Notfallmedizin beim Hund

Von Dr. Hans Mosser

Zum 16. Mal trafen sich Österreichs Tierärzte zur jährlichen Tagung der Vereinigung österr. Kleintiermediziner (VÖK) mit ihrem derzeitigen Präsidenten Dr. Günther Haider, der WUFF-Lesern durch das VÖK-Engagement im „Mensch-Tier-Forum" nicht unbekannt ist. Dieses Jahr wurden sämtliche wichtigen Organsysteme von Hund und Katze unter dem Blickwinkel des akuten Notfalls von in- und ausländischen Experten abgehandelt. 578 Tierärzte aus dem In- und Ausland nahmen an der Tagung teil. Neben zahlreichen Vorträgen fanden 6 Seminare in kleineren Gruppen statt, mit folgenden Themen: „Bildgebende Diagnostik beim Weichteiltrauma", „Wiederbeleben und am Leben erhalten", „Anästhesie in Notfallsituationen", „Akutes Abdomen", „Der zahnärztliche Notfall", sowie „Gastrointestinale Notfälle". Aus den wichtigen und exzellent präsentierten Informationen soll in dieser Ausgabe nur auf den orthopädischen Notfall eingangen werden.

Unfall: Wie akut ist akut?
Für einen Hundebesitzer ist es bedeutsam zu wissen, wie akut eine bestimmte Verletzung der tierärztlichen Betreuung bedarf. In ihrem Vortrag „Der orthopädische Notfall" unterschied die Tierärztin Dr. Claudia Rössel (Kleintierklinik Breitensee in Wien) dabei 1. sehr dringende Fälle, deren Versorgung unverzüglich eingeleitet werden muss, 2. dringende Fälle, die möglichst innerhalb von 24-48 Stunden beim Tierarzt sein sollten und 3. sog. „subjektive Notfälle", die zwar dem Tierbesitzer akut erscheinen, deren endgültige Versorgung aber mehrere Tage Zeit hat. Diese im Kasten erklärte Einteilung soll für Sie jedoch nur eine grobe erste Orientierung darstellen, um das Vorgehen des Tierarztes besser verstehen zu können. Im Prinzip empfiehlt es sich für einen Hundebesitzer im Falle einer Verletzung seines Vierbeiners stets sofort den Tierarzt aufzusuchen.
Leider lässt ein kurzer Bericht der VÖK-Tagung in dieser Ausgabe nicht genügend Raum, um alle wichtigen Themen abzuhandeln, wir planen jedoch, weitere für den Hundebesitzer interessante Beiträge dieser wirklich gelungenen Veranstaltung in kommenden WUFF-Ausgaben zu besprechen.
Neben dem wissenschaftlichen Programm, das den hohen Standard der tierärztlichen Versorgung Österreichs eindrucksvoll bewies, präsentierte auf der VÖK-Tagung auch die Industrie Bewährtes, sowie neue Entwicklungen, und es wurden auf Infoständen verschiedene Aktivitäten von Vereinen und Organisationen vorgestellt. Die Ausstellung wurde geschmackvoll und professionell vom Steyrer Tierarzt Dr. Fellinger und seinem Team organisiert.
Infos über die nächste VÖK-Tagung auf der VÖK-website (www.voek.at).




>>> WUFF – INFORMATION


Orthopädischer Notfall: Dringlichkeitsstufen

Unverzügliche Therapieeinleitung erforderlich bei sehr dringenden Fällen wie:
– Verletzungen von Schädel und Wirbelsäule, wobei es sich häufig um eine Kombination mit einem neurologischen Trauma (Verletzung nervöser Strukturen) handelt. Hier kann der Tierarzt beispielsweise durch sofortige Blutstillung oder Absaugen von Blutergüssen im Schädel, Entlastung einer eventuellen Hirnschwellung, oder durch Stabilisierung einer verletzten Wirbelsäule Folgeschäden vermindern, manchmal auch vermeiden helfen.
– Offene Frakturen Grad II (Knochenbruch, wobei auch die Haut durch den Unfall selbst verletzt ist) und Grad III (großer Weichteilverlust plus Schädigung von Nerven) und Amputationsverletzungen.

Dringende Fälle, die möglichst innerhalb von 24-48 Stunden versorgt werden sollen:
– Verrenkungen (Luxationen), da es bei längerer Dauer zu Folgeschäden kommt
– Offene Frakturen Grad I (nur kleine Läsion, wo das Bruchfragment die Haut von innen durchstoßen hat)
– Gelenksfrakturen
– Verletzungen der Wachstumszonen des Knochens beim Welpen und Junghund

„Subjektive Notfälle", also weniger dringende Fälle, mit mehreren Tage Zeit:
– Frakturen von Röhrenknochen im Schaftbereich
– Unkomplizierte Beckenfrakturen
– Schulterblattfrakturen
– Sehnen- und Bänderrisse


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