Der Bearded Collie

Von Iris Strassmann

Nach dem Portrait des Bobtails im letzten WUFF folgt ein weiterer Vertreter aus der Gruppe der Britischen Hütehunde, der Bearded Collie – der „bärtige Collie". Sein Name leitet sich ab von dem Bärtchen, das ihm sein charakteristisches Aussehen gibt (siehe Kasten „Standard"). Er sieht dem Bobtail auf den ersten Blick so ähnlich, dass er häufig mit ihm verwechselt wird. Aber nur so lange, bis man die Rute entdeckt, die der „Bärtige" hat, der Bobtail jedoch nicht. Das Schicksal des Kupierens blieb ihm also erspart.

Fliegender Teppich
Marion Sondermeier aus Gelsenkirchen ist langjährige Beardie-Liebhaberin. Auf die Frage nach einer kurzen und prägnanten Beschreibung des Bearded Collie sagt sie: „Der Beardie ist ein selbstbewusster, quicklebendiger und von eigenwilliger Eleganz geprägter Hütehund, dessen unübertrefflichem Charme kaum ein Mensch widerstehen kann." Die beiden Begriffe „selbstbewusst" und „eigenwillig" lassen bereits ahnen, dass es sich hier nicht um einen Hund mit Tendenz zu Kadavergehorsam handelt. Dennoch, wie Frau Sondermeier meint, „Der Beardie würde zwar alles für seinen Menschen tun, aber man muss sich selber eine große Toleranzgrenze einräumen." Ziemlich ähnliche Worte finded Beardiezüchterin Martina Pulla aus Königswinter: „Nichts ist schlimmer für den Beardie, als eintönige Unterordnungsübungen. In seiner Erziehung sind Abwechslung und geistige Anregung gefragt." Bevor man sich also für einen Bearded Collie entscheidet, sollte man schon einige Dinge bedenken, denn – wie Marion Sondermeier meint, „dieser fliegende Flokati-Teppich ist ja nicht nur zum Anschauen gedacht, oder zum Angeben …"

„Dreckalptraum"
Ein weiterer Ausdruck in der Beschreibung des Beardies durch Marion Sondermeier ist „Eleganz". Nun, dieses Wort erinnert sofort an Modehunde. Eleganz und Mode. Dass der Beardie (noch) nicht zum Modehund verkommen ist, liegt vielleicht daran, was die – ziemlich ehrliche – Beardie-Liebhaberin mit „Dreckalptraum" relativ unzweideutig umschreibt: „Beardies sehen trocken und gut gepflegt wunderschön aus. Aber sie mögen ebenso die Pfützen, den Regen, das Schlammbad und alles, was dazugehört." Das sollte ein Beardie-Interesssent also vorher bedenken, denn „Wer nur einen weißen Teppichboden mag oder pingelig ist, ist auf keinen Fall der richtige Mensch für einen Beardie."

Was ist mit seinem Hütetrieb?
Der Bearded Collie ist ein Hütehund. Wie schaut das heute aus mit seinem Hütetrieb? Beardie-Züchterin Martina Pulla: „Der Beardie wird heutzutage nicht mehr oft als Hütehund eingesetzt, hat vielmehr wegen seines Charmes und seiner Eleganz Einzug in Familien gehalten. Aber der Hütetrieb ist noch nicht ganz verschwunden. Er äußert sich oft darin, dass er beim Spaziergang seine ,Herde’ zusammenhält, indem er sie bellend umkreist." Und Marion Sondermeier erzählt: „Unsere Hündin ist immer wieder total verwirrt und versteht die Welt nicht mehr, wenn auf Spaziergängen sich die Gruppe auflöst und jeder in eine andere Richtung geht."
Die Arbeitsfreude des Bearded Collie lässt sich aber gut einsetzen. Züchterin Martina Pulla: „Wegen dieser Arbeitsfreude und seiner Intelligenz wird er erfolgreich im Hundesport, beispielsweise Agility, Turnierhundesport, Flyball, sowie auch als Rettungshund und Behindertenbegleithund eingesetzt".

Der Beardie ein Minibobtail?
Wie uns Beardiebesitzerin Marion Sondermeier mitteilt, sind Reaktionen von Passanten wie „Schau mal, ein Bobtail mit Schwanz!", oder „Da, ein Minibobtail!" keine Seltenheit. Ist der Bearded Collie sozusagen ein handlicherer Bobtail mit Rute? Die Beardieliebhaberin weiß, dass „der Kauf eines Beardies, weil er kleiner und somit ‘handlicher’ als der massigere Bobtail ist, ins Auge geht und Hund wie Mensch unglücklich macht." Beardies sind also eine eigenständige Rasse mit eigenem Wesen und nicht einfach „Minibobtails". Die Informationen auf diesen Seiten sollen dazu beitragen, Interesse zu wecken, aber zugleich ehrliche Informationen aus erster Hand über eine Rasse zu vermitteln, die vor 60 Jahren nahe daran war, auszusterben.

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Der Beardie-Mensch
Von Marion Sondermeier

Die Entscheidung für einen Beardie muss aus dem Herzen kommen. Der „Beardie-Mensch" muss tolerant sein, mit den Eigenwilligkeiten seines Traumhundes umgehen und leben können, den Dreck ertragen und die ungeteilte Aufmerksamkeit lieben, die der Beardie ihm in jeder Minute seines Lebens widmet. Ebenso muss er der Fellpflege große Aufmerksamkeit widmen und den Beardie seine Freiheiten ausleben lassen. Wer allerdings einen Modehund will, der sich nicht schmutzig machen darf, weil ja dann die Pflege aufwändiger wird, der sollte sich niemals für einen Beardie entscheiden!

