Die Ursprung Buam – „Urig, zünftig, echt & ein großes Herz für Hunde!“

Von Volker Grohskopf

Volksmusikfreunden sind die Ursprung Buam schon lange ein Begriff. Die Vollblutmusiker haben sich längst eine internationale Fangemeinde erobert und touren durch gut gefüllte Säle in Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Benelux Ländern. Das Gesicht des Sängers Martin Brugger ist von einem Hundebiss gezeichnet. Er wurde als Kind von einem Schäferhund ins Gesicht gebissen. Brugger wurde daraufhin 22-mal operiert. Auf dem linken Auge sieht er seither fast nichts mehr. Im Gespräch mit WUFF-Reporter Volker Grohskopf spricht Martin Brugger nun erstmals über den Hergang des Unfalls, erklärt, warum der Hund damals keine Schuld hatte und dass er sich ein Leben ohne Hunde trotzdem nicht vorstellen kann.

Tirol gilt im deutschsprachigen Raum als das Mekka der Volksmusik. Und ganz besonders das Zillertal bringt schon seit Jahrzehnten erfolgreiche Sänger und Bands hervor, die dann größtenteils über Jahrzehnte Bestand in der Musikszene haben. Eine der derzeit erfolgreichsten sind die Ursprung Buam. Sie machen ihrem Namen alle Ehre, denn sie sind ursprünglich und bodenständig und bieten ihrem Publikum damit beste Unterhaltung. Wohl keine andere Band verkörpert so authentisch das Tiroler Lebensgefühl und steht so für geradlinige, unkomplizierte, lebensfrohe Volksmusik. „Wir wollen mit unseren Liedern nicht die Welt verbessern, wir wollen einfach nur Laune machen und natürlich auch zum Nachdenken anregen", erklärt Martin Brugger, der Komponist der Band. „Unsere Songtexte entstehen immer aus Blitzideen, und die Idee muss schnell gehen, damit sie funktioniert."

Der Erfolg gibt ihnen Recht, denn das Trio aus dem Zillertal ist seit fast 20 Jahren im internationalen Musikgeschäft erfolgreich und hat so ziemlich alles erreicht, was sich überhaupt erreichen lässt: Gold und Platin, ECHO-Nominierungen, ein ­AMADEUS-Award, Hitparadensiege und die Ehrung zur erfolgreichsten Volksmusik-Band Österreichs ­zählen zu den Highlights dieser außer­gewöhnlichen Karriere.

Ehrlich und unkompliziert – so ihr Credo

Bei ihren Auftritten sorgen die Ursprung Buam durch ihre ureigene Kombination von individuellem Stil und Traditionsbewusstsein für Stimmung beim Publikum. Ihre humorvollen Texte, die charakteristischen Stimmen und die bodenständige Musik machen sie bei einer großen Fangemeinde bekannt. Bei den zahlreichen Konzerten, die die Zillertaler Musikanten jedes Jahr abhalten, springt nach kurzer Zeit der Funke bei Jung und Alt über – nach wenigen Takten hält es kaum jemanden auf seinem Sitz. Sie schaffen es in kürzester Zeit, den Saal zum Toben zu bringen.

Zu den Ursprung Buam gehören die drei Musikanten Martin ­Brugger, ­Andreas Brugger und Manfred ­Höllwarth. Martin Brugger ist der führende Kopf der Band und spielt bereits seit seinem 16. Lebensjahr Geige. Trotz seiner frühen Liebe zur Musik begann er ein Studium der Rechts­wissenschaften, bevor er die Musik endgültig zum Beruf machte. Auch Andreas Brugger studierte wie sein Bruder Martin Brugger Rechtswissenschaften und spielt heute die ­steirische Harmonika. Manfred Höllwarth, der Cousin der beiden, beherrscht Kontrabass und Harfe. Alle drei haben ihre Musikalität und ihre Professionalität auf den jeweiligen Instrumenten dem Großvater ­Louis Höllwarth zu verdanken, der ihre musikalische Entwicklung von Anfang an begleitete und die Ursprung Buam gründete. „Wir sind familiär etwas vorbelastet. Nachweislich musiziert unsere komplette Familie seit Jahrhunderten. Wir drei sind dadurch mit der Volksmusik groß geworden und sind auch von ihr von Kindheit an total begeistert. Silvester 1993 haben wir dann zu dritt das erste Mal gemeinsam musiziert", erinnert sich Martin Brugger. Fortan spielten sie auf Hochzeiten und anderen Festen in der Region. Der Geist der ­echten Volksmusik spielte dabei immer eine ­zentrale Rolle, daher der Name Ursprung Buam.

