Ein Welpe kommt ins Haus: – Über die erste Erziehung und Welpengruppen

Von Yvonne Adler

Die Kolumne zum Thema „Alltagsprobleme mit dem Hund". Tierpsychologin, ­Hundetrainerin und WUFF-Autorin Yvonne Adler beantwortet Ihre Fragen. Schicken Sie uns Ihr ­Alltagsproblem mit Ihrem Hund — kurz formuliert und mit 1-2 Fotos. In dieser Ausgabe geht es um die erste Erziehung eines Welpen, und um Welpengruppen.

Liebe Frau Adler!

Seit einer Woche haben wir Rudi, einen Spinone-Rüden vom Züchter in Italien. Er ist total anhänglich, folgsam und sehr verschmust. Nun meint der Züchter, dass der Besuch eines Welpenkurses von großem Vorteil wäre. Wir haben bei uns in der Umgebung mehrere Hundeschulen und dort werden Welpenspielgruppen, Welpenpräge­tage und Welpenkurse angeboten.

Allerdings sind wir uns unsicher, was für uns und Rudi das Beste wäre. Haben Sie dazu einen Rat oder Tipp für uns? Vielen Dank!

Liebe Grüße, Simone Cernik

Liebe Frau Cernik!

Ein Welpe zieht ein und man versucht von Anbeginn gleich, alles richtig zu machen, um das neue Familienmitglied auf das gemeinsame Leben best­möglich vorzubereiten.

Zuallererst sollte sich Rudi bei Ihnen so richtig gut eingelebt und schon Vertrauen zu Ihnen aufgebaut haben. Mit der Erziehung des Hundes beginnt man bereits nach dem Einzug, wenn man das Lernen seines Namens und die Stubenreinheit in Angriff nimmt. Auch erste Grundkommandos wie Komm, Sitz, Platz und eine Leinenführigkeit können spielerisch und in ganz kurzen Sequenzen bereits mit dem Welpen trainiert werden. Dabei ist wichtig, dass mit positiver Belohnung in Form von Futter, Spiel und Sozialkontakt geübt wird. Denn erst dann macht das Lernen so richtig Spaß!

Dies alles kann man im Normalfall sehr gut alleine trainieren. Immer zu empfehlen ist trotzdem eine professionelle Hundeschule oder ein gut geführter Hundeverein. Dabei sollte man jedoch unbedingt auf die Qualifikationen und Aus­bildungen der Hundetrainer achten. Wie viel Erfahrung können sie vorweisen? Bilden sie sich laufend fort, um auch nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu unterrichten?

Bei sogenannten „Welpenprägetagen" wird den Haltern oftmals suggeriert, dass die Welpen an diesen Tagen alles Wichtige in ihrem Leben lernen und „à la Konrad Lorenz mit seinen Graugänsen" dann auf diese Dinge und den Besitzer „geprägt" seien (eine irreversible Form des Lernens). Tatsache ist aber, dass es eine Prägung nach dieser Definition bei Hunden nicht gibt. Zudem sind solche Veranstaltungen leider oftmals – wenn unsachgemäß geführt – eine komplette Reizüberflutung des jungen Organismus, und der Welpe wird dadurch sogar schlechter auf sein späteres Leben vorbereitet.

Im optimalen Fall lernen Sie die Hunde­schule mit Rudi zunächst als Einzeltraining kennen. So kann er in Ruhe den Platz erkunden, während der Trainer alle Ihre Fragen beantwortet und auf Ihre individuellen Wünsche und Bedürfnisse eingeht. Nachdem Sie und Rudi sich dort wohl fühlen, werden Sie in eine kleine Welpengruppe integriert, in der die Hunde miteinander spielen können und ein gutes positives Lernklima herrscht. Der Hundetrainer sollte nicht nur auf die Hunde individuell eingehen und sie positiv motivieren können, sondern auch fähig sein, den Besitzern die nötige Sicherheit zu vermitteln! Nur so wird ein gemein­samer Lernerfolg erreicht.

In einer Welpengruppe sollte neben der Förderung des Sozialkontaktes auch die Bindung und das Vertrauen zum Hundehalter eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehören außerdem die Gewöhnung an Umweltreize, ­Lernpausen und schließlich auch, dass der Trainer das Informationsbedürfnis eines jeden Halters umfassend erfüllt.

Das vertrauens- und verständnisvolle Miteinander zwischen Rudi und Ihnen sollte immer im Vordergrund stehen.
Einer der besten Indikatoren ist Ihr Rudi. Geht Rudi gern in „seine ­Schule"? Fühlen Sie sich dort wohl und gut betreut? Wenn ja, dann werden Sie zusammen in „Ihrer ­Hundeschule" sehr viel Spaß haben und einiges ­lernen!

Dies wünsche ich Ihnen beiden gemeinsam,
Ihre Yvonne Adler

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