Kind & Hund – Wahre Seelenfreunde

Von Yvonne Adler

Der Traum vieler Menschen − eine eigene Familie mit Kindern, Haus und Hund! Tiere können für Kinder eine große Bereicherung sein, wenn einige Regeln im gemeinsamen Miteinander eingehalten werden. Denn dann steht einem harmonischen Familienleben mit Kind und Vierbeiner nichts mehr im Wege und Kinder können in ihren Hunden wahre Seelenfreunde finden.

Kinder und Hunde können die allerbesten Freunde werden, wenn die Erwachsenen einige Grundregeln aufstellen, die jederzeit auch eingehalten werden müssen. Denn sie dienen nicht nur der Gefahrenprävention, sondern auch der Etablierung eines harmonischen und vertrauensvollen Familienlebens. Konkret bedeutet das − Kind und Hund müssen erzogen werden. Unbedingt sollte der gute gemeinsame Umgang aber auch von den Erwachsenen richtig vorgelebt werden.

Menschen und Hunde gehen echte Beziehungen ein. Dabei wird das Bindungshormon Oxytocin wie beim zärtlichen Streicheln zwischen zwei Partnern ausgeschüttet. Dieses Hormon ist gleichzeitig auch ein natürlicher Stress-Gegenspieler. Bei der Betreuung von Tieren werden im Gehirn die gleichen Belohnungssysteme aktiviert wie bei der Betreuung von Kindern. Das fördert die Bindung zwischen Eltern und Kind, zwischen Paarpartnern und auch zwischen Kindern und Hunden.

Von der Mensch-Hund-Beziehung profitiert der Mensch nachhaltig, denn durch Haustiere entstehen positive Effekte für das soziale Leben, die Entwicklung und das Wohlbefinden des Menschen. Nachweislich werden etwa der Blutdruck, das psychosoziale Wohlbefinden und die Genesung bei ernsten Beschwerden durch den Kontakt mit Haustieren positiv beeinflusst. Auch in der Trauerbewältigung spielen Tiere eine große Rolle für ihre Halter. Die Liste ließe sich lange weiterführen, hervorzuheben ist aber etwa die Steigerung des Selbstwertgefühls und die Kräftigung des Selbstvertrauens. Auch der Verlauf psychischer und physischer Krankheiten kann durch die Partnerschaft mit einem Hund eine positive Wirkung erfahren. Besonders vorteilhaft ist es, wenn sowohl menschliche als auch tierische Freundschaften in sozialen Verbänden geschlossen werden. Dabei muss die Freundschaft unter Tieren im engen sozialen Verband nicht unbedingt auf Leistung orientiert sein. Daraus erschließt sich, dass der Begriff einer echten Freundschaft für Tiere gerechtfertigt scheint.

Harmonisches Miteinander
Auch wenn man den eigenen Hund für den perfekten Familienhund hält, so kann es Tage geben, an denen auch der bravste und netteste Hund »anders« reagiert, weil er beispielsweise Schmerzen hat. Weder ein Kind noch ein Hund muss sich alles gefallen lassen. Daher sollte es Grundregeln für Kind & Hund geben.

Viele Hundehalter unterschätzen das Risiko, das von einem Familienhund ausgehen kann. Kleinkinder im Alter bis zu 6 Jahren werden bei Hundebeißunfällen meist vom eigenen Hund und nicht von einem fremden gebissen. Daher, die ALLERWICHTIGSTE Regel zur Gefahrenprävention ist − NIEMALS Kind und Hund allein lassen! Nicht mal für 1 Minute.

Gibt’s den perfekten Familienhund?
Ja! Ein guter und entspannter Familienhund kann jedoch nicht an einer Hunderasse oder an einer bestimmten »Mischung« festgemacht werden kann. Es ist immer das Individuum mit individueller Genetik, Wesen, Lernerfahrung, Persönlichkeit u.v.m. welches sich als guter Familienhund erweist. Nicht zuletzt spielt auch der Hundehalter mit seinem Verhalten und dem Umgang zu seinem individuellen Hund eine sehr große Rolle. Eine Erziehung und Ausbildung des Hundes sind daher unerlässlich.

