­WUFF-Autorin Yvonne Adler, Tierpsychologin, akademisch ge­prüfte Kynologin und Hundetrainerin, beantwortet Ihre ­Fragen. ­Schicken Sie uns Ihr Alltagsproblem mit Ihrem Hund, kurz ­formuliert und mit 1 bis 2 Bildern. In dieser Ausgabe geht es um die Sorge einer Hundehalterin wegen des häufigen ­„Markierens" ihres Chihuahua-Rüden.

Liebe Frau Adler!
Ich bitte Sie um Hilfe bezüglich meines 4,5 Jahre alten Chihuahua-Rüden. Er hat im vierten Monat begonnen, die ganze Wohnung zu markieren. Ich habe bereits viele Dinge probiert: ich habe ihn zur Strafe ins Badezimmer gesperrt und ich habe die Markierungen mit Spray gereinigt. Leider nutzen alle diese Dinge nichts. Er markiert weiterhin alle 5 Minuten sein Bett, obwohl wir alle 2 Stunden Gassi gehen. Ich bin total hilflos und traurig, deshalb bitte ich Sie um Ratschläge. Maria

Liebe Maria!
Aus Ihrer Beschreibung schließe ich, dass Ihr Hund dieses Verhalten bereits im Alter von vier Monaten gezeigt hat. Ein derart junger Hund markiert jedoch in den seltensten Fällen. Dieses Verhalten wird im Normalfall erst mit der Pubertät ausgelöst. Bevor man deshalb nach anderen Lösungen sucht, sollte der Tierarzt mögliche medizinische Ursachen abklären. Aus Erfahrung kann ich Ihnen sagen, dass bspw. inkontinente Hunde keinesfalls „markieren", sondern einfach Urin verlieren. Auch spielen Hormone eine wichtige Rolle (Kastration?), und viele andere medizinische Probleme können die Ursache für dieses Urinieren sein.

Wenn Krankheiten vom Tierarzt ausgeschlossen wurden, sollten Sie vermehrt darauf achten, ob Ihr Hund sich beim Spaziergang wirklich löst. Sehr aufgeregte Hunde kommen zum Beispiel außerhalb des Hauses nicht zum Urinieren. Umweltreize lenken sie so ab, dass sie sich erst im ruhigen und sicheren Zuhause lösen können. In diesem Fall sind Strafmaßnahmen sehr kontraproduktiv, da dies den Hund nur noch unsicherer macht und den Stress erhöht.

Um dieses Problem zu lösen, sollten Sie versuchen mit Ihrem Hund immer nur die gleiche Runde zu gehen. Im besten Fall sollten Sie eine ruhige Stelle suchen, wo Ihr Chihuahua ausgiebig schnüffeln und sich entspannt lösen kann. Diese Spazierrunde sollten Sie ca. 10 Tage beibehalten, denn dies gibt Ihrem Hund Sicherheit und baut zudem Stress ab, was ebenfalls zu vermehrtem Urinieren führen kann.

Danach erweitert man diese bekannte Runde immer um ein neues Stückchen. Zusätzlich sollten Sie unbedingt Ihre Körperspannung und Ihre Emotionen überprüfen und wie Sie mit Ihrem Hund interagieren. Wenn eine angespannte Atmosphäre bei Ihnen im Zuhause herrscht, kann dieser Stress das unerwünschte Verhalten noch öfter hervorrufen.

Zeichen eines Markierverhaltens
Falls gesundheitliche und stressbedingte Ursachen ausgeschlossen wurden, können Sie durch folgende Fragen feststellen, ob es sich tatsächlich um Markierverhalten handelt: Ist Ihr Chihuahua körperlich angespannt in der Wohnung unterwegs? Sucht er gezielt eine bestimmte Stelle aus und beschnüffelt diese intensiv? Uriniert er ganz kurz und nur mit ein paar Tröpfchen? Folgt danach vielleicht auch ein „Scharren" mit den Pfoten? Wenn Sie diese Fragen mit ja beantworten, dann könnte es sich tatsächlich um Markierverhalten handeln.

Hier stellt sich nun die Frage, ob es in Ihrem Heim noch einen zusätzlichen Hund gibt bzw. ob öfter andere Hunde zu Besuch kommen. Es könnte sein, dass der „Gasthund" eine Stelle markiert und/oder es nach dem anderen Hund riecht und Ihr Chihuahua nur auf dieses Verhalten und den Geruch reagiert, indem er ebenfalls markiert. Außerdem sollten Sie keine essig­basierten Reinigungs- oder Waschmittel verwenden, da dieser Duft dem Hunde­urin sehr ähnlich ist und auch zu Markierverhalten führen kann.

Ich hoffe, meine Ratschläge waren hilfreich, und wünsche Ihnen bald ein ruhiges und entspanntes Familien­leben.

Ihre Yvonne Adler

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