Der Cocker Spaniel

Von Ute Klaban Bilder Roberto

Des Cockers Herkunft
Spaniel sind eine uralte Familie, die bereits 948 in einem Gesetzestext von Howell dem Guten Erwähnung fand. Chaucer (1340 – 1400) berichtete über Spaniels, ebenso hatte Heinrich Vlll. (1491 – 1547) ein Herz für Spaniels. In der lateinischen Schrift „De Canibus Britannicus“ fand der Spaniel im 16. Jahrhundert ebenso Erwähnung, wie im „Sportsman’s Cabinet“ im Jahre 1803. Shakespeare – Kenner wissen, daß der „Spaynel“ auch im Sommernachtstraum eine Rolle spielt. Dem flämischen Maler Antoon van Dyck (1599 – 1641) stand unzweifelhaft ein Spaniel Modell für ein 1635 entstandenes Gemälde.

Zucht und Verbreitung
Der Beginn der Spanielzucht in Österreich ist mit dem in Deutschland eng verbunden, denn in den ersten Jahren wurde ein gemeinsames Zuchtbuch geführt. Der Beginn der hiesigen „planmäßigen“ Zucht war somit 1907. Die Spanielzucht ist aber viel älter, denn die ersten Zwinger waren natürlich in England. Dort wurde die erste Differenzierung der Spaniels, bei der der Begriff „Cocker“ genannt wird, nach Gewicht vorgenommen. Vor dieser Regelung bestimmte die Fellfarbe darüber, ob es ein Cocker, Black Spaniel oder Field war. Alle drei „Rassen“ (nach heutigen Gesichtspunkten: Farbvarianten) konnten im letzten Jahrhundert somit in einem Wurf vertreten sein! Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurde in England die Reinzucht gefordert und für Österreich, die Schweiz und Deutschland gab es schon vor rund 90 Jahren ein gemeinsames Spanielzuchtbuch.

Wesen und Charakter
Im FCI-Standard wird ausdrücklich ein freundlicher und fröhlicher Cocker verlangt, der nicht zur Aggression neigen darf. Leider werden für das eine oder andere Merkmal (z.B. eine beliebte Farbe) schon mal einige Bedenken über Bord geworfen und Hunde aus Linien miteinander gepaart, die nicht zusammen „passen“ – was die Besitzer vor große Probleme stellen kann. Waren in den späten 60ern und Anfang der 70er rote Cocker in die Diskussion geraten, so liegt heute das Problem vorwiegend in der Zobelfarbe.
Der Cocker zeigt nach wie vor jagdliche Qualitäten, auch nach vielen Generationen reiner „Schönheitszucht“ sind diese Anlagen nicht verloren gegangen. Es gibt auch noch einen kleinen Prozentsatz von Züchtern, die sich der jagdlichen Zucht verschrieben haben, doch verlagert sich in Österreich der Schwerpunkt auf die größeren Vettern, die Springer Spaniels. Nicht jeder Cockerbesitzer „schwärmt“ für jagdliche Ausbildung, außerdem soll man keine Leidenschaften wecken, die später nicht regelmäßig ausgelebt werden können. Der Cocker ist aber eine aktive Rasse und braucht Bewegung und Beschäftigung, zum Beispiel bei Agility, Flyball oder Breitensport. Cocker arbeiten auch seit vielen Jahren sehr erfolgreich als Drogensuchhunde, es gibt vereinzelt Cocker mit Rettungshundeprüfung oder Schutzhundprüfung. Daran sieht man, daß er auch sehr gut als Begleithund ausgebildet werden kann.

Cocker und Kinder
Der Cocker hat eine ideale Größe, um für Kinder „geeignet“ zu sein: Nicht zu klein, um auch mal einen Zusammenstoß beim Spielen ohne Verletzungen zu überstehen und nicht zu groß und zu stark, als daß auch – etwas ältere – Kinder mit ihm spazieren gehen könnten.