Es macht auch Sinn, sich bei dieser speziellen Kind-Hund-Thematik fachliche Hilfe zu holen. Bereits vor der Anschaffung eines Hundes wäre es gut, sich vorab beraten zu lassen. Beim Einzug eines ängstlichen Hundes kann es zum Beispiel erforderlich sein, mehr Distanz zum Kind zu schaffen und dies vorab dem Hund beizubringen. Hier muss man unter anderem Managementmaßnahmen ergreifen, welche unter fachlicher Hilfe­­stellung einfacher umzusetzen sind.

Übungen für einen reibungslosen Alltag
Es macht Sinn, den Hund von Anbeginn an zu lehren, dass er bei Kinderbesuch in einem geschützten Bereich (beispielsweise ein anderes Zimmer) gut zur Ruhe kommen kann. Wenn man dies immer wieder, auch ohne aufregenden Besuch, übt, lernt der Hund, dass dieses Zimmer für ihn Entspannung und Wohlbefinden bedeutet. Dadurch wird bereits vorab ein positives Gefühl beim Hund erreicht, wenn er sich in die Ruhezone zurückziehen muss.

Bei Futter und Kaugegenständen sollte das Kind den Hund nicht stören. Es ist jedoch durchaus positiv zu sehen, die Erwartungshaltung des Hundes zum Thema »Futter und Kind« richtig zu beeinflussen. So kann es gut sein, wenn unter Anleitung das Kind dem Hund Futter geben darf (Futterschüssel hinstellen). Vorsichtig Leckerli mit offener Hand geben oder einen Kaugegenstand überreichen zählt hier auch dazu. Die Abnahme von Futter oder Kaugegenständen sollte der Erwachsene vornehmen, und vor allem sollte der Hund vorher positiv gelernt haben, etwas herzugeben, weil dadurch für den Hund etwas viel Besseres nachkommt. Stichwort Futterabtauschen bis das Kommando gefestigt ist.

Bälle und Wurfgegenstände sind für Hunde sehr interessant und aufregend, weil durch die schnelle Bewegung das Jagdverhalten beim Hund ausgelöst wird. Natürlich macht dem Hund »Nachhetzen« Spaß. Hier gilt es zu bedenken, dass sich diese erhöhte Erregungslage auch negativ auswirken kann. Maß und Ziel sind hier gefragt. Zudem ist es wichtig, dass der Hund soweit erzogen ist, nicht an Kindern mit Bällen hochzuspringen, und auch nicht meint, dass auch fremde Bälle für ihn bestimmt seien. Ein lustiges Spiel für Kind und Hund kann es sein, dass vom Kind ein Ball versteckt wird und der Hund dann den Ball suchen darf.

Der gemeinsame Umgang sollte Kind und Hund gelehrt werden. So macht es Sinn, dem Kind das richtige Streicheln zu zeigen und auch dem Hund beizubringen, welche Bereiche beim Kind beispielsweise abgeschleckt werden dürfen. Ein Einengen des Hundes durch Umarmungen vom Kind aus sollte unbedingt vermieden werden. Viele Kinder wissen (noch) nicht, wie fein und behutsam diese Berührung ausgeführt werden sollte.

Gerne übernehmen Kinder wichtige Aufgaben betreffend den Hund. Verantwortung zu übernehmen, gelobt zu werden, macht stolz. So können Kinder eigenständig die Leine holen, das Futter zubereiten und vieles mehr. Diese Liste mit Übungen kann noch weiter in Hinblick auf die unterschiedlichen Bedürfnisse von Kind & Hund fortgesetzt werden. Der respekt- und vertrauensvolle Umgang sollte dabei immer im Vordergrund stehen.

