Asien pur – mit Hund im Truck durch Asien

Von Karl Heinz Dienstl

Karl-Heinz Dienstl wird vielen ­WUFF-Lesern bekannt sein – vor allem aber seine vierbeinige Begleiterin Vega, die ehemalige Straßenhündin aus Spanien. Vom Tierheim in den A­­llrad-Truck und auf nach Afrika – das war die erste Reise mit Vega. In diesem zwei­teiligen Artikel gibt es wieder neue spannende Abenteuer mit Hund und Truck, diesmal geht’s durch Asien.

Nach zwei Jahren Pause stupst mich die Fellnase an: „Auf geht’s, neue Abenteuer warten!“
Asien: „Essen die da nicht auch Hunde?“
„Oh je, lass den Hund bloß nicht frei umherlaufen!“
„Da gibt es genügend Hunde, lass deinen daheim!“ –
So in etwa die Kommentare, aber der Reihe nach.

Die Überlandroute nach Asien ist riskant, und unsere Bomben­erlebnisse aus dem Kongo (s. WUFF 4/2009) sind noch nicht vernarbt. Das Argument, „wenn es uns erst auf dem Heimweg erwischt, haben wir wenigstens schon was erlebt“ sticht. Nachdem klar ist, der Truck, unser Expeditions­mobil, wird nach Malaysia verschifft und wir werden nach Thailand fliegen, folgt der Kampf mit den Behörden.

Das Reisen mit eigenem Fahrzeug ist in Asien recht un­bekannt, mit Hund jedoch nochmals eine Stufe kom­pli­zierter. Für Thailand gibt es eine klare Ansage: Amtstierärztliches Gesundheitszeugnis in Englisch, nicht älter als 7 Tage. Mein Amtstierarzt zeigt sich kooperativ, kostenfrei wird mir das Attest ausgestellt. Malaysia geht nur mit Quarantäne, außer der Hund kommt aus Großbritannien eingereist!

Alle Nachfragen für „Flughund“ Vega führen zu Air Berlin. Bis zu 50 Euro pro Kilo stellen sich nämlich andere Fluggesellschaften die Kosten für einen Transport Vegas im Gepäckabteil vor. Nonstop nach Phuket wird gebucht, Vega muss 60 Euro aus ihrem Taschengeld abdrücken.

Eine große Flugbox habe ich bereits. Nun wird auf dem Boden weiches Material eingeklebt, mit Rillen zum Ablauf, viel Arbeit. Aber wenn sich Vega in die Hosen macht … Nur vier Wochen sind nötig, um Vega an den Umstand zu gewöhnen. Selbst ins Auto wurde das Teil gewuchtet, Vega stand vor der Wahl: Mitkommen und in die Box – oder zuhause bleiben. Selbstredend, sie war immer dabei!

Als Generalprobe stelle ich die Box auf Möbelrollen an die Wand. Wenn Vega zum Leckerli hinein springt, knallt die Box gegen die Mauer, so etwas muss zur Normalität für sie werden. In der letzten Phase wird sie ums Haus geschoben, immer mit ihrer Lieblingsspeise durch die Gitter der Box. Bingo – Vega hat nun 2 Kilo Übergewicht, aber das wird schon wieder!

Los geht’s

Am Münchner Flughafen versuche ich meine Nervosität vor Vega zu verbergen, mir ist gar nicht wohl! Nachdem wir die Box durch die Röntgenanlage gelassen haben, werden wir mit Sicherheitspersonal zum Aufzug geleitet. Ohne Zögern steigt Vega in die Box. Als sich die Tür schließt – meine Augen werden glasig, ich brauche einen Schnaps!

Zwölf Stunden später kommt Vega völlig relaxt ans Gepäckband, liest sofort die thailändische Hundezeitung und zeigt keinerlei Verunsicherung. Geschafft, nun bin ich auch angekommen und meiner größten Sorge entledigt!

Die Einreise nach Thailand bringt keinerlei Probleme, und siehe da: neben Vega waren noch vier weitere Hunde im Flugzeug gewesen. Ein netter Hundebesitzer schenkt mir die nötigen 100 Bath für das Quarantänebüro, wo die ­Einreiseformalitäten für Vega abgehandelt wurden.

Es wimmelt von Hunden
Für die erste Zeit haben wir einen Bungalow gemietet, zum Akklimatisieren, und bis ich den Truck aus Malaysia, wohin er verschifft worden war, geholt habe. Es wimmelt hier von Hunden, Besitzer sind nicht zu erkennen, alle laufen frei ­herum und haben ihr Revier. Vega bringt ihre ganze Straßenhund-Erfahrung ein. Es ist für mich immer wieder ein kleines Wunder, wie Vega mit Artgenossen umgeht. Am Strand fletscht einer Auge in Auge mit ihr derart die Zähne, dass ich schon zum Sprung ansetze. Nicht so ­meine ­Gefährtin, unbeeindruckt steht sie still, Schwanz und ­Haltung der Situation angepasst geht sie seelenruhig weiter. Das salzige Meer peitscht an den Strand, im September ist oft wegen der Unterströmungen Badeverbot.