Meine Beardie-Mädels – mein Glück!
Ich selbst kann mir nichts Schöneres und Besseres vorstellen, als meine zwei Beardie-Mädels um mich zu haben, vor allem, wenn es mir einmal nicht so gut geht. Da ist es mir dann auch egal, ob ihr Fell vielleicht nass oder schmutzig ist, oder sie mal nicht so „gestylt" aussehen. Und wer nun nach allem abschreckenden Dreck und Schlamm immer noch einen Beardie in sein Leben nehmen will, dem wünsche ich ein langes glückliches Zusammenleben.

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Zum Ursprung des Beardies

Der Ursprung der Bearded Collies liegt in den schottischen Highlands. Dort hat er als Hüte- und Treibhund an den Schafherden gearbeitet. Er musste die Schafe durch sein Gebell aus den Bergen wieder nach Hause treiben, eine Arbeit, die der Bearded Collie oft allein in unwegsamem Gelände verrichten musste. Daraus erklärt sich auch die heute noch erkennbare Selbständigkeit (und Eigenwilligkeit) dieser Rasse. Mit der Abnahme der Bedeutung der Schafzucht gab es immer weniger Bearded Collies, und diese Hunderasse war nahe daran, auszusterben. 1944 war das „Glücksjahr" für den Fortbestand der Rasse, als eine Mrs. Willison in England durch Zufall zu einer Beardiehündin und wenige Monate später zu einem Rüden kam und sich in weiterer Folge um die Rettung der Bearded Collies – mit Erfolg – bemühte.

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Züchterwünsche & Züchtertipps
Von Beardiezüchterin Martina Pulla
(„Wind-Borne Bearded Collies"), Königswinter

Als Züchter wünschen wir uns Menschen, die den Beardie voll in die Familie integrieren. Und das mit allen Konsequenzen. Das bedeutet, dass man seinen Beardie auch möglichst überall hin mitnimmt, vor allem auch in den Urlaub, denn es wäre grausam, ihn in der schönsten Zeit des Jahres auszugrenzen! Sollten Sie sich für einen Beardie als Familienmitglied interessieren, dann machen Sie sich vorher mit den Charaktereigenschaften und den Haltungsbedingungen dieser Rasse vertraut. Bedenken Sie bitte, dass die Entscheidung, sich einen Hund zu nehmen, eine Partnerschaft für die nächsten 10 bis 15 Jahre bedeutet, die für Familie und Hund eine glückliche Zeit werden soll.

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Der Rassestandard
Britische Hütehunde: Der Bearded Collie (Beardie)
Auszug aus dem Rassestandard ( FCI Nr. 271 c vom 25. Juni 1987)
Eine Kurzfassung von Martina Pulla

Ideale Schulterhöhe: Rüden 53 – 56 cm, Hündinnen 51 – 53 cm. Ein schlanker, lebhafter Hund, länger als hoch. Trotz kräftigen Baues soll der Hund gute Bodenfreiheit zeigen und darf nicht plump wirken. Der aufgeweckte, forschende Ausdruck ist ein kennzeichnendes Merkmal der Rasse.
Charakteristik: Aufmerksam, vital, selbstsicher und lebhaft.
Wesen: Zuverlässiger, intelligenter Arbeitshund, ohne Anzeichen von Nervosität oder Aggressivität.
Haarkleid: Doppelt mit weichem, pelzigem und dichtem Unterfell. Oberfell glatt, rauh, kräftig und zottig, ohne Welligkeit und Locken, obwohl eine leichte Wellung erlaubt ist. Das Fell darf in keiner Weise getrimmt werden. An den Wangen, den unteren Lefzen und hinter dem Kinn nimmt das Fell zur Brust hin an Länge zu und bildet den typischen Bart (=„Beardie").
Farbe: Schiefergrau, rehfarbig, schwarz, blau, alle Grautöne, braun und sandfarbig mit oder ohne weiße Abzeichen. Weiß darf nur im Vorgesicht, als Blesse auf dem Schädel, an der Schwanzspitze, an der Brust, an den Läufen und an den Vorderpfoten erscheinen. Falls es an der Halskrause vorkommt, darf der Ansatz des weißen Haares sich nicht hinter die Schulter erstrecken. Weiß soll an der Außenseite der Hinterbeine nicht oberhalb des Sprunggelenkes vorkommen. Leichte lohfarbene Abzeichen sind erlaubt an den Augenbrauen, in den Ohren, an den Wangen, unter der Schwanzwurzel und an den Läufen an der Stelle, wo das Weiß und die Hauptfarbe aneinander stoßen.

Anmerkung: Dem Bearded Collie wurde im Gegensatz zum Old English Sheepdog (Bobtail) niemals die Rute kupiert.

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Beardie-Info im www

• Österr. Club für Britische Hütehunde:
http://www.huetehunde.at
• Deutscher Club für Britische Hütehunde:
http://www.cfbrh.de
• Schweiz. Bearded Collie Club:
http://www.beardedcollie.ch
• Beardie Page von Züchterin Martina Pulla:
http://bearded-wind-borne.de
• Beardie Page von Marion Sondermeier
http://www.greatness-of-soul-bearded-collies.de
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