Augen auf beim Kauf
Es versteht sich natürlich von selbst, einen Welpen nur beim seriösen Züchter zu erwerben. Natürlich sollte man darauf achten, unter welchen Bedingungen seine Hunde gehalten werden, auch sollte der Züchter nur diese eine oder vielleicht noch eine andere Rasse züchten. Auf jeden Fall sollte man sich die Mutter der Welpen zeigen lassen. Der Vater wohnt oftmals nicht im gleichen Ort. Das Verhalten der Mutter (und der restlichen Verwandschaft) gibt im Allgemeinen schon einen wertvollen Aufschluß über das Wesen der Welpen. Ängstliche oder scheue Mütter vererben diesen Charakter nicht nur, die Welpen lernen dieses Verhalten sogar von ihr („tradieren“).
Bis zur Abgabe muß der Welpe bereits eine Mindestimpfung erhalten haben, es ist aber ratsam, sich genau zu erkundigen, bzw. im Impfausweis nachzusehen, gegen was geimpft wurde. Impfungen sind kostspielig und dadurch können beim Kaufpreis schon erhebliche Unterschiede entstehen. Die Frage nach dem gerechtfertigten Preis ist nicht pauschal zu beantworten. Je nach Abgabealter, Championtiteln der Eltern, Anzahl der Impfungen – nicht aber nach Farbe oder Geschlecht – kann es einige Unterschiede geben.
Natürlich kann auch bei aller Sorgfalt mal ein „fehlfarbiger“ Welpe im Wurf sein oder ein Welpe zeigt einen anderen Fehler, der seine Chancen auf eine Ausstellungskarriere verringert. Diese Welpen werden dann etwas billiger abgegeben, obwohl sie „im Alltag“ genau so viel Freude bereiten werden, wie die anderen Wurfgeschwister.
Einen Welpen aus Zwingeraufzucht sollte man bevorzugt mit 8 bis 10 Wochen zu sich holen, um die Prägungsphase voll nutzen zu können. Ein Welpe aus Wohnungsaufzucht wird normalerweise schon optimal in dieser Phase auf Menschen geprägt und darf ruhig noch etwas mit Mutter und Geschwistern spielen. Ein engagierter Züchter wird sich darüber freuen, wenn der Käufer seinen Welpen zwischenzeitlich besucht. So lernen sich beide kennen und die Eingewöhnung im neuen Heim fällt leichter. Absolute Vorsicht ist bei importierten Hunden geboten!! In der Regel werden sie viel zu früh von Mutter und Geschwistern getrennt (oftmals Grund für Verhaltensstörungen), der Impfausweis ist nur das Papier wert und der Abstammungsnachweis oft nicht einmal das. Selbst für Experten ist es angesichts der heute zur Verfügung stehenden technischen Manipulationsmöglichkeiten ausgesprochen schwer (wenn nicht sogar unmöglich), ohne Rückfrage beim ausländischen Verband auch nur mit ziemlicher Sicherheit zu sagen, ob die Papiere „echt“ sind. Besonders häufig werden Tierärzte mit staupe- oder parvoinfizierten Welpen aus den „östlichen“ Ländern konfrontiert (z.B. Ungarn, Tschechien, Slowakei, Slowenien, Kroatien). Diese Welpen werden in der Regel zu einem Spottpreis angeboten (unter 3000 Schilling), zu denen ein seriöser Züchter niemals verkaufen kann.

Will gepflegt sein
Ein Züchter, der Wert auf das Wohl seiner Hunde legt, wird geduldig Auskunft zu allen Bereichen des täglichen Lebens mit dem Cocker geben. Dazu gehört auch, daß er nicht verheimlicht, daß das attraktive Haarkleid auch einige Pflege benötigt, um so schön und rassetypisch zu bleiben. Zu dieser Pflege gehört nicht nur regelmäßiges Kämmen oder Bürsten, sondern auch das „Strippen“ (Ausziehen des abgestorbenen Haares mit den Fingern). Zu diesem Zweck muß der Cocker etwa 4x jährlich zum Züchter oder einer anderen fachkundigen Person „zwecks Frisieren“.

Die Farben der Cocker
Der Standard besagt, daß alle Farben der „Landspaniels“ gestattet sind. Tatsächlich werden (wurden) Cocker in den Farben schwarz, rot, golden, schokoladenbraun, goldzobel, dunkelzobel, schwarz mit loh, braun mit loh, orangeschimmel, orange-weiß, blauschimmel, schwarz-weiß, braunschimmel, braun-weiß, letztere vier auch „mit loh“ eingetragen. Weiße Cocker gibt es auch, sie sind allerdings sehr selten (keine Albinos!), einen Namen hat sich Ende der 40er Jahre der Zwinger „SUNTOPS“ aus England mit seinen weißen Cockern gemacht, allerdings waren diese aus mehrfarbigen gezüchtet, d.h. sie waren nur extrem „weißscheckig“. Es wurde auch vor etlichen Jahren von „blauen“ Cockern (eine Aufhellung von schwarz, wie bei blauen Doggen) berichtet, wie auch aus Australien von Cockern mit „Tigerstreifen“. Die Zucht dieser Farben wurde aber anscheinend nicht weiter verfolgt, zumindest hat man in den letzten Jahren nichts mehr von diesen gehört und gesehen.
Die Entscheidung darüber, welche Farben standardgemäß sind, fällt England (als standardgebendes Land und Mutterland der Rasse). Im letzten Jahrzehnt hat ein echter „Run“ auf zobelfarbige Cocker eingesetzt, ähnlich wie einige Jahre zuvor auf schwarz-mit-loh Cocker. So etwas dient nie dem Wohle einer Rasse, da durch Benutzung bestimmter Vererber der Gen-Pool unnötig stark eingeschränkt wird und es durch skrupellose Züchter zu einer regelrechten Vermehrung kommt, bei der nur der Faktor „Geld“ bestimmt, wie oft und mit wem gezüchtet wird.

Gesundheit
Die Cocker sind generell eine gesunde Rasse, es gibt allerdings auch einige bekannte Erbkrankheiten. Deren Vererber werden in der Regel nach dem Motto „Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ von der Zucht ausgeschlossen, so daß es keine Verbreitung gibt. In Österreich werden derzeit großangelegte Untersuchungsprogramme gegen erbliche Augenkrankheiten durchgeführt, die HD-Untersuchung ist schon lange üblich. Für zwei weitere – bedeutende – Erbkrankheiten gibt es keine Tests: Epilepsie und FN (erbliche Schrumpfniere).
Oft werden Cockern Ohren- und Figurprobleme nachgesagt. Aber das muß nicht sein. Mit etwas Kontrolle (sowohl der Gehörgänge, als auch der Futtermenge und- zusammensetzung) kann man diese Probleme „lebenslang“ verhindern. Die Lebenserwartung für Cocker ist recht hoch: Im Allgemeinen werden Cocker ohne Probleme 14 bis 15 Jahre alt, es gibt sogar einige, die mit 17 noch top-fit sind!

Cockerwut – ein Ammenmärchen?
So und nicht anders kann man etwas betiteln, daß nun schon seit Jahren – vorwiegend in der Sommerzeit – durch die pseudofachliche Presse geistert: Die sogenannte Cockerwut. Verschiedentlich werden Einkreuzungen als Ursache benannt, doch auch wenn mal ein anderer Hund im Beginn der Cockerzucht Pate gestanden hätte, sein Anteil ist nach rund 90 Jahren Reinzucht nur noch in Promille anzugeben. Den Begriff der „roten Cockerwut“ hat ein namentlich bekanntes Tierärzte-Ehepaar aus Süddeutschland geprägt, die eben solche „wütigen“ Cocker (die übrigens nicht mal alle rot waren!) mit Injektionen gegen ihre „Zustände“ behandelten, um dann doch festzustellen, daß es nicht half. Die beiden vergaßen nur, daß hier für eine wissenschaftlich korrekte Arbeit unbedingt eine Stammbaumanalyse (sprich Vergleich der Abstammung, Bestimmung des Verwandschaftsgrades) notwendig gewesen wäre. Bei der relativ kleinen Zahl der erkrankten Hunde und dem regionalen Auftreten spricht nämlich einiges dafür, daß es Nachzucht vielleicht aus ein und demselben Zwinger oder von einem Vater war … Aber das Problem hat man erkannt und aggressive Hunde – sollten sie denn auf Ausstellungen oder Prüfungen auftauchen – werden seit jeher von der Zucht ausgeschlossen.

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Glatt und seidig
Der Standard verlangt ein glattes und seidiges Haar, welches auf dem Rücken kurz und an Behang, Bauch, Brust, Rückseite der Läufe lang sein muß. Oftmals werden bestimmten Farben auch bestimmte Charaktereigenschaften zugeordnet, aber das sind eher Vorurteile als gesicherte Erkenntnisse. Was allerdings einen Unterschied bei den Farben macht, ist die Haarqualität. Generell gilt, daß ein orange-weißer Cocker eher „weniger“ Haar hat, als ein schwarzer. Das liegt daran, daß schwarzes Haar erwiesenermaßen schneller wächst, als weißes. Auch tendieren viele schwarze und schwarz-mit-loh Cocker eher zu einem wolligen Haar, doch da ist der Grund eher in einem häufig benutzten Vorfahr zu suchen, der eben jenes Haar zu vererben pflegte. Ein ähnliches Problem gibt es in einigen Linien mehrfarbiger Cocker, doch das betrifft nur die Pflege.

Trimmen
In diesem Zusammenhang sei auch erwähnt, daß Cocker relativ stark haaren, durch fachgerechtes Trimmen („Strippen“) des Haares wird der Haarwechsel abgekürzt und das attraktive und rassetypische Haarkleid erhalten. Wird ein stark behaarter und haarender Cocker geschoren, so vermehrt sich dieses Problem nur noch. Auch wird das Haar nach dem Scheren eher stumpf und wollig.

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Rund ein Jahrhundert – Cockerdaten in Kürze

1893 Anerkennung der Rasse „Cocker Spaniel“
1902 wird der Standard veröffentlicht
1906 wird der erste weiße Cocker vorgestellt
1908 erscheint das erste Zuchtbuch (in Deutschland) mit 200 Eintragungen
1911 die Kreuzung von Cockern mit anderen Spanielrassen wird verboten
1912 Abdruck des Standards im Zuchtbuch
1914 Deutsche Cocker müssen 3 Generationen reinrassige Vorfahren zur Eintragung nachweisen, Importe sogar 4 Generationen.
1923 wird die Größenangabe novelliert
1933 beträgt das Mindestalter zur Zucht 1 1/2 Jahre
1.2.1945 Amis werden von Engländern getrennt
1960 1. Europäische Cocker-Schau
1966 Einfarbige und mehrfarbige dürfen nicht mehr miteinander verpaart werden
1968 Neufassung des Standards
1974 Europäische Spaniel-Schau
1986 erste Zobelfarben wurden aus den USA nach Deutschland importiert, die ersten Zobel wurden aber in England gezüchtet und nach Amerika exportiert (!!)

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