Deutschlands jüngste Hunderasse: 50-jähriger Geburtstag für den Eurasier


Rassehundezucht nach ­gesundheitlichen Kriterien
mit länder­übergreifender ­Vernetzung. Hundezucht in Abhängigkeit vom Bedarf, Abgabe nur in geeignete Hände und eine ­Organisation für in Not geratene Eurasier. Dinge, die Experten und Hunde­freunden gleichermaßen das Herz höher ­schlagen lassen.
1960 – 2010: Der ­Eurasier wird 50 Jahre. Alles Gute zum Geburtstag!

Es war in den ausgehenden fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts, als Julius Wipfel aus Weinheim (Baden-Württemberg) den Plan fasste, einen natürlich aussehenden, mittelgroßen Hund zu erzüchten, der ein ganz besonderer Familienhund werden sollte. Das ursprüng­liche Wesen des Chow-Chows sollte mit dem gesunden Erbgut und der Unkompliziertheit des Wolfsspitzes kombiniert werden. Die neue Hunderasse sollte polarhundtypisch sein, mit schönen Farben, einem natürlichen, unverbildeten Erscheinungsbild und einem reizvollen, unseren Verhältnissen angepassten Wesen.

Erste Verpaarungen vor 50 Jahren
Schon mit den 6 Ursprungsverpaarungen (von 1960 bis 1964) aus ­
4 Wolfsspitzhündinnen und drei Chow-Chow-Rüden erhielt man Hunde, die dem angestrebten Zuchtziel erstaunlich nahe kamen. Diese Zuchtbasis von Ausgangstieren und die daraus planvoll erzüchteten Nachkommen nannte man Wolf-Chow.
1972 wurde die noch junge ­Rasse durch die Einkreuzung eines ­Samojeden „vervollständigt“. ­Diese Zuchtmaßnahme verbesserte die Vitalität, brachte die Eleganz im ­Körperbau und ein freundlicheres Wesen in die noch junge Rasse.

Vom Wolfs-Chow zum Eurasier
Zeitgleich wurde der Rassename geändert, weil die Nähe des Namens Wolf-Chow zu den Namen der Ausgangsrassen Wolfspitz und Chow-Chow nicht erwünscht war. Es wurde der Name EURASIER gefunden, nach den Ursprungsländern der Ausgangsrassen: Der Wolfsspitz aus Europa, der Chow-Chow und der Samojede aus Asien. Seit 1973 ist der Eurasier vom VDH und der FCI  anerkannt und wird heute innerhalb des VDH in Deutschland von drei Vereinen betreut. In vielen benachbarten europäischen Ländern sowie USA und Kanada gründeten sich ab 1973 der FCI angeschlossene Eurasierklubs. Den Anfang machte 1973 der französische Eurasierklub. In Österreich fiel der erste Wurf 1974; in diesem Jahr wurde auch der die Rasse betreuende österreichische Verein ECA gegründet.

Die Zusammenarbeit der FCI-Vereine über die Klub- und Ländergrenzen hinweg ermöglicht es, sich regelmäßig über züchterische Maßnahmen zur nachhaltigen Gesunderhaltung der Rasse Eurasier auszutauschen ­

Welpen nur nach Bedarf züchten
Von Anbeginn an war es Herrn ­Wipfels und somit des Ursprungsvereins Wunsch, Welpen nach Bedarf zu erzüchten und nur in dafür geeignete Hände abzugeben – ein in damaliger Zeit außerordentlich hoher Anspruch. Daraus entwickelte sich in den Eurasier­vereinen ein besonderes System der zentralen Zuchtplanung und Welpenvermittlung mit dem Ziel, lebenslang für die erzüchteten Welpen Verantwortung zu übernehmen.

Eurasierzucht ist Hobbyzucht und sollte nur dann stattfinden, wenn genügend Interessenten bei einer zentralen Welpenvermittlung ­gelistet sind. Das bedeutet für den ­potenziellen Käufer, dass es eventuell zu einer mehr oder weniger kleinen Wartezeit auf einen Eurasierwelpen kommen kann. Für alle Fragen zur Aufzucht, Erziehung, Ernährung oder bei Erkrankung ihres Eurasiers steht man den Käufern jederzeit zur Verfügung. Die Einrichtung  „Eurasier in Not“ trägt zudem dafür Sorge, Hunde aus Notfällen an einen Neubesitzer zu vermitteln oder auch bei sonstigen Schwierig­keiten zu helfen.

Der Eurasier ist ein harmonisch aufgebauter, mittelgroßer spitzartiger Hund nordischen Typs. Rüden sind ca. 52-60 cm groß, (ideal 56 cm) und wiegen zwischen 22-30 kg, Hündinnen sind ca. 48-56 cm groß, (ideal 52 cm), bei einem Gewicht von 18-26 kg. Es gibt ihn in vielen attraktiven Farbschlägen, rot bis falben, wolfsfarben, wolfsgrau, rein schwarz und schwarz mit abgegrenzten ­hellen Abzeichen. Bei der Zucht spielt die Fellfarbe ­keine Rolle, Gesundheit, ­rassetypisches Aussehen und ausgeglichenes Wesen stehen im Vordergrund.

Kein „Einmannhund“
Der Eurasier ist kein „Einmannhund“, sondern er hängt an der ganzen ­Familie. Liebhaber der Rasse schätzen sein Selbstbewusstsein und sein ­ruhiges, ausgeglichenes Temperament. Aufmerksam meldet er Fremde, bellt jedoch nicht anhaltend. Fremden gegenüber zeigt er Neutralität, einige Tiere auch eine gewisse souveräne Zurückhaltung. Auf seine Familie ist er sehr stark fixiert, weshalb man ihn auch im Urlaub nicht in fremde Hände geben sollte.

Der Eurasier ist nicht schwer zu er­ziehen. Selbstverständlich sollte man sich vor der Anschaffung darüber einigen, was er darf und was nicht und diese klaren Regeln von Anfang an dem Hund verständlich machen und ihn nicht einfach sich selbst über­lassen. Sein gutes Sozialverhalten mit Artgenossen wird der Eurasier dann optimal entwickeln können, wenn er von Anfang an viele Kontakte zu Artgenossen hat. Der Besuch einer guten Welpenspielstunde wird angeraten.

Der Eurasier liebt körperliche und geistige Beschäftigung, aber er ist kein Hund, mit dem man arbeiten muss, um ihn auszulasten, sondern er ist mit den Lebensbedingungen als Mitglied in der Familie durchaus zufrieden.

Leben mit einem Eurasier
Um seinem ausgesprochen reinlichen Verhalten und seinem natürlichen Bewegungsdrang entgegenzukommen,  sollte er dreimal täglich ausgeführt werden, mindestens ein ausgiebiger Spaziergang sollte darin enthalten sein. Für die Spaziergänge sollte mindestens eineinhalb Stunden Zeit aufgewendet werden.

Obwohl der Eurasier zu den lang­haari­gen Rassen zählt, ist seine Pflege un­kompliziert. Braucht der Junghund zur Eingewöhnung tägliche ­Pflege, reicht beim erwachsenen Hund ein zweimaliges Bürsten pro Woche aus; gebadet wird der Eurasier nicht. Das Fell ist ohne den üblichen ­Hundegeruch.

Gesundheitlich ist der Eurasier vital und robust, rassetypische Erkrankungen spielen nur eine sehr unter­geordnete Rolle. Viele Eurasier sehen den Tierarzt nur zum Impfen.

Die durchschnittliche Lebens­er­wartung ist für einen mittelgroßen Haushund recht hoch, 12 bis 15 Lebensjahre sind keine Selten­heit.

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