Der Collie – Drei in Einem

Von Liane Rauch

Der Collie, eine faszinierende Rasse mit Köpfchen und einem großen Herz in weichem Fell.
In einem engagierten und gut recherchierten Porträt stellt WUFF-Autorin und Hundetrainerin Liane Rauch, mit zwei Collies und einem Sheltie als Familienmitglieder, die Rasse vor.

Wenn man die Colliefamilie genau betrachtet, müsste es eigentlich drei Einzel­porträts geben. Es gibt tatsächlich in ­manchen Bereichen große Unterschiede ­zwischen den Collieschlägen. Der Schottische Schäferhund war nie Lassie und der Amerikanische Collie ist kein Schäferhund. Die Kurzhaar Collies sind noch ­ursprünglicher und tempera­mentvoller als die lang­haarigen. Gemeinsam ist allen ­Varianten aber eine ausgeprägte Bindungsbereitschaft und Treue dem Halter gegenüber. ­Collies, egal ­welcher Linie, ­bestechen durch ­Intelligenz, Schönheit und ­Eleganz. Ich möchte Sie ­einladen, mit mir in die Welt einer ­britischen Hütehunderasse einzu­tauchen.

Die Wikinger kommen
Um die Herkunft einer Rasse re­konstruieren zu können, darf man sich nicht nur auf die Hunde konzentrieren, sondern muss auch in die Geschichte des Landes zurückgehen, in dem sie entstanden ist. Unbe­streitbar ist, dass die Geschichte der britischen Hunde eng mit den nor­dischen Hunde­rassen verknüpft ist. Vor allem die Wikinger beeinflussten maßgeblich die Entwicklung der Rassen auf den ­britischen Inseln. Auch nicht außer Acht lassen darf man sicherlich die nordischen Spitze.

In den Jahren ab 790 begannen sich die Raubzüge der Wikinger immer weiter nach Süden auszudehnen. Auf den langen Überfahrten begleiteten Hunde die damaligen Seefahrer aus dem heutigen Skandinavien über die Nord- und Ostsee. Es waren ­Hunde verschiedenster Schläge, die, so unvorstellbar es heute klingt, auch als lebendiger Proviant dienten. Betrachtet man nun einige dieser von den Wikingern mitgebrachten Rassen näher, vor allem die nordischen Hütehunde, lässt sich eine große Ähnlichkeit mit den heutigen britischen Hütehunden nicht abstreiten. Vor allem die ­Lapphunde, die es heute noch in verblüffend ähnlichen Fell- und Farb­strukturen wie die britischen Hütehunde gibt. Von Richard Strebel haben wir eine Beschreibung der Lapphunde aus dem Jahr 1904/05 „Hauptunterschied vom Lapphund zum Elchhund sind die nach Art des Collie nach vorne gekippten Ohren“. Typisch für diese Rassen war ein allen Wetterbedingungen angepasstes langes Oberfell mit dichter, weicher Unterwolle und kurzen Haaren am Kopf. Nebenbei bemerkt, könnte der ­Västgötaspets einer der Vor­fahren des heutigen Corgis sein.

In den Jahren um 1060 herum kamen immer mehr Franzosen nach Britannien, die selbstverständlich ebenfalls ihre Hunde mitbrachten. Viehzucht wurde auf der Insel zu einem immer größeren Wirtschaftszweig, die vierbeinigen Helfer immer unentbehrlicher. Gezielte Se­lektion auf Arbeitsleistung gewann bei der Verpaarung der Nutzhunde immer mehr an Wichtig­keit. Die nun bevorzugten Hunde sollten von gerin­gerer Größe sein, schnell und wendig die immer ­riesiger werdenden Schafherden hüten und vorantreiben. Schrift­liche ­Aufzeichnungen gibt es aus ­dieser Zeit leider nur sehr ­spärlich.

Ritterzeit und ­echte Schotten
Die ersten aussagekräftigen Bilder ­liefert uns die „Holkham Bible“ aus dem Jahre 1320. Eigentlich mehr einem „Bilderbuch“ gleichend, war diese Bibel für das einfache Volk gedacht, das damals zum größten Teil weder lesen noch schreiben konnte. Auf dem Bild ­„anunciation to the shepherds “ (Die Verkündigung an die Hirten) sehen wir einen Hund mit buschiger Rute und kurzen Haaren am Kopf, inmitten von Schafen und Hirten. Johannes ­Caius, Leibarzt am Königshof, beschreibt 1570 in seinem Buch
„De canibus Britannicis“ erstmals einen nach Anweisung des Schäfers arbeitenden Hund. ­Original Zitat „­Unsere Schäfer­hunde sind nicht ­massig und nicht groß, von kompaktem Körperbau, denn er hatte nichts mit dem blutdürstigen Wolfe zu tun … diese Hunde sollten entweder auf die Stimme, das Pfeifen oder das Winken ihres Herren hören“.

Bemerkenswerte Bilder von Schäfer­hunden tauchen 1766 in „Buffon’s Natural History“ auf. Er zeichnet bereits damals einen Shepherd dog mit auffallend spitzer Nase, ausgeprägten sogenannten Hosen (langes Fell über den Hinterbeinen) und buschiger Rute. Und Bewick ­präsentiert uns um 1792 einen „Scotch Sheep Dog“, der dem modernen Collie schon sehr nahe kommt. Eines der wohl schönsten Bilder hinterlässt uns ­Sydenham Edwards in seiner „Cynographica ­Britannica“ 1800. Auf diesem Bild sind vier Hunde in unterschiedlichsten Fellvarianten zu sehen. Von einheitlichem Aussehen konnte damals aber noch lange nicht gesprochen werden, die Arbeitsleistung war vor­rangig. Wie bei allen anderen Rassen ist es aber höchst wahrscheinlich, dass durch ­Selektion auf Hütetauglichkeit eher zufällig eine große Ähnlichkeit der Hunde unter­einander entstanden ist. Man muss auch davon aus­gehen, dass jede Gegend für die dortige Landschaft und Verwendung typische Hunde hielt. Manche etwas größer, andere kleiner, mit längerem oder kürzerem Haarkleid.

Unentbehrlicher Helfer
„Ohne seinen Colley wäre der Schäfer in den schottischen Bergen lebens­unfähig … 20 Männer wären nötig, die Arbeit eines einzigen Hundes zu verrichten … er folgt seinem Herren durch Mühsal und Not ohne sich zu ­beklagen.“ Das schrieb William ­Youatt 1845 über die Arbeit der Collies. Diese Hunde waren ausschließlich für das Hüten der Herden zuständig und ­hatten keine andere Aufgabe, sie waren absolute Spezialisten. Auf einer Hunde­ausstellung 1860 in ­Newcastle–on-Tyne wurden erstmals fünf Hütehunde gemeldet, vorher gab es keinen einzigen Ausstellungshund. Gewonnen hat damals eine Hündin, ausgestellt in der Klasse „pure scotch bitch“ ­(Reinrassige Schottische ­Hündin).

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden diese Hunde am britischen Königshof immer beliebter. Königin Victoria (1819-1901) war eine ­große Hundenärrin und besaß einige der damals eher noch wie ganz einfache Bauernhunde aussehenden Vierbeiner. Darunter auch ein rein weißer Rüde mit Namen „Squire“, das übersetzt so viel wie „Kavalier“ bedeutet. Immer wieder ließ sie sich mit ihren Hunden, allen voran ihr Lieblingscollie „Sharp“, abbilden. Ihrem „Sharp“, der 1879 im Alter von 15 Jahren in Windsor starb, ließ sie sogar ein Denkmal errichten. Nun wollte natürlich jeder so einen „königlichen Hund“ haben, und man kann fast von einem ersten großen „Collieboom“ sprechen.

Und dann kam „Old Cockie“, ge­boren im Jahr 1868 (gestorben 1882). Obwohl er seine erste Ausstellung gegen „Old Mac“ im Jahre 1871 verlor, wurde er einer der Stammväter der modernen Colliezucht. Im Jahr 1872 konnte er die Ausstellung in Birmingham, nun unter dem Namen „Cocky Boy“ gemeldet, wohl auch aufgrund seiner damals sehr seltenen sable (zobelbraun) Färbung für sich entscheiden. Gemeinsam mit zwei weiteren Rüden, dem schwarzen „Marcus“ und dem tricolor-farbigen (dreifarbig) „Trefoil“ legte Old Cockie den Grundstein für die heute so beliebte Rasse. Schon Trefoil entstammt einer sehr engen Linienzucht ausgewählter und ausgezeichnet arbeitender Schäferhunde, und ­diese enge Linienzucht wurde nun mit ­diesen drei Rüden fortgesetzt. Nur so war es möglich, mit „Charlemagne“, geboren 1879, nur 8 Jahre später bereits einen Collie zu erhalten, der schon so aussah wie unsere Collies heute.

Einer der wertvollsten Zuchtrüden, seinem Herrn Sam Boddington ein kleines Vermögen einbringend, war aber eindeutig „Metchley Wonder“. Geboren am 02.03.1886, wies er damals schon alle heute gewünschten „Schönheitsmerkmale“ eines Ausstellungscollies auf. 1000 englische Pfund, damals unglaublich viel Geld, brachte „Champion Christopher, ein Sohn von Metchley Wonder, seinem Besitzer ein, als der ihn nach Amerika verkaufte.

Allgemeine Verbreitung findet noch immer das „Märchen“, in den ­Collie wurden Setter und/oder Cocker ­Spaniels eingekreuzt, um das Fell ­feiner und länger zu machen. Nun habe ich wirklich lange, ausführlich und weit in der Zeit zurück recherchiert. Hinweise auf Einkreuzungen dieser Rassen konnte ich beim besten Willen nirgendwo finden. Mit dem Setter und/oder dem Cocker hätte man auch niemals diesen schmalen Kopf und die kleinen Ohren erreicht. Denn darin sind wir uns wohl alle einig, bei einer Verpaarung wird nicht nur die Fellstruktur weiter vererbt, ­sondern auch andere äußerliche Merkmale wie eben ein breiter Kopf und lange Ohren. Und das war ja beim Collie nun wirklich nicht erwünscht. Viele Pedigrees von damals sind er­halten, es gibt einige ausführliche Aufzeichnungen über die Verpaarungen, wir können also getrost davon ausgehen, dass im Collie, wie wir ihn heute kennen, mit Sicherheit kein ­Setter oder Cocker steckt. Der Collie ist und bleibt ein Vollblut Schäferhund.

Der Name
Einen der ältesten Hinweise finden wir bei Thomas Bewick aus dem Jahr 1790. Auf seinen ­Illustrationen ­bildet er einen Hund ab, den er „coaly“ nennt. Hugh Dalziel bezieht sich 1879 auf den weißen Kragen der Hunde und gibt das englische „collar“, für Halsband, als Ursprung an. Das ist aber wohl recht weit hergeholt, denn bei weitem nicht alle Hunde ­hatten diesen weißen Kragen. Thomas Gray gibt dem Rassenamen einen keltischen Ursprung und leitet Collie von ­„Cu-luth“ ab, wobei das „th“ am Schluss nicht gesprochen wird. „Cu“ bedeutet „Hund“, „luth“ wird mit „ausdauernder Kraft“ übersetzt. Auch bei der Schreibweise war man sich nicht ganz einig, verwendet wurde Coaly, Colle, Colly, Colley oder eben Collie.

Meiner persönlichen Meinung und allen Recherchen nach dürfte die ­einzig wirklich logische Erklärung die von Rawdon Briggs Lee sein. Er verknüpft den Rassenamen mit der damals gehaltenen ­Schafrasse ­„Coalley“. Diese Schafe hatten schwarze Beine und schwarze Köpfe und gehören einer alten, primitiven Hausschafrasse an. Da früher Hunde­rassen sehr oft nach ihrer Aufgabe benannt wurden (Deerhound = Hirschjagd, Foxhound = Fuchsjagd, usw.) scheint es folgerichtig, dass der damalige Schäferhund auch nach der von ihm zu hütenden Viehrasse benannt wurde, also „Coalley-Dog“.

Und Amerika?
Auch wenn Züchter Collies der ­amerikanischen Linie, wie wir sie ­heute kennen, es noch so oft und gerne behaupten: Es gibt KEINE alten amerikanischen Arbeitscollie-Linien. Wie alle in Amerika neu ­gezüchteten Hunde­rassen mit alten Namen z.B. auch die Cocker Spaniels, war der amerikanische Collie ebenfalls ausschließlich ein auf Schönheit und ­Größe gezüchteter Ausstellungshund. Er ist sozusagen die „Showlinie“ der alten schottischen Schäferhunde. Nicht mehr und nicht weniger. Der Collie amerikanischer Linie ist in der Regel auch etwas leichtführiger als der schottische, nicht so leicht überdreht und für Collieanfänger oftmals besser geeignet. Das aber bitte auf keinen Fall falsch verstehen, denn der Amerikaner ist keinesfalls ein Couchpotato. Auch diese Linie arbeitet ­gerne und kann sehr temperamentvoll sein, nur eben mit etwas mehr Größe.

„Gearbeitet“, also Hüte- und Treibarbeit verrichtet, haben in Amerika damals die Hütehunde, die von den Spaniern und einwandernden Schotten in die neue Welt mitgebracht wurden. Dabei handelte es sich meist um die alten britischen Hütehundschläge wie den English Shepherd, Welsh Sheepdog oder den heutigen ­Australian Shepherd. Garantiert aber nicht um den Hund, der in den späten 1930er Jahren als „Lassie“ berühmt wurde. Und die Hunde, die heute in den USA unter dem Begriff „Farm­collie“ gezogen werden, haben ihrerseits nichts mit dem rein auf Optik gezüchteten „Lassie-Collie“ zu tun.

Die amerikanische Ausstellungs­colliezucht gewann in den frühen 1880er Jahren immer mehr an Bedeutung. Also gut 600 Jahre ­später als die Hütehundezucht in Groß­britannien, wobei die ­britischen ­Hunde, die im 19. Jahrhundert nach Amerika exportiert wurden, auch schon nicht mehr viel mit dem hart arbeitenden Schäferhund der ­Schotten zu tun hatten.

Aus der Verbindung „Charlemagne“ mit seiner Schwester „Flirt“ fiel am 11.01.1882 der später für seine Zeit unfassbar erfolgreiche Rüde „Eclipse“. Die Töchter von „Eclipse“ waren in dieser Zeit die am häufigsten in die USA exportierten Hündinnen. 1890 ging der am 16.04.1887 geborene Rüde „Champion Christopher“ für 1000 Pfund an den Chestnut Hill Zwinger von Mitchell Harrison nach Philadelphia. Im Jahr 1890 folgte die Blue Merle Hündin „Blue Ruin“ ihren Rassegenossen in die USA, um dort die Zucht blue merle-farbiger ­Hunde zu forcieren. Alle heute lebenden Amerikanischen Collies gehen auf ­diese enge Linienzucht zurück, und alle diese Hunde hatten ausnahmslos nur eine Aufgabe: SCHÖN SEIN.

Da auch hier zahlreiche ­Pedigrees erhalten sind und wir ziemlich genau wissen, von welchen ­Hunden ­unsere heute so wundervollen „Amis“ abstammen, kann auch hier davon ausgegangen werden, dass im ­Collie amerikanischer Linie kein Barsoi steckt. Nirgendwo war auch nur ansatzweise ein Beweis dafür zu finden. Entgegen der allgemeinen Auffassung bin ich nach ausführlichsten Recherchen zu der Ansicht gelangt, dass hier innerhalb der Population schlicht und einfach immer die ­größten für die nächsten Verpaarungen ausgewählt wurden. Inzucht- und Inzestverpaarungen waren an der Tagesordnung.

Die Zucht heute
Gott sei Dank hat der Collie seinen Modehundstatus schon lange hinter sich. Doch wie bei allen Rassen, die einmal solch einer Mode unterlagen, und bei manchen, die heute noch Modehund sind, ging das auch am Collie nicht spurlos vorbei. Die enge Linienzucht verlangte ihren Tribut, und schon 1902 wurde Champion „Anfield Model“ als scheu, ­ängstlich und wesensschwach beurteilt. Trotzdem errang er unfassbare Ausstellungs­erfolge, wurde in die USA exportiert und unzählige Male zur Zucht ein­gesetzt. In den 1960er und 70er Jahren massenweise produziert, wurde hauptsächlich ein püppchenhaftes Aussehen und langes seidiges Fell gewünscht. Wie es unter dem Fell aussah, war egal, bzw. von so manch genetisch bedingter Erbschädigung wusste man einfach noch nichts. ­Heute ist man schlauer. Leider wird dieses Wissen um Genetik und Ver­erbung manchmal sträflich ignoriert.

Ich persönlich bin kein großer Freund des AKC (American Kennel Club). Es gibt dort keine für alle Züchter verbindlichen Zuchtordnungen, jeder Züchter kann sich selbst eine passende „basteln“. Im AKC dürfen Hunde noch immer an Ohren und Rute verstümmelt werden. Kupieren ist für viele Rassen PFLICHT, auch für den ­Australian Shepherd. Vorschriften über Gesundheitsuntersuchungen vor der Verpaarung existieren nicht. Auch das Durchtrennen der Stimmbänder ist in den USA üblich, und tatsächlich werden auf diese Art und Weise „ruhig gestellte“ Hunde nach Deutschland importiert. Es gibt keine Regelungen für sogenannte „Qualzuchten“, denn im AKC sind merle-merle Ver­paarungen erlaubt. Leider gibt es auch in Deutschland Züchter, die das ausnutzen und eigentlich bei uns verbotene Verpaarungen unter dem Deckmantel des AKC vornehmen. 
Was soll man dazu sagen?

Auch die augenscheinlich immer mehr in Mode kommende Kreuzung amerikanischer mit britischen Linien ist kritisch zu sehen. Wie schon erwähnt, gibt es im AKC keine vorgeschriebe­nen Gesundheitsuntersuchungen. Papier ist geduldig, und so manches Mal kann es passieren, dass man mit einem USA-Import die sprichwörtliche Katze im Sack gekauft hat. Die beim Schotten fast nicht vorkommende HD wird in die britischen Linien eingebracht, andere Erbdefekte werden verfestigt.

Die Eigenheiten
Die Rasse hat eine Besonderheit, die vielen Collies von uninformierten Haltern unglücklicherweise negativ ausgelegt wird, das auffallende „in die Luft Schnappen“. Nicht selten werden Hunde bei „Collie in Not“ mit der Begründung „Der Hund hat nach uns geschnappt“ abgegeben. Beachtet man die ­Rassegeschichte, ist das einfach ganz normales ­Collie-Verhalten. Die Hunde durften ­Schafe, die ja wesentlich empfindlicher sind als Kühe, nicht verletzen, nicht nach ihnen beißen. Um sich dennoch ­Respekt bei dem zu hütenden Vieh zu verschaffen, entwickelte der Collie im Laufe der Zeit, nicht zuletzt durch die Selektion auf NICHT BEISSEN, dieses extra­vagante „Luftschnappen“. Andere Rassen machen mit Winseln, Nasenstübern oder dem Anstupsen des Halters mit der Pfote auf sich aufmerksam. Der Collie „klappert eben mit den Zähnen“, und das ist definitiv nicht aggressiv gemeint. Wäre dem so, wären alle meine Collies „böse“ gewesen.

Erwähnt werden muss auch, dass Collies außerordentliche „Sprachtalente“ sind. In allen Tonlagen, von tiefen Brummtönen über anhaltendes Bellen bis zum höchsten Jaulen ist so ziemlich alles dabei, was die Stimmbänder hergeben. Doch oft ist es genau dieses immer „alles Kommentieren-müssen“, was diese Hunde so liebenswert macht. Ein Collie muss eben immer das letzte Wort haben.

Die Bürste – Der Feind in meinem Fell
Bitte bürsten Sie Ihren Collie keines­falls täglich. Es gibt tatsächlich wenige so pflegeleichte Rassen wie diese. Immer wieder werde ich auf das ­schöne Fell meiner Hunde ange­sprochen, und immer wieder denken die Leute, ich rücke ihnen jeden Tag mit Bürste und Kamm auf den Pelz. Mit zu viel Bürsten zerstört man das schützende Deckhaar, die Hunde sehen struppig und „abgefressen“ aus. Alle drei bis vier Wochen komplett durchzubürsten – mit dem richtigen Werkzeug – reicht völlig, höchstens im Herbst beim Fellwechsel etwas öfter. Täglich werden nur die Stellen hinter den Ohren und an den Innenseiten der Schenkel kontrolliert, ob sich eventuell Knötchen gebildet haben.

Es gäbe noch so viel zu erzählen
Über Collies sind viele Ereignisse überliefert. Zum Beispiel der aktenkundige Gerichtsbericht aus dem Jahre 1772 von „Yarrow“ dem Schafdieb. Erst gemeinsam mit seinem Herrn, ­später in Eigenregie stahl der Hund 186 Schafe anderer Schäfer. Beide, Hund und Herr, wurden zum Tode am Galgen verurteilt. Oder die Geschichte des Collies, der ein verirrtes Kind 4 Tage lang mit Nahrung versorgte, bis die Suchenden auf die Idee kamen, den Hund zu verfolgen und das Kind wohlauf fanden.
Erstaunliche Schilderungen, die den Collie schon vor vielen hundert Jahren zu dem gemacht haben, was er heute noch ist: Eine faszinierende Rasse mit Köpfchen.

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