Den Grundstein ihrer internationalen Karriere legten sie 1998 mit dem Sieg bei der volkstümlichen Hitparade. Es war damals der erste Fernsehauftritt der jungen Musiker, der sie über Nacht populär machte und die ohnehin schon beträchtliche Zahl ihrer Fans um ein Vielfaches ­vergrößerte. Vor ­wenigen Tagen erschien ihr ­neues Album „Adam & Eva", auf dem sie natürlich vor allem wieder ­zünftige, stimmungs­volle und ­volkstüm­liche Lieder zum Besten geben. „Das Bedürfnis nach Gute Laune-Musik ist groß", sagt Martin Brugger, „die Menschen haben mehr Stress und sind reizbarer als früher. Unsere Musik ist wie ein Ventil. Und wir selbst sind ­privat so wie in unseren Liedern: ­Ehrlich und unkompliziert."

Steine auf dem Weg zum Erfolg

Unkompliziert verlief ihre Karriere aber nicht immer: Im Jahr 2009 warf man der Gruppe rassistische und sexistische Neigungen vor. Besonders ein Onlinespiel, in dem eine ­„Kellnerin" entkleidet werden konnte, sorgte für Aufregung. Außerdem wurde der Text eines ihrer Lieder „Achmed" als Herabwürdigung von Muslimen bezeichnet. Infolge dieser Vorwürfe wurde ein Auftrittsverbot der drei Chart-Stürmer gefordert. Da aber die Ursprung Buam eine Presse­mitteilung veröffentlichten, in der sie sich überzeugend von Rassismus und Frauenfeindlichkeit distanzierten und zudem das umstrittene Onlinespiel von ihrer Homepage nahmen, kamen die Sendeanstalten dieser Forderung nicht nach.

Bald bahnte sich ein weiterer Streit an: Die Ursprung Buam warfen einem deutschen TV-Sender vor, sie würden wegen ihres Aussehens diskriminiert werden. Martin Brugger äußerte dabei den traurigen Verdacht: „Wir haben TV-Verbot, weil wir nicht schön genug sind." Denn Martin Bruggers Gesicht ist von einem Hundebiss gezeichnet. „Ich wurde als Kind von einem Schäferhund angefallen. Er biss mir ins Gesicht und ich wurde 22 Mal operiert. Auf dem linken Auge sehe ich seitdem fast nichts."

Obwohl ihre Alben über eine Million Mal verkauft worden seien und sie zu den Publikumslieblingen ­zählten, ­würden die Ursprung Buam bis heute vom Fernsehen gemieden, so ­Martin Brugger weiter. Einmal seien sie von einem deutschen Sender sogar zunächst ein- und anschließend unter fadenscheinigen Gründen wieder ausgeladen worden. „Angeblich hätte unsere Musik nicht ins Konzept gepasst. Aber die bittere Wahrheit ist wohl eher, dass wir dem Schönheitsideal mancher deutscher TV-Bosse nicht entsprechen, was für einen Menschen, der mit so einer Behinderung lebt, ein weiterer Schlag ins Gesicht ist", so Brugger, der sich trotz seiner negativen Erfahrung ein Leben ohne Hunde nicht vorstellen kann.

Hunde prägen sein Leben!

„Seit ich denken kann, liebe ich ­Tiere. Und ganz besonders ­Hunde. Im Krabbel­alter mussten mich meine Eltern sogar manchmal unter unseren eigenen Hunden vorziehen. Sie waren einfach richtige Familienmitglieder. Und so habe ich mir als Kind auch ­keine Gedanken gemacht, dass bei uns etwas liebevoller mit Hunden umgegangen wurde als bei manchen anderen Menschen," erinnert sich der von einem Hundebiss gezeichnete Tierfreund an seine Kindheit und schildert, wie es damals zu dem schrecklichen Vorfall kam: „Als Vierjähriger besuchte ich mit meinen Eltern einen nahegelegenen Bauernhof. Ich durfte dort mit Katzen spielen, Kaninchen streicheln und mir die anderen Tiere im Stall anschauen. Plötzlich entdeckte ich hinter einem Scheunentor eine ziemlich große Kiste. Darin schlief friedlich eine Schäferhündin mit Welpen. Ich war total begeistert und stürzte etwas zu stürmisch darauf zu. Ich wollte einfach eines dieser kleinen Wollknäuel herausnehmen und streicheln. Logischerweise ist die Hündin dabei erschrocken und schnappte im selben Moment mehrmals zu. Sie erwischte mich mitten im Gesicht. Ich wurde daraufhin 22 Mal operiert und sehe seither auf meinem linken Auge so gut wie nichts."

