Cesar Millan – Phänomen oder Polarisieren als Mittel zum Zweck?

Von Thomas Riepe

 

Im amerikanischen Fernsehen schon seit mehreren Jahren bekannt und bei uns seit einiger Zeit mit steigendem Bekanntheitsgrad: Der „Hundeflüsterer“ Cesar Millan, der aufgrund seiner Methoden mit Hunden zu arbeiten stark polarisiert und die Welt der Hundehalter in zwei Lager spaltet. Hundepsychologe Thomas Riepe unternimmt den spannenden Versuch einer Annäherung an einen sehr umstrittenen Hundetrainer und dessen Methoden, aus der Sicht der Verhaltensbiologie, des Medienverhaltens und der Sozialpsychologie.

Im Folgenden werden einige Aspekte des Phänomens Cesar Millan beleuchtet, die einen Ansatz liefern können, warum dieser Mann so viele Menschen in seinen Bann zieht, aber warum er auch mindestens genauso viele entschiedene Gegner hat. Grundlagen für diese sachliche Auseinandersetzung sind unterschiedliche Aspekte, die zusammengenommen Erklärungsansätze liefern können. Bei den Aspekten handelt es sich unter anderem um verhaltensbiologische Betrachtungen einiger Ausschnitte aus der Arbeit des Cesar Millan, aus Informationen rund um das Medium Fernsehen und um sozialpsychologische Aspekte, die man bei solchen Phänomenen nicht außer Acht lassen sollte – wahrscheinlich sind sie sogar der wichtigste Aspekt!

VERHALTENSBIOLOGIE

Doch beginnen wir einmal mit der Arbeit des Hundeflüsterers, so wie sie jeder im TV oder auf Videoportalen im Internet sehen und verfolgen kann. Ich möchte einmal zwei Beispiele herausnehmen – zum einen, weil diese Ausschnitte genauso dazu geeignet sind zu polarisieren wie der ­Darsteller an sich, zum anderen kann man anhand dieser Sequenzen sehr gut und genau erklären, was dort passiert, und vor allem wie der jeweilige Hund die ­Situationen erleben muss.

Körpersprache und Bedrohung
Im ersten Beispiel hat Cesar Millan es mit einem futteraggressiven Hund zu tun. Millan setzt dem Hund einen Futternapf vor und starrt ihn dabei an (unablässiges Anstarren wird von Hunden als Bedrohung wahrgenommen). Der Hund blinzelt dabei und schaut weg, was ein deutliches Zeichen von Unsicherheit ist, aber auch ein körpersprachliches Mittel, die Situation nicht weiter eskalieren zu lassen. Der Hund beginnt dann zu fressen. Millan fixiert den Hund immer noch mit seinem Blick und rückt näher an den fressenden Hund. Der Hund beginnt schneller zu fressen, weil für ihn Millans bedrohliche Annäherung bedeutet, er könnte ihm seine Nahrung, etwas existenziell Wichtiges, streitig machen. Millan geht immer näher an den sichtlich schneller fressenden und nervösen Hund heran.

Der Hund startet dann, aufgrund der Bedrohung, die für ihn von dem Verhalten Millans ausgeht, ein Abwehrschnappen in Richtung der Hand von Millan, beißt aber nicht zu. Es ist dieses Verhalten eine deutliche Warnung des Hundes, die besagen soll, dass Millan diese Bedrohung nicht weiterführen soll. Darauf schlägt ­Millan dem Hund vor den Hals, worauf dieser zurückweicht. Er weicht immer weiter zurück, leckt sich dabei die Schnauze, wendet den Blick ab – sagt damit klipp und klar, „okay, Du kannst den Napf haben, ich bin nicht auf eine ernsthafte Konfrontation aus“.

Man kann sich an dieser Stelle jetzt streiten, ob diese Methode sinnvoll ist, einem Hund einen Futternapf wegzunehmen, und man könnte die Gefahren und die Nebenwirkungen einräumen. Allerdings ist es hier so, dass Millan in dieser Situation sein Ziel erreicht hat. Der Hund gibt den Napf frei, weicht zurück und verhält sich demütig. Millan fixiert den Hund aber weiter, bewegt sich weiter auf den sich abwendenden Hund zu und greift mit seiner Hand noch in die Richtung des Hundekopfes. Worauf der Hund aus der beschwichtigenden Körperhaltung in eine sogenannte „defensive Drohung“ übergeht (Rute niedrig, Ohren angelegt, abgesenktes Hinterteil, und die Zähne mit einem langen Schnauzenspalt gezeigt), welche eindeutig bedeutet, dass der Hund immer noch keine Auseinandersetzung sucht, aber auch bereit ist, sich im Notfall zu verteidigen.

Daraufhin fängt der Hund an sich die Nase selbst zu lecken und schnell mit den Augen zu blinzeln, was ­bedeutet, dass der Hund förmlich darum ­bittet, in Ruhe gelassen zu werden. Aber Millan fixiert weiter und kommt dem Hund sogar noch näher. Dann, nach einer ganzen Weile der für den Hund bedrohlichen Fixierung mit den Augen und des körperlichen Bedrängens, lässt Millan ab und bewegt sich etwas zurück. Der Hund legt sich erschöpft hin, ist aber immer noch aufgrund der vorangegangenen ­Bedrohungssituation sehr angespannt. Das Stress­system des Tieres befindet sich immer noch im Alarmzustand und ist in einem „Verteidigungsmodus“. In der Situation versucht Millan dem Hundehalter nun zu erläutern, dass der Hund entspannt ist, und möchte den Hund am Kopf streicheln – mit der Hand, mit der er den Hund zuvor bedroht, ja einmal sogar an den Hals geschlagen hat. In dem Moment beißt der Hund in die Hand …

Therapierte Hunde schreckhaft und unterwürfig
Später kann man dann diesen Hund sehen, wobei er nach diesem Vorfall nach mehreren Trainingseinheiten als therapiert gilt. Dort sieht man mehrere Hunde, die vermeintlich friedlich ohne Futteraggression auskommen. Sehr auffällig ist aber für das geübte Auge, dass alle dort gezeigten Hunde schreckhaft auf die Handbewegungen von Cesar Millan reagieren und sämtliche Hunde deutliche Symptome von Stress und auch Unterwerfung zeigen (Schütteln, sich die Schnauze lecken, Rutenhaltung). Zudem wird der Hund, der Millan gebissen hatte, in der Situation mit einem Würgehalsband „geführt“. Unübersehbar sieht man „funktionierende“ Hunde, die stark gestresst und demütig sind – auch wenn Millan zwischendrin mit einer Spielandeutung, die durch Händefuchteln auch wieder stressend wirkt, versucht, die Hunde zu entspannen. Worauf mit Schütteln reagiert wird, einem sicheren Zeichen, dass noch mehr Spannung aufgebaut wurde, die kompensiert werden muss.

Arbeit mit Strom
Ein weiteres Beispiel ist ein Fall, wo Herr Millan dabei helfen soll, einen Hund und eine Katze zu vergesellschaften. Dort wird mit einem Elektro­halsband gearbeitet. Cesar Millan trägt versteckt in seiner Hand das Auslösegerät und verpasst dem Hund sehr häufig Elektroschocks. Millan möchte den Hund anscheinend einschüchtern und verunsichern, was ihm auch gelingt. Immer, wenn er das Elektroschockgerät betätigt, stößt er einen „Schschsch-Laut“ aus. So möchte er dem Zuschauer vermitteln, dass allein er als Person mit seiner Lautgebung den Hund beeinflusst. Dass gleichzeitig mit dem Zischen ein schmerzhafter Stromschlag beim Hund ankommt, wird dem Zuschauer verheimlicht.

Der Hund wird jetzt mit der Katze vergesellschaftet, indem der „Hundeflüsterer“ dem Hund negative Erfahrungen beschert, wenn dieser auch nur in Richtung Katze schaut. Ergebnis dieses Trainings ist, dass der Hund am Ende panische Angst vor der Katze hat – er einen sehr hohen Stress­level erreicht. Er reagiert schon beim Anblick der Katze panisch. Der Hund möchte nur irgendwie weg, weg von dem Ort, weg von der Katze, weg von dem „Hundeflüsterer“.

Vergessen sollte man an dieser ­Stelle aber auch die Katze nicht. Dieses „Training“ ist natürlich auch für die Katze beängstigend, weil die Konfrontation mit dem Hund, ohne Möglichkeit zur Flucht (!), auch für sie absolut beängstigend und stressig ist.

Stärker ist allerdings die ­nachhaltige Wirkung dieser Behandlung beim Hund. Durch die Verknüpfung, die dadurch in seinem Gehirn entstanden ist, verbindet er Katzen mit Schmerz. So etwas führt oft so weit, dass der Hund schon Schmerz empfindet, wenn er eine Katze auch nur sieht!

Extrembeispiele oder Regel?
Warum gerade diese beiden ­Beispiele, mag sich vielleicht jetzt mancher fragen. „Das sind doch Extreme“, und anhand von Videos kann man die Arbeit des Mannes doch nicht beurteilen. Das ist auch schon eine Standard-Argumentation der Millan-Fans. Das stimmt, muss ich da sagen, es gibt genügend Videos, die aus einem Kontext herausgerissen werden und tatsächliche Vorkommnisse nur in Ausschnitten zeigen. Ich habe mir allerdings nicht nur diese Ausschnitte angesehen, sondern sehr viele Sendungen. Sehr viele Stunden habe ich geopfert, um mir ein umfassendes Bild der Arbeitsweise dieses Mannes zu machen – im TV. Was das allerdings bedeutet, darauf werden wir später noch zu sprechen kommen. Man kann aber definitiv nicht behaupten, meine verhaltensbiologische Beurteilung würde sich auf wenige Filmschnipsel oder Videosequenzen berufen. Die genannten Beispiele sind aber symp­tomatisch für die Methode, mit der dort gearbeitet wird. Und sie zeigen auch deutlich, auf wie viele „Kleinigkeiten“ in der Körpersprache und Kommunikation man achten muss und auch achten können muss, um sich an eine fundierte Beurteilung heran­wagen zu können.

Millan: Angst und Einschüchterung
Cesar Millan arbeitet sehr oft mit Würgehalsbändern. Zum Beispiel auch mit diesen „doppelten“ Halsbändern, von denen ein Teil sehr hoch am Hals, kurz unter dem Kopf, angesetzt ist. In dem oberen Teil ist eine dünne Schnur eingearbeitet, die eine würgende Funktion hat. Also, es wird mit Würgehalsbändern, Bedrohungen und vielen anderen Einschüchterungsmethoden gearbeitet, was dem unbedarften Hundehalter oft nicht einmal auffällt. Genauso wie die feine Körpersprache von vielen nicht erkannt wird. Sachlich und neutral betrachtet arbeitet Millan mit Angst, Einschüchterung und daraus resultierendem Meideverhalten der Hunde. Das ist nicht neu, so wurden z.B. „Jagdgebrauchshunde“ schon vor langer Zeit ausgebildet. Ich möchte hier gar nicht näher da­rauf eingehen, dass es viele andere Möglichkeiten gibt, Hundeverhalten zu beeinflussen, und dass man einen Hund nicht darauf reduzieren sollte, ihn nur über Verbote und ­Abbrüche an die menschliche Gesellschaft an­passen zu wollen.

Wir können aber festhalten, dass die Methode des Herrn Millan aus verhaltensbiologischer Sicht weder neu noch revolutionär ist. Sie ist allerdings durchaus effektiv, wenn man nach­teilige Folgen für die Unterdrückten und auch deren Gefühle nicht berücksichtigt.

FERNSEHEN

Ein weiterer Aspekt, wenn man das Phänomen Millan begreifen möchte, ist natürlich das Medium, über das seine Arbeit vermarket wird. Das Fernsehen. Auch dazu möchte ich einiges erklären, was dem Zuschauer oft verborgen bleibt.

Kamerateams und Geräte im Revier
Eigentlich muss man sich nur einmal vor Augen führen, wie Fernsehsendungen überhaupt gemacht werden. Stellen Sie sich dazu einmal vor, ein Hund hat, aus welchen Gründen auch immer, ein territoriales Problem. Er mag also nicht, wenn einzelne fremde Personen in sein Territorium, z.B. ins Haus kommen. Jetzt rückt ein Kamerateam an. Nein, nicht nur ein Team. Bei solchen Produktionen sind es meist zwei bis drei Teams. Ein einzelnes Team besteht meist aus einem Kameramann, einem Redakteur und einem Ton- und Lichttechniker. Mindestens besteht ein Team also aus drei Menschen plus Gastgeber, hier Millan. Bei weiteren Kamerateams kommen zusätzlich pro Kamera ein bis zwei Menschen hinzu. D.h. zu diesen Fernsehaufnahmen kommen immer 6 bis 7 Menschen, mit ­großen Kameras, ­Stativen und teilweise sogar Kamerakränen, um die heute beliebten Schwenkaufnahmen zu liefern. Das Ganze plus Ton-Angel, Licht und Kabeln. Und alles positioniert sich um den Hund herum, der ja gar nicht weiß, was das bedeutet. Eigentlich muss man kein Experte sein, um zu verstehen, dass das für einen Hund als außergewöhnliches Ereignis, als Bedrohung, als purer Stress mit Ängsten um Revier und Leben verbunden sein muss. Allein vom Dreh sind Hunde also in einen absoluten Stresszustand, in Alarm versetzt. Dass diese dadurch oft überdurchschnittlich aggressiv reagieren, sollte nun keine Über­raschung sein!

Stress pur
Hunde, die nach vorne gehen, um diese absolute Ausnahmesituation zu bewältigen, werden dann oft von Herrn Millan gekickt und auf den Boden gedrückt – wie schon ­vorher beschrieben. Das kommt für die Kamera hervorragend rüber. Ob der Hund dabei beschwichtigt, oder wie er sich fühlt, wie er die bedrohliche Situation einschätzt, all das wird dabei vollkommen außer Acht gelassen.

Es gibt aber auch noch andere ­Hunde, nämlich diejenigen, die in einer ­solchen Situation als Strategie nicht den Gang nach vorne suchen, sondern die davor flüchten möchten. Doch das wird ihnen verwehrt!

Also, die Situation eines Drehs ist vollkommen unnatürlich für den Hund. Es stresst und ängstigt praktisch jeden Hund, nur jeder Hund versucht den Stress anders zu bewältigen. Und wir sprechen hier nicht von Stress in einem Ausmaß, wie er zum normalen Leben gehört. In den Augen des Hundes geht es hier um eine existenzielle Bedrohung. Sicher zeigen einige der in den Sendungen vorgeführten Hunde auch im normalen Leben ein Problemverhalten. Aber ob das in der Kamera­situation realistisch gezeigt wird, bleibt fraglich. Und, was bei Fernsehdrehs dieser Art Gang und Gäbe ist, das „gewünschte“ Problemverhalten wird oft kameratauglich provoziert.

Hat man z.B. einen leinenaggressiven Hund und zeigt er dieses Verhalten nicht vor der Kamera, wird er so ­lange „motiviert“, bis er das Verhalten dann kameratauglich zeigt. Wenn man also weiß, wie etwas hinter der ­Kamera funktioniert und fernsehtauglich aufbereitet wird, mutet es schon merkwürdig an, wenn immer Millan-Kritikern vorgeworfen wird, sie sollten Hundeverhalten nicht anhand von Videosequenzen beurteilen, sondern sich die ganzen Sendungen ansehen. Diese Sendungen sind Hollywood, sie sind gestellt, das Verhalten wird provoziert. Was man mit geübtem Auge aber erkennen kann, ist das Stress- und Kommunikationsverhalten des Hundes, und das ist unverfälscht!

Kameratauglich in Szene setzen
Kommen wir im Zusammenhang mit der Art und Weise, wie etwas für das Fernsehen „vorbereitet“ wird, noch einmal zurück auf den zu Beginn des Artikels beschriebenen Fall des Hundes mit der Futteraggression, dem Ver­teidigen des Futters am Napf.

Cesar Millan beschreitet dort den Weg des Bedrängens, des Bedrohens, des Durchsetzens um jeden Preis. Wie bereits erläutert stoppt er das Bedrängen auch nicht, als der Hund schon längst dabei ist, sich zurückzuziehen und nur um Frieden bittet. So provoziert Millan, dass der Hund knurrt, die Zähne zeigt – kurzum, es ist Action da, es sieht wieder einmal so aus, dass man es für „spannende“ Fernseh­unterhaltung nutzen kann. Es scheint dabei egal zu sein, was der Hund körpersprachlich „dazu sagt“, was er fühlt. Action für den TV-Konsumenten ist augenscheinlich das, was zählt.

Unspektakuläre Lösungen im ­realen Leben
Bleiben wir noch bei dem futter­aggressiven Hund, weil Millan-Fans oft behaupten, dass die im TV gezeigten besonders schwierigen Fälle (von ­Millan „Red-Zone-Hunde“ genannt) von anderen Trainern nicht gelöst werden könnten, weil sich da auch ­niemand herantrauen würde. Nun, solch einen Hund wie den genannten habe ich persönlich ca. einmal pro Woche in meinem Berufsleben. Dort wird dann mit dem Besitzer zusammen geübt, dem Hund ein Alternativan­gebot zum Napffutter zu machen. Ihm z.B. als Tausch ein besonders leckeres Stück Käse oder Wurst zu reichen. Das Ganze wird mit speziellen Wörtern verbunden und so lange geübt, bis der Hund, wenn nötig, dann schon sogar auf die eingeübten Wörter (z.B. „Gib es mir“ oder „Lass los“ etc.) so reagiert, dass er vom Futter ablässt, weil er etwas Besseres erwartet. Das muss man natürlich entsprechend einüben, ist aber wirklich keine große Sache. Bei Hunden, die ihre Nahrung so verteidigen, wie im eingangs beschriebenen Beispiel, habe ich praktisch zu 100% Erfolg mit der Tauschmethode. Und, man darf es fast gar nicht sagen, als Therapeut brauche ich dafür ­vielleicht zwei Sitzungen beim Hund und ­seinem Halter. Es ist also vollkommen un­spektakulär. Und darum ist es auch nicht tauglich für die Kamera …

Fazit
Wenn man also die Aspekte der Verhaltensbiologie (Unterdrückung als altes und heute überholt geltendes Mittel), des Mediums Fernsehen und der Sozialpsychologie nüchtern anschaut, kann man sich das Phänomen Cesar Millan durchaus sachlich erklären. Ich persönlich habe, bei aller Sachlichkeit, allerdings immer ein sehr schlechtes Gefühl, wenn ich an die Hunde denke …

Zusätzlich zu den nüchternen Analysen polarisiert die Figur Cesar Millan in seiner extremen Erziehungsmethode wohl bewusst, weil nur über polarisierende Menschen viel berichtet wird – positiv wie negativ. Sie sind auf jeden Fall in aller Munde. Dann garniere man das Ganze mit pseudowissenschaftlichen Schlagworten (z.B. „Red Zone“), streue etwas Esoterik (z.B. „Energien“) ein und bediene sich zudem der emotional bewährten Geschichte „vom Tellerwäscher zum Millionär“. Hier vom armen mexikanischen Jungen zum Hundeflüsterer in Hollywood. Schon sind die Grundlagen für eine medial gut zu vermarktende Karriere gegeben. Nicht immer in dem Ausmaß wie bei Herrn Millan, aber die Grundzusammensetzung dafür ist vorhanden.

Es lässt sich also durchaus sagen, dass dieses Polarisieren ein Mittel zum Zweck ist – zum wirtschaftlichen Zweck! Ob es auch wirklich darum geht, ernsthaft Menschen oder gar Hunden zu helfen, bleibt fragwürdig. Würde man die Tiere dann unnötig stressen und deren Signale ­komplett übersehen (bewusst oder aus Un­wissenheit)? Und nur auf kamerataugliche Action setzen?

Ich persönlich wünsche mir, dass ­Hundehalter mehr auf ihre Hunde, deren Empfindungen und Signale achten und auch mal selber denken, anstatt sich an Hollywoodproduk­tionen zu orientieren, die nicht ernsthaft real sind. In der Hundeerziehung gibt es, wie eingangs schon erwähnt, kein eindeutiges „Gut“ oder „Böse“, keine eindeutigen Wahrheiten und auch ­keine einheitlichen Moral­vorstellungen. Trotzdem sollte man bei der ­Einschätzung eines medialen Phänomens darauf hinweisen, dass sich Wahrheiten vor und hinter dem Bildschirm ebenfalls deutlich unterscheiden!

 

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