Bevor es mit Vegas Erlebnissen in Asien weitergeht, wie es am Basiscamp des Mount Everest war und viele weitere spannende Augenblicke, ein Übersichtsbericht über meine Erlebnisse auf den Märkten in Südostasien (Thailand, ­Burma, Laos und Kambodscha). Wer keinen guten Magen oder keine guten Nerven besitzt, sollte an dieser Stelle allerdings nicht weiterlesen und auf den zweiten Teil im nächsten WUFF warten …

Märkte in Asien
So ein Markt in Asien bringt immer wieder Neues zutage. Allerdings kommt es darauf an, warum man auf dem Markt ist. Der normale Tourist macht einen Besuch vielleicht aus Neugierde oder wegen ein paar netter Bilder für die Daheimgebliebenen, vielleicht ist er aber auch „Adventure Eater“! Ich für meinen Teil jedoch möchte bei Zutaten für Speisen bleiben, von denen ich annehme, dass es sich um Tiere handelt, die ich zumindest schon mal gesehen habe, und sei es im Fernsehsender „Discovery Channel“. Aber der wirkliche Grund für meine Marktbesuche ist der, dass ich nicht verhungern will. Denn ich lebe hier in einer eineinhalb-Zimmer-Wohnung und dies schon seit Monaten.
Jeden Tag essen zu gehen ist keine Dauerlösung, und bitte wo anders als hier auf den Märkten kauft ein Koch ein?

Als ich bei einem Einkauf am Markt die Verkäuferin fragte, weshalb ich für ein Kilo Fisch mehr bezahlen muss als mein thailändischer Vorgänger, bekam ich zur Antwort, „du bist Farang, da spielt das Geld doch keine Rolle!“ Thais lieben Thais. Und ich bin stolz, sie hält mich für reich. Aber bitte, erst die Katze von der Waage nehmen! Mit der Zeit jedoch nervt es ein bisschen, jeder Thai mit Bauchladen hält mich für einen Millionär!

Burma, Laos und Kambodscha
In der Nähe von Burma änderte sich das Angebot dann erheblich. Anständig in feine Plastiknetze verpackt ­schauen dich fette Kröten an. Gut, in Frankreich pflegt man die ­gleichen Bräuche, aber die armen Geschöpfe werden zumindest nicht stundenlang zum Vorgaren in die ­pralle Sonne gelegt. An gebackene Käfer und Maden ist der ­Multikulti-Fernseh-Reisende ja schon lange gewohnt, aber was ist das? Ob ich Probleme mit dem Abfluss habe, nein, warum? Die sind der beste Abflussreiniger, fressen sich überall durch. Na super, und sonst? Ins heiße Fett, da schmecken sie köstlich und du brauchst sie nicht mal aus­zunehmen! Vor oder nach dem Abfluss? Ich verkneife mir die Frage …

In Laos schenkt mir die Marktfrau keinerlei Aufmerksamkeit. Nein, nicht weil sie was gegen mich hat, sie ist schüchtern. Und bevor sie ihr Gesicht verliert, weil sie in keinster Weise mit mir kommunizieren kann, schaut sie mich lieber erst gar nicht an. Ich hingegen kann den Blick nicht ab­wenden, obwohl mir schlecht wird und ich deutlich ­spüre, wie sich der Herpes nur vom Zusehen an meiner Lippe festmacht. Nebenan isst gerade ein Mann angebrütete Eier. Nicht nur der Geruch, auch der Anblick des fast fertigen Embryos, der ihm genussvoll auf der Zunge zergeht, lassen mich die Nase hochziehen. Nein, ich möchte nicht versuchen und dann erst meine Meinung bilden, hier und jetzt bin ich gerne „Bauer“, und der isst ja bekanntlich nichts, was er nicht kennt! 

In Kambodscha habe ich jede Menge Spaß auf den Märkten, die Khmer sind freundlich und immer zu einem Späßchen bereit, auch wenn wir uns mit Händen und Füßen ver­ständigen. Allerdings setzt das positive Gefühl erst ein, wenn man den Markt wieder verlassen hat. Denn ich sollte das Areal nur mit Gummistiefeln betreten. Ich finde immer, und das ohne Ausnahme, eine Stelle, in der Wasser mit Blut und Därmen oder anderem vermengt ein paar Zentimeter hoch steht. Und genau auf die andere Seite, da muss ich hin. Der eine oder andere Fisch, zu klein zum Verkaufen, windet sich auf dem Boden auf der Suche nach Wasser, und jedes Mal, wenn mir etwas Glitschiges über den Fuß gleitet, zwinge ich mich, nicht hinzusehen. Will nicht wieder, den Fisch in der Hand, auf dem Markt herumlaufen, um ihn zu retten. Denn selbst seine großen Kumpels darben ohne Wasser dahin. Gewöhnungsbedürftig, dass Fisch und Fleisch einträchtig nebeneinander verkauft werden, nicht auf zwei Tischen nebeneinander, sondern direkt Fleisch an Fisch oder Fisch an Fleisch. Wobei schwierig auszumachen ist, was nun Fisch und was nun Fleisch ist.

Die Fliegen stehen so dicht, und wenn man wedelt, sieht man ein paar Sekunden gar nichts, bevor jede wieder auf ihrem Stammplatz ist. Und wie nach jedem Marktbesuch kommt unweigerlich die Frage, sind die Frauen gerade erst aufgestanden oder wollen sie gleich zu Bett? Denn sie ­hatten ja noch ihre Schlafanzüge an …

Aber nun ist genug, bevor ich böse Briefe erhalte mit dem Tipp, meinen Allerwertesten am besten doch zu Hause zu lassen. Es ist alles nicht so ernst gemeint, und doch so erlebt! Noch lebe ich, Indien ist erst im nächsten Monat dran. Am Abend vor dem Schlafengehen, das Essen war wie immer (meist) sehr gut, ist dann wieder alles klar mit der Reiserei im Allgemeinen, dann weiß ich wieder, dass ich nicht für den Schrebergarten geboren bin.

Im nächsten WUFF spannende Erlebnisse mit Vega in Asien, das Basiscamp des Mount Everest und andere spannende Augenblicke …

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