Trotz dieses tragischen Erlebnisses ist seine Liebe zu Hunden geblieben. „Ja, absolut, denn ich habe schnell verstanden, dass die Hündin damals keine Schuld hatte. Sie wollte einfach nur ihre Jungen verteidigen. Außerdem ist mir heute auch klar, dass das arme Tier leider überhaupt keinen Bezug zu Menschen hatte. Die ­Hündin lebte zwar nicht an der Kette, bekam auch regelmäßig ihr Futter und ­wurde sicherlich nie geschlagen, aber ihr fehlte absolut der liebevolle Umgang einer fürsorglichen Bezugsperson. Sie lebte auf dem Hof in ihrer Hütte oder eben in der Scheune und durfte nie zu ihrer Familie ins Haus. Dem Bauern fehlte damals offenbar das Verständnis, den Hund als das zu betrachten, was er ist, nämlich ein gleichberechtigter Partner mit hoch ausgeprägten Sinnen, die er uns ­fraglos und immer zur Verfügung stellt. Ein hochentwickeltes Lebewesen, das genauso Schmerz, Trauer, ­Freude, Angst, ­Kummer und Einsamkeit ­empfindet wie wir selbst! Wir ­Menschen ­sprechen im Bezug auf Hunde oft immer noch von Dominanz und Rudelverhalten und machen uns selten die Mühe zu akzeptieren, was unsere Hunde eigentlich wollen – nämlich einfach nur Liebe."

Über zu wenig Liebe können sich Arco und Sissy, die beiden Bayrischen Gebirgsschweißhunde von Martin Brugger, nicht beschweren. Sie sind, wie alle seine früheren vierbeinigen Begleiter auch, liebevolle Familien­mitglieder und werden natürlich auch so behandelt. „Ich mag diese Rasse und ich liebe vor allem ­unseren Arco und unsere Sissy. Sie sind die ­treuesten Begleiter, die man sich ­vorstellen kann. Durch ihre Freundlichkeit, Gutmütigkeit und Kinder­liebe fühlen sie sich auch im Kreis von fremden Menschen richtig wohl. Ob als Familien­hund oder als Jagdhund, Bayrische Gebirgsschweißhunde sind für mich einfach immer treue und lebensfrohe Gefährten."

Arco ist acht Jahre alt und ein auffallend schönes Prachtexemplar und die vierjährige Hundedame Sissy eine besonders treue und dankbare ­Seele – kein Wunder, wurde sie doch von dem vorbildlichen Zillertaler Ursprung Buam vor dem Aufenthalt in einem Tierheim gerettet. „Ich habe damals gehört, dass im Nachbarort eine ­Familie einen Wurf Bayrischer Gebirgsschweißhunde hatte und damit völlig überfordert war. Die Welpen sollten alle im Tierheim landen. Daher bin ich sofort hingefahren, habe mich um den gesamten Wurf gekümmert und für alle wirklich gute Plätze gesucht und schließlich auch gefunden. Nur Sissy haben wir behalten. Sie war die frechste von allen Welpen und ist uns sofort ans Herz gewachsen. Sogar unser Arco, der’s früher mit anderen Hunden nicht so hatte, hat sich vom ersten Tag an mit Sissy angefreundet. Seither sind die beiden unzertrennlich."

Und nun hat sich im Hause Brugger auch noch der Traum vom tierischen Babyglück erfüllt. Denn Sissy ­brachte Anfang März zehn kerngesunde Welpen zur Welt. Die Jungen sind sowie die Mama wohlauf. „Ich freu mich wahnsinnig über diese glückliche Hunde­familie. Sissy ist eine vorbildliche Mutter und die Kleinen sind einfach zum Knuddeln. Allein der Gedanke, sie in einigen Wochen weggeben zu müssen, macht mich sehr, sehr traurig. Daher werde ich sie nur an wirklich gute Plätze und an verantwortungsvolle, erfahrene und vor allem liebevolle Hundehalter weitergeben. Vor allem Letzteres ist mir extrem wichtig!"

Martin Brugger will zwar niemandem unterstellen, seinen Hund nicht zu ­lieben. Allerdings hadert er ­manchmal – und zwar genau dann, wenn er wieder erlebt, wie egal manchen ­Menschen ein Hundeleben ist.

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