Kind und Hund lassen sich sehr von der Stimmungsübertragung und von Emotionen beeinflussen, hier liegt es an den Eltern, sich darin zu schulen und dies auch in das Familienleben mit einzubeziehen.

Wichtig ist vor allem, dass auch ausreichend Zeit für die Bedürfnisse jedes einzelnen, Mensch und Hund, gefunden wird. So kann ein harmonisches Familienleben entstehen und wird zur Bereicherung für alle Be­teiligten.

Hunde-Regeln und Präventivmaßnahmen

Fakten-Check: Hat der eigene Hund jemals gelernt, wie er sich Kindern gegenüber verhalten soll?

• Kinder sind kein Spielzeug und dürfen weder belästigt, gehütet, angesprungen oder gejagt werden.
• Kinderspielzeug gehört dem Kind.
• Auch in erhöhter Aufregung kann der Hund sich auf seinen Platz, in seine Ruhezone zurückziehen. Hier wird er keinesfalls belästigt – dafür aber gelobt!
• Jedes Deeskalationsverhalten des Hundes mit Distanzvergrößerung, beispielsweise das Abwenden oder Weggehen vom Kind, wird bestärkt.
• Der Hund sollte gelernt haben, dass Berührungen ausschließlich positiv sind und diese kein Problem für ihn darstellen.
• Der gemeinsame Umgang zwischen Kind und Hund wird vom Erwachsenen angeleitet und positiv für alle Beteiligten gestaltet.

Wie sollen sich Kinder bei Hunden verhalten?

• Hunde sind kein Spielzeug.
• Nachkrabbeln, Nachlaufen, ins Körbchen Klettern, müssen vom Kind ebenso unterlassen werden wie das Nachjagen oder dass der Hund in eine Ecke gedrängt wird. Ebenso darf das Kind ihn nicht anquietschen oder erschrecken.
• Futter, Wasser und Kaugegenstände sowie Spielzeug des Hundes sind für das Kind tabu.
• Der Kontakt mit dem Hund darf nur unter Anleitung und im Beisein eines fachkundigen Erwachsenen erfolgen.
• Der gemeinsame nette und respektvolle Umgang muss vorgelebt werden.
• Das Kind sollte im Umgang mit dem Hund und den »hundlichen Signalen« richtig geschult werden.
• Für fremde und unbekannte Hunde gelten andere Regeln! Hier muss immer der Besitzer gefragt werden, wenn man mit dem Hund in Kontakt treten möchte. Bei Unsicherheit am besten einfach ruhig mit dem notwendigen Abstand vorbeigehen.

Literaturquellen

• ARHANT, C., LANDENBERGER, R., BEETZ, A., TROXLER, J. (2016): »Attitudes of caregivers to supervision of child–family dog interactions in children up to 6 years – An exploratory study«, »Journal of Veterinary Behaviour«
• DE VRIES, C. A., GLASPER, E. R., DETILLION, C. E. (2003): Social Modulation of stress responses. Physiology an Behavior 79.
• ALLEN, K. M. (1995): Coping with life changes & transitions: The role of pets.
• ALLEN, K.M. (2003): Are pets healthy pleasure? The influence of pets on blood pressure. Current Directions in psychological science 12 (6), 236 – 239
• FRIEDMANN, E. and TSAI, C. C. (2006): The animal-human bond: Health and wellness. Animal-assisted therapy: Theoretical foundations and practice guidelines San Diego, Academic Press (2nd ed, pp. 95 -117).
• OLBRICH, E. & OTTERSTEDT, C. (2003): Menschen brauchen Tiere. Grundlagen und Praxis der tiergestützten Therapie. Kosmos, Stuttgart
• MASSEN, J. J. M., STERCK E. H. M. and DE • VOS, H. (2010): Close social associations in animals and humans: functions and mechanisms of